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Jarama Drumherum

Jarama Drumherum

10. Oktober 2019Das Finale der FIA European Truck Racing Championship auf dem nahe Madrid gelegenen Circuito del Jarama war diesmal schon etwas anders. Einmal war die ganz große Spannung raus, sowohl in der Fahrer- als auch in der Team-Meisterschaft war die Entscheidung ja schon eine Woche zuvor gefallen, vor allem war aber auch die Stimmung zunächst recht gedämpft. Die Nachricht vom unerwarteten Tod von Hahn Racing Teamchef Conni Hahn hatte sich schnellstens verbreitet. Der Schock in der Truckracing-Family saß umso tiefer, da beinahe jeder im Paddock Conni erst wenige Tage zuvor zum Gewinn der beiden Meisterschaften – den sechsten Titel für Sohn Jochen und die Teammeisterschaft für „Die Bullen von Iveco Magirus“ – persönlich gratuliert hatte.
Für die Familie Hahn war es dann auch selbstverständlich, dass Jochen in Jarama antreten würde, Truckracing bestimmt nun mal mittlerweile ihr Leben. Und so demonstrierte Jochen Hahn auch beim Finale wieder deutlich, warum er so überlegen den Meistertitel gewonnen hat. Hier stimmt die Symbiose aus Mensch und – der von Hahn Racing selbst gebauten und auf die eigenen Belange ausgerichteten – Maschine.
In den Zeittrainings und den SuperPole-Runden gab es ja häufig nur minimale Unterschiede im Zehntel, Hundertstel oder gar Tausendstel Sekundenbereich. Doch die meisten schaffen so nur einzelne Runden, die Titelaspiranten ein ganzes Rennen - und Hahn in dieser Saison eben noch etwas besser als die direkten Konkurrenten.
Dass alle anderen Piloten seine überragende Leistung anerkennen und ebenso seine Fairness und Hilfsbereitschaft zu schätzen wissen, zeigte sich am Sonntagabend bei der FIA-Gala, als der Altensteiger zum wiederholten Male zum Fahrer des Jahres ausgezeichnet worden ist. Wahlberechtigt waren allein die Piloten der FIA European Truck Racing Championship.
Extreme Aufreger wie im vergangenen Jahr gab es diesmal nicht. Das heißt natürlich nicht, dass nur locker im Kreis gefahren wurde, ganz im Gegenteil. Gerade der zweite und der fünfte Platz im Fahrer-Championat waren ja noch extrem heiß umkämpft. Einmal zwischen Lokalmatador Antonio Albacete (MAN) und dem Tschechen Adam Lacko (Freightliner), und zum anderen zwischen dem deutschen MAN-Piloten Sascha Lenz und Norbert Kiss, dem zweifachen Europameister aus Ungarn auf Mercedes-Benz. Hier ging es bis zum Schluss extrem spannend zu. Schließlich hatte Lenz am Ende um gerade mal zwei Pünktchen die Nase vorn.
Beim Kampf um den Vizetitel wäre es beinahe noch enger zugegangen, hätte es nicht am Samstagabend die Zeitstrafe für Lacko gegeben. Im Prinzip war es ja eine ähnliche Situation wie bei dem schweren Massencrash vor einem Jahr an derselben Stelle. Allerdings wesentlich weniger drastisch sowohl bezüglich des Hergangs als auch der Folgen. Lacko erhielt als „Verursacher“ 10 Strafsekunden. Schließlich kostete dies den Tschechen 5 Punkte, Albacete brachte es einen Zähler mehr ein – summa summarum also 6 Punkte. Am Sonntagabend gewann der Spanier dann den Vizetitel mit 7 Punkten Vorsprung. Ohne die Strafe vom Samstagabend, die in keinster Weise zu beanstanden ist, wäre es am Ende noch sehr, sehr eng zugegangen.
Also spannend war es allemal.
Aber es hatte auch ein bisschen was wie Ferienstimmung. In Jarama herrschte genau das Wetter, dass man sich – vor allem als Zuschauer – so wünscht, wolkenloser Himmel, Temperaturen von 25 bis fast 30 Grad. Und gerade die Fans auf den Tribünen sind ja das, was dem Truckracing in Jarama das außergewöhnliche Flair verleiht. So werden denn auch die besonders geschätzt, die nicht ganz vorn mit dabei sind.
So erhielt der Franzose Dominique Orsini, dessen „ur“-alter Mercedes im Schnitt einfach rund 7 bis 8 km/h langsamer ist als die Spitze, mit den größten Applaus.
Am Abend fand schließlich die FIA-Prize-Giving-Cerenomy im gediegenen Ambiente eines Clubs, aber dennoch nicht weniger ausgelassen statt (Fotos unter FIA Preisverleihung), bevor die Feierlichkeiten mit einer riesigen Party im Paddock in einer sehr, sehr langen und lauten Nacht ausklangen.