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Zolder Drumherum

Zolder Drumherum

22. September 2019Der Circuit Zolder im Osten Belgiens, nicht weit von der deutschen Grenze, gehört zu den Traditionsstrecken im Truckracing. Schon seit den Achtzigern fahren die Truckracer hier ihre Meisterschaftsläufe aus. Altgediente Truckracing-Fans haben hier schon sehr nasse Rennwochenenden erlebt. Mit 800 mm Niederschlagsmenge fällt in Zolder pro Jahr rund 60 Prozent mehr Regen als beispielsweise in Most. Doch die überflutete Piste hatte es zwei Wochen zuvor in Tschechien gegeben. In Zolder genossen die Fans und die Truckracer dagegen nun phantastisches Spätsommerwetter.
Das Wetter sei eben auch nicht mehr das, was es mal war, wurde denn auch geulkt. Andere erinnerten dann aber schon mal an Albacete. Die Landschaft von Kastilien-La Manchea gilt als extrem trocken, die Niederschlagsmenge von Albacete liegt bei rund 440 mm. Vor mehr als zehn Jahren erlebten die Truckracer aber gerade dort ihr bisher nassestes Wochenende. Der Durchfahrtstunnel zum Paddock stand mehr als einen Meter unter Wasser. Ein wohl seit Jahren nicht mehr benutztes Tor musste erst einmal gängig gemacht und vom Gebüsch befreit werden, damit man überhaupt das Fahrerlager wieder verlassen konnte.
Dagegen war Most wirklich harmlos.
Aber es wurde nicht nur übers Wetter geredet.
Manche Piloten beklagten eine etwas sehr harte Gangart. Das zweite Samstagsrennen wurde insgesamt dreimal gestartet. Wenn im Truckracing ein Fahrzeug geborgen werden muss, wird das Rennen in der Regel abgebrochen. Bis der RaceTruck aus der Gefahrenzone entfernt worden ist, vergeht dann schon mal einige Zeit. Das restliche Feld steht inzwischen – unter Parc Fermé-Konditionen – in der Startaufstellung entsprechend der Zieldurchfahrt in der Runde vor dem Abbruch.
Die bis zum Abbruch zurückgelegten Runden werden als eigenes Rennen gewertet. Am Ende werden die Ergebnisse der Einzelrennen zu einem Gesamtergebnis addiert.
Der erste Neustart erfolgte entsprechend der ursprünglichen Startaufstellung. das gibt das Reglement bei weniger als zwei vollendeten Runden so vor. Der erste Abbruch war ja schon in der ersten Runde erfolgt. Der Zeitpunkt des zweiten Rennabbruchs war dagegen wohl nicht ganz so eindeutig, da möglicherweise ein Teil des Feldes die Ziellinie erst überquert hatte – und das auch schon unter „Full Course Yellow“ – als es Rot gab. Zählte nun die zweite Runde als absolviert oder nicht?
Ursprünglich wurden die Trucks in der Anfangsstartaufstellung gemäß der Qualifikation platziert. Anschließend gab es auf der Startgeraden ein großes Hin- und Herrangieren, und die Trucks stellten sich entsprechend der Zieldurchfahrt nach der zweiten Runde auf. So erfolgte schließlich mit einstündiger Verspätung auch der dritte Start. Am Ende gab es dann allerdings dennoch nur 11 gewertete Rennrunden – statt der eigentlichen zwölf.
Während dieses zweiten Teilrennens legten die Rennkommissare offenbar auch bei kleinsten „Vergehen“ das Reglement besonders streng aus. Dass ein Pilot in einem Rennen der FIA European Truck Racing Championship gleich vier Durchfahrtsstrafen verpasst bekommen hätte, darin konnte sich niemand erinnern.
Die Verspätung brachte die Veranstalter gegen Abend arg in die Bredouille. In Zolder herrscht nach 18:00 „Motor Silence“. Im Einzelnen heißt das, Fahrzeuge, die keine Straßenzulassung haben, dürfen ihren Motor nicht mehr laufen lassen. So konnte ein Rennen aus dem Rahmenprogramm auch nicht mehr beendet werden, obwohl man die Startprozedur schon massiv gekürzt hatte.
Motor Silence heißt es auch am Sonntagmorgen bis 10:00 Uhr, wegen der ja schon häufig erwähnten kleinen Kapelle inmitten der Rennstrecke. Das haben die Teams dann wieder genossen, insbesondere wenn sie schon an das nächste Rennwochenende in Le Mans dachten. Da geht es nämlich an beiden Tagen bereits kurz nach acht los.
Dabei kann es am Samstagabend – ganz abgesehen davon, dass hier eh die Nacht zum Tage gemacht wird – durchaus schon etwas spät werden.
Sollte nämlich der fünffache Champion Jochen Hahn (Iveco) auf dem Circuit Bugatti am Ende des ersten Tages fünf Punkte mehr geholt haben als sein schärfster Verfolger, MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP), wäre dem Deutschen der sechste Titel nicht mehr zu nehmen.

Impressionen:

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