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Hungaroring Drumherum

Hungaroring Drumherum

01. Juli 2019Der Drumherum-Bericht vom Saisonauftakt der FIA European Truck Racing Championship im italienischen Misano endete mit dem Pechvogel des Wochenendes, dem deutschen Iveco-Piloten André Kursim. Beim zweiten Lauf nun am Hungaroring gab es erneut jemanden, der vom Glück förmlich verlassen schien, den Europameister von 2017, Buggyra-Pilot Adam Lacko. Der Tscheche kam als Meisterschaftsführender mit zwei Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Jochen Hahn (Iveco) nach Ungarn. Nun führt der Deutsche das FIA-Championat an, was nicht unbedingt überrascht – doch Lacko ist nur noch Sechster mit einem Rückstand von 41 Punkten zu Hahn. Dabei gilt der Buggyra-Pilot doch allseits als ganz heißer Mitfavorit auf den Titel und nun büßte er an nur einem einzigen Wochenende 43 Zähler ein, ohne in einen Unfall verwickelt worden zu sein.
Was also war passiert?
Lacko fährt einen völlig neu konzipierten Freightliner mit neuem Motor.
Da kommen Kinderkrankheiten sicherlich nicht überraschend, andererseits spult wohl kaum ein anderes Team so viele Testkilometer runter wie Buggyra. Und beim Saisonauftakt zwei Wochen zuvor in Misano hatte es offenbar keinerlei Probleme gegeben.
In der FIA European Truck Racing Championship gibt es ein Tempolimit von 160 km/h. Um nicht bei der geringsten – unbeabsichtigten – Überschreitung dieses Limits mit drastischen Strafen rechnen zu müssen, gibt es da ein ganz kleines Fenster. Ausführlich beschrieben im Artikel vom 25.August 2018 „Truckracing erklärt: Overspeed“.
Diese Möglichkeiten innerhalb dieses Fenster wurden in den letzten Jahren bis zum letzten Zehntel ausgereizt. Auf etwas längeren Geraden, wenn die Trucks schon nach wenigen Metern ihr 160 km/h-Limit erreicht haben, waren ja immer wieder diese „Überschwinger“ zu hören. Es gab einen kurzfristigen Gasstoß, der RaceTruck erreichte dann den absolut höchstzulässigen Grenzwert, um dann sofort wieder etwas langsamer zu werden. Anschließend begann dieses Spielchen wieder von vorn – bis zur nächsten Kurve, wo man ja eh abbremsen musste.
In dieser Saison ist dieser Spielraum sehr viel enger geworden. Zudem werden Überschreitungen automatisch aufgerechnet und schon während des Rennens mit zum Teil ja drastischen Sanktionen belegt. (Appendix 4 der „2019 Sporting Regulations – FIA European Truck Racing Championship“ vom 5. Dezember 2018).
So sind denn auch alle Teams bei der Programmierung der Speedlimiter in ihren RaceTrucks mittlerweile ganz vorsichtig.
Mit den Strafen für Overspeed hatte sich der Samstag für Lacko erledigt, doch am Sonntag ging es ähnlich unangenehm weiter. Der 9. Startplatz in der SuperPole war für den Tschechen eigentlich schon nicht „standesgemäß“. Und im zweiten Rennen des Tages schied der Freightliner mit technischen Problemen aus.
Der zweite Pilot, der in Misano so ein fulminantes Rennen auf die Piste gelegt hatte, Lokalmatador Norbert Kiss, kam auf seiner Hausstrecke auch nicht wirklich richtig zum Zuge. In seinem tankpool24-Team hoffte man zudem wieder inbrünstig auf Regen. Den gab es ja tatsächlich auch in Hülle und Fülle – aber eben nicht wenn es auf die Piste ging. Die kräftige Sonne trocknete schließlich auch die letzten kleinen Pfützen auf dem Asphalt schnellstens wieder ab. Seinen einzigen Podiumsplatz an diesem Wochenende, Dritter im ersten Sonntagsrennen, hatte der Mercedes-Pilot dann schließlich auch nur dem Pech des Deutschen Sascha Lenz zu verdanken. Der MAN-Pilot musste seinen Renner in der vorletzten Runde bei einem für Kiss uneinholbarem Vorsprung mit einem eher lapidaren Lenkungsproblem abstellen.
Dabei waren Lenz und sein MAN in der letzten Saison die Zuverlässigkeit selbst, in jedem der insgesamt 32 Rennen hatte der junge Deutsche gepunktet.
Wer jetzt aber schon anfängt zu jubeln oder andererseits schon in „Verzweifelung“ verharrt, der sollte sich vor Augen führen, es stehen noch sechsundzwanzig Rennen an. Maximal kann ein einzelner Pilot noch 360 Punkte gewinnen – ein Fußballspiel ist ja auch noch nicht nach zwanzig Minuten endgültig entschieden.