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Truckracing erklärt: Overspeed

Truckracing erklärt: Overspeed

25. August 2018Die „Halbzeitpause“ der FIA European Truck Racing Championship gibt die Möglichkeit, einmal einzelne Begriffe zu beschreiben, die hier öfter verwendet werden, aber nicht unbedingt allen Besuchern des WebPortal „truckracing.de / truckrace.info“ – und das waren in den letzten zwölf Monaten insgesamt mehr als drei Millionen – auch geläufig sind.
So gibt es dann auch immer wieder Rückfragen aus der Fangemeinde und in der letzten Zeit vermehrt zu „Overspeed“ oder auch „Overspeeding“.
Bekanntlich gehört die FIA European Truck Racing Championship zu einer ganz seltenen Spezies im Motorsport, allein schon bezüglich der Größe und der Masse der Rennfahrzeuge. Zudem gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 160 km/h, und beides steht in einem Zusammenhang.
Tatsächlich könnten die Trucks, so wie sie auf den Rennstrecken an den Start gehen, wohl locker 230 km/h fahren. Auf einer speziell vorbereiteten Piste und mit geändertem Setup hat ein SuperRaceTruck aus der FIA ETRC ja schon an der 300 km/h-Marke gekratzt.
Doch aus Sicherheitsgründen hat man von Beginn an im Truckracing ein Tempolimit von 160 km/h eingeführt.
Kracht ein RaceTrucks mit seinen 5.300 kg und den erlaubten 160 km/h in die Begrenzungsmauern oder Fangzäune, beträgt die Aufprallenergie – also die Bewegungsenergie, die in diesem Moment abgebaut werden müsste – 5.235 Kilojoules, bei 230 km/h wären das schon 10.820.
Zum Vergleich, ein 40-Tonner mit 80 km/h entwickelt bei solch einem Aufprall eine Energie von 9.877 Kilojoules.
Es gab immer mal wieder Überlegungen, das Tempolimit im Truckracing etwas zu erhöhen. Doch bereits bei 180 km/h läge die vergleichbare Aufprallenergie bei 6.625 Kilojoules.
Auf die Formel 1 übertragen hieße das, um eine vergleichbare Aufprallenergie wie ein RaceTruck zu erreichen, müsste der Monoposto statt der 160 km/h schon über 430 km/h fahren, der höchste gemessene Top-Speed in der Formel 1 liegt aber bei „nur“ 370 km/h.
Die Aufprallenergie eines 180 km/h schnellen RaceTrucks würden der eines Formel 1-Monopostos mit Tempo 484 km/h entsprechen.
Die Einhaltung des Tempolimits wird im Truckracing seit vielen Jahren per GPS-Messung kontrolliert. Im Reglement ist auch klar festgehalten, was wie bestraft wird.
Wer länger als 2,75 Sekunden Overspeed hat, erhält 10 Strafsekunden.
Das steigert sich bis zur Disqualifikation bei mehrfachem Verstoß oder auch bei Overspeed über 8 Sekunden und mehr.
Ebenso wird man disqualifiziert, wenn man mehr als 170 km/h fährt.
Die RaceTrucks regeln sich automatisch ab, wenn die Grenze von 160 km/h erreicht ist. Setzt das System mal für einen Moment aus, bewegt man sich schnell in einem „strafbaren“ Bereich.
Im Laufe der letzten Jahre hat man aber auch den automatischen Speedlimiter bis zum Letzten ausgereizt. Auf langen Geraden, auf denen die RaceTrucks schon anfangs ihre 160 km/h erreicht haben, kann der Zuschauer immer wieder hören, wie der Motor kurz lauter wird, weil er mehr Gas annimmt, um dann sofort wieder leiser zu werden, und dann gibt es erneut einen Gasstoß, sofort wird es dann auch wieder leiser, bis dann eben vor der nächsten Kurve abgebremst werden muss.
Ganz kurzfristig für gerade mal 2,5 Sekunden wird das Tempolimit überschritten, danach wird wieder heruntergeregelt, dann geht es erneut für 2,5 Sekunden auf über 160 km/h, danach wieder runter, und so weiter.
Das richtig einzustellen ist Filigranarbeit, es geht dabei um Zehntel km/h.
Ändert sich der Reifendruck während des Rennens zum Beispiel etwas stärker, stimmen die vorab eingestellten Werte schon nicht mehr.
Hatte man beim Training, wenn man versucht, den Speedlimiter auf die Rennstrecke einzustellen, Gegenwind, beim Rennen dann aber Rückenwind, muss der Pilot während des Rennens den Speedlimiter selbst neu einstellen. Reduziert er das Tempo zu sehr, zieht er gegenüber der Konkurrenz schnell den Kürzeren, reicht die Temporeduzierung nicht ganz, handelt er sich schnell Strafsekunden oder im Extremfall gar eine Disqualifikation ein.