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Grand Prix Camions d’Albi, der Samstag - Anthony Janiec erneut Meister

Grand Prix Camions d’Albi, der Samstag - Anthony Janiec erneut Meister

12. Oktober 2019Albi - Zum vierten Male wird der Grand Prix Camions d’Albi, das Finale der Französischen Truckracing-Meisterschaft, auf dem Circuit d’Albi ausgetragen. Dieses malerische Städtchen im Südwesten Frankreichs mit seinen 50.000 Einwohnern gilt ja nicht gerade als Motorsporthochburg. Jährlich zieht es allerdings zigtausende von Touristen nach Albi, die besuchen vor allem aber das Museum des berühmtesten Sohn der Stadt, Henri de Toulouse-Lautrec. Auch die Altstadt, die zu großen Teilen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ist ein touristischer Anziehungspunkt.
Dabei hat der Motorsport in Albi schon eine lange Tradition. Die Rennstrecke gehört sicher zu den ältesten in Frankreich, es gibt sie seit 86 Jahren. Der weltberühmte Circuit Bugatti in Le Mans ist 32 Jahre jünger. Vor mehr als 70 Jahren, 1946, war der Grand Prix d’ Albi als Großer Preis von Frankreich gar Teil der Fahrerweltmeisterschaft. Die italienische Rennfahrer-Legende Tazio Nuvolari errang hier damals seinen letzten Sieg in der Automobil-Königsklasse. Mit dem Argentinier Juan-Manuel Fangio gewann drei Jahre später der wohl immer noch berühmteste Rennfahrer der Welt den Grand Prix d’Albi. Mittlerweile sind die ganz großen Zeiten zwar vorbei, doch der Grand Prix lebt weiter, als ein Rennen historischer Rennwagen. In diesem Jahr zum 75ten Mal.
Ansonsten wird die Rennstrecke mehr für kleinere Rennen sowie für Präsentationen und Firmen-Events genutzt. Vor einigen Jahren fand sich eine Gruppe von lokalen Motorsportenthusiasten zusammen, um die Rennstrecke wieder mit mehr Leben zu füllen.
Zum vierten Mal gibt es so nun den Grand Prix Camions d’Albi, mittlerweile der jährliche Saison-Höhepunkt.
Am gestrigen Freitagabend gab es erstmals auch eine City-Parade. Während sich ein langer Konvoi mit vierundzwanzig RaceTrucks, einigen Showtrucks und Drift-Rennern sowie auch riesiger Bergefahrzeuge durch die alten und zum Teil doch recht schmalen Straßen in Richtung Stadtmitte zum Theatervorplatz schlängelte, waren sämtliche Kreuzungen an der Wegstrecke durch Polizei und Helfer kurzzeitig gesperrt worden, rote Ampeln hatten in dem Moment keinerlei Bedeutung.
Auf den Gehwegen standen staunend die Besucher und Bürger der Stadt, so etwas hatten sie sicherlich noch nicht erlebt.
Vor dem Theater waren lange Tische aufgebaut, an dem die 22 Piloten und zwei Pilotinnen eifrig Autogramme schrieben. TRO- und FFSA-Truckracing-Präsident Fabien Calvet erzählte unterdessen einiges zum Truckracing und insbesondere zum Championat de France Camions
Am heutigen Samstagmorgen begann dann schließlich das eigentliche Rennprogramm.
Mit vierzig Punkten lag Titelverteidiger Anthony Janiec auf seinem Lion-MAN beinahe uneinholbar in Führung. Sollte er im ersten Rennen vor seinen direkten Verfolgern – den Markenkollegen Thomas Robineau und Téo Calvet ins Ziel kommen, wäre ihm dann schon die erneute Meisterschaft auch theoretisch nicht mehr zu nehmen gewesen.
In den beiden Freien Trainings hatte aber zunächst einmal der in der Gesamtklassement viertplatzierte Lionel Montagne (Renault) die Nase vorn.
Im Zeittraining, der Qualifikation für die SuperPole sah das Bild dann schon wieder anders aus. Die schnellste Runde fuhr schließlich Robineau. Etwas überraschend waren sicherlich die großen Abstände zu den Verfolgern, knapp acht Zehntel zu A. Janiec, mehr als eine Sekunde zu Calvet und schon mehr als zwei zu L. Montagne. Schon vorzeitig suchte das führende Quartett – ebenso wie einige andere Piloten – wieder die Boxengasse auf, der Sprung in die SuperPole schien ihnen wohl auch so sicher.
