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Most Drumherum

Most Drumherum

08. September 2019Das war ein schon ein recht ungewöhnliches Rennwochenende auf dem Autodrom im tschechischen Most, als die FIA European Truck Racing Championship in die zweite Saisonhälfte startete. Schönstes Sommerwetter am Freitag bei den Freien Trainings und der Cityparade der RaceTrucks ins Stadtzentrum, ebenso am ersten Renntag, dem Samstag, und auch noch am Sonntagvormittag verwöhnte Petrus die Truckracer und die Fans.
Und dann brach gegen Mittag urplötzlich dieses Unwetter mit den Extremregenfällen über Most hinein.
Im zweiten Teil der Sonntagsberichte – Wetterbedingt keine Sonntagsrennen – ist der anschließende Ablauf ausführlich beschrieben.
Rennfahrern wird ja grundsätzlich nachgesagt, im Rennen weder links noch rechts zu gucken, weder Freund noch Feind zu kennen und nur von dem Gedanken getrieben zu sein, „Wer bremst verliert!“. In Most aber reagierten die Piloten Gott sei Dank sehr besonnen.
Ganz im Gegensatz zu den Kollegen eine Woche später in Dänemark, als in einem Rennen des Citroen-DS3-Cup in einer ähnlichen Situation anschließend rund ein Dutzend Fahrzeuge an ein und derselben Stelle im Kies, im Reifenstapel und im Fangzaun hingen.
In Most ging dagegen ja alles bekanntlich sehr glimpflich ab.
Die Truckracer und die Rennkommissare waren sich offensichtlich der Haftungsgrenzen eines Rennreifens auf nasser Piste voll bewusst.
In dem blauen offenen Goodyear-Zelt im Paddock, wird immer wieder gefragt, ob die dort stehenden Rennreifen mit den eher ja nur angedeuteten Rillen in der Gummioberfläche denn nun Slicks oder doch Regenreifen seien. Anschließend sieht man immer wieder erstaunte Gesichter, wenn die Fans erfahren, dass es im Truckracing nur diesen Einheitsreifen gibt – für trockene und für nasse Pisten.
Während ein normaler PKW-Reifen im Neuzustand eine Profiltiefe von 7 bis 8 Millimeter aufweist, hat ein neuer LKW-Reifen – je nach Einsatzbereich eine solche von etwa 13 bis gar weit über 20 Millimeter. Die Rillentiefe im Goodyear-Rennreifen kann man so gerade mal fühlen.
Der normale LKW-Reifen verdrängt ein Vielfaches an Wasser im Vergleich zum Rennreifen.
Zudem wiegen große Zugmaschinen, so auch der in der FIA Championship eingesetzte PaceTruck, rund dreieinhalb Tonnen mehr als ein RaceTruck. So konnte denn auch der Mercedes-Actros in den beiden letzten Formation-Lap-Versuchen die Schikanen, die Kurven und die tiefen Wasserlachen offensichtlich locker passieren, während die Renner dahinter schon kräftig ins Schlingern gerieten und kaum das Tempo halten konnten.
Die Absage der Rennen war die einzig richtige Entscheidung, der alle letztendlich nur zustimmen konnten.
Weniger Zustimmung dagegen fand – zumindest im eigenen tankpool24-Team – die Bestrafung des Ungarn Norbert Kiss, nachdem er beim Start des ersten Rennens mit seinem Mercedes die weiße Linie überfahren hatte. Was er denn anderes hätte machen sollen, verteidigte sich Kiss anschließend, er wäre doch sonst voll auf den MAN von Antonio Albacete aufgefahren, der einfach nicht vom Fleck gekommen sei – siehe oben: erstes Rennfahrergesetz „Wer bremst verliert!“
An 6. Position immer noch hinter dem spanischen MAN-Piloten liegend wurde Kiss dann Mitte des Rennens zu einer Durchfahrstrafe verdonnert, die sein Rennen natürlich kaputt machte. Der Ungar kam letztendlich nur noch auf den 15. Platz. Das hieß dann auch 15. Startplatz für das Folgerennen. Damit gab für Kiss gleich zwei Nullrunden.

Impressionen:

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