Hier fuhr Robineau erneut die absolut schnellste Runde und sicherte sich so die Pole vor Janiec, L.Montagne und Calvet.
Nach der Mittagspause ging es ins erste Rennen. Sollte Robineau tatsächlich ernsthafte Titelansprüche geltend machen wollen, musste er gewinnen. So ließ sich der MAN-Pilot denn auch die Pole nicht streitig machen, A. Janiec klebte zwar direkt an der Stoßstange seines schärfsten Kontrahenten, hielt sich dann doch aber eher etwas zurück. Calvet trotzte L. Montagne gleich den 3. Platz ab, anschließend entfernte sich das Führungsquartett recht schnell von den Verfolgern.
In der dritten Runde blieb ein RaceTruck ziemlich unglücklich auf dem entferntesten Punkt der Strecke liegen und musste erst wieder flott gemacht werden. Zudem lagen ein paar Reifenstapel auf der Piste verstreut, folglich wurde ein SafetyCar rausgeschickt.
Im Gegensatz zur FIA European Truck Racing Championship gibt es in der Französischen Meisterschaft nur dann einen Rennabbruch, wenn es gar nicht anders mehr geht. In „leichteren“ Fällen kommt eben ein SafetyCar zum Einsatz.
Beim Restart hatte Robineau alles weiterhin fest im Griff, A. Janiec blieb auch diesmal ungewohnt zurückhaltend. Eigentlich musste der Lion-Pilot ja auch nur jeweils ins Ziel kommen, dann wäre ihm die erneute Meisterschaft nicht mehr zu nehmen.
Dritter wurde Calvet – er gewann so auch den „Young-Drivers-Cup“ – und konzentriert sich wohl ganz darauf, seinen 3. Gesamtrang gegen den auch hier viertplatzierten L. Montagne
zu verteidigen.
Vor dem zweiten Samstagsrennen hatte A. Janiec nun einen Vorsprung von 35 Punkten. Robineau hätte also mindestens 6 Zähler mehr holen müssen, um die Meisterschaftsentscheidung noch offen zu halten.
Infolge der umgekehrten Startaufstellung der sechs Erstplatzierten hatte Iveco-Pilot Patrick Chatelain die Pole vor Aurélien Herrgott auf DAF. Dann folgte auch schon das Führungsquartett aus dem ersten Rennen.
Chatelain hatte die Führung bereits vor der ersten Schikane an Herrgott verloren, gleich danach zog auch Calvet noch vorbei. Den übrigen Verfolgern leistete der Iveco-Pilot dann aber erst einmal erfolgreich Widerstand. Währenddessen baute das Führungsduo seinen Vorsprung weiter aus. In der 2. Runde musste dann auch Herrgott einsehen, dass er gegen den eindeutig schnelleren Calvet nichts würde ausrichten können, der junge MAN-Piloten zog locker vorbei.
Mittlerweile waren auch Janiec und Robineau an Chatelain vorbeigekommen, und dann musste erneut das SafetyCar auf die Strecke, es lag ein Reifenstapel mitten auf der Piste. Das ganze Feld rückte wieder zusammen, der jeweils schon herausgefahrene Vorsprung war für die Katz.
Für Calvet offensichtlich kein Nachteil. Gleich nach dem Restart hatte er schon wieder einen respektablen Vorsprung herausgefahren, und seine eigentlich schärfsten Widersacher mussten ja auch schließlich noch an Herrgott vorbei. Das dauerte zwar nicht lang, aber
Calvet noch einzuholen, hatten sie keine Chance mehr. Während der gerade mal 18jährige also einem souveränen Sieg entgegenfuhr, tat sich hinter ihm dann doch noch was.
Robineau ließ nicht locker, und A. Janiec gab dann einfach mal nach, denn bei dieser Konstellation war dem Lion-Piloten der erneute Titelgewinn eh sicher.
Hinter dem alten und neuen Meister belegte L. Montagne erneut den vierten Platz vor seinem Sohn Yorrick Montagne (Renault). Herrgott wurde schließlich Sechster vor Chatelain.

Impressionen:

Grand Prix Camions d’Albi, der Samstag - Anthony Janiec erneut Meister
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