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Slovakiaring Drumherum

Slovakiaring Drumherum

27. Juli 2018Zum zweiten Male startete der Tross der FIA European Truck Racing Championship am Slovakiaring, circa 40 Kilometer südlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Die 2009 erbaute Rennstrecke liegt etwas abgelegen und bietet rund 10.000 Zuschauern Platz. Diesbezüglich ist der Slovakiaring sicherlich der kleinste Kurs im Truckracing-Kalender, mit knapp 6 Kilometern ist er aber der längste und vor allem auch der schnellste.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt um nahezu 15 km/h über der vom Truck Grand Prix am Nürburgring. Von den vierzehn ausgewiesenen Kurven haben es acht wirklich in sich. Dreimal geht es dabei rechts und fünfmal links herum. Die T6, eine schnelle Rechtskurve, deren Radius ungleichmäßig leicht enger wird, forderte dabei schon in den Trainingssessions ihre „Opfer“. Beim Herantasten an das maximal Mögliche gab es so auch einige Ausflüge ins ausgedehnte Kiesbett.
Auf dem Slovakiaring wurden die Reifen dann zudem noch bei dieser enormen Hitze extrem beansprucht, vor allem die vorne links. So gab es denn auch einige Teams, die hier von der Option der Jokerreifen – das sind Reifen über das Maximalkontingent hinaus, sechs können die Top-Ten während der kompletten Saison bekommen – intensiv Gebrauch machten.
Jeweils gegen Rennende konnte man nämlich erkennen, dass manche Piloten den Attacken ihrer Verfolger nichts mehr entgegen setzen konnten, offenbar hatten ihre Pneus stärker abgebaut.
Der vierfache Champion Jochen Hahn (GER) konnte seine Führung im Gesamtklassement weiter ausbauen, vielleicht gerade auch deshalb weil er seine Jokeroptionen entsprechend genutzt hatte.
Aber eben auch die Wochenendbestzeit von Hahn zeigte, welch großen Einfluss wohl auch die Asphalttemperaturen auf die Haftung der Pneus hatten. Im WarmUp am frühen Sonntagmorgen fuhr der Iveco-Pilot mit – gebrauchten – Reifen rund eine halbe Sekunde schneller als knapp zwei Stunden später in der entscheidenden Runde der SuperPole – mit neuen Reifen.
Mit 51 Zählern betätigte sich der Altensteiger nun schon zum dritten Mal in dieser Saison als eifrigster Punktesammler. Der Spanier Antonio Albacete (MAN), der dem Iveco-Piloten am Nürburgring beim Punktesammeln – wenn auch nur ganz knapp – noch den Rang abgelaufen hatte, schien nach seinem Sieg im ersten Rennen, da weitermachen zu wollen, wo er beim TGP aufgehört. Doch dann lief es ganz und gar nicht mehr gut für den Madrilenen. Am Sonntag blieb er völlig ohne Punkte. Zunächst war er wegen mehrfachen Overspeeding disqualifiziert worden, und das hieß letzter Startplatz im Schlussrennen. Hier kam er schließlich über den 11. Platz nicht hinaus.
Die sich häufenden Bestrafungen wegen Overspeed könnten letztendlich schon eine entscheidende Rolle spielen. Bei der enormen Leistungsdichte kann selbst eine 10-Sekundenstrafe für ein Überschreiten des Limits von 160 km/h schnell ein punkteloses Rennen bedeuten.
Auch der Engländer Shane Brereton, der am Samstag nicht nur beide Male die Wertung im Grammer-Cup der Chrom-Status-Piloten gewann, sondern sich sogar den Sieg im zweiten Tagesrennen holte und so auf dem besten Wege in die Gruppe der Top-Ten-Fahrer war, musste erfahren, wie Kleinigkeiten einen massiven Einfluss auf die Ergebnisse haben können. Am Sonntag reichte es für den MAN-Piloten dann gerade noch zu insgesamt vier Punkten.
Den so sehr begehrten 8. Platz, die Pole für das Schlussrennen, hatte dem Engländer zuvor nämlich der zweite tankpool24-Pilot Steffen Faas (GER) weggeschnappt – um gerade mal eine halbe Sekunde.
Als zu Anfang des letzten Rennens beide tankpool24-Mercdes-RaceTrucks, der des Ungarn Norbert Kiss und der von Faas, einträchtig nebeneinander hinter dem führenden MAN-Piloten René Reinert lagen, glaubte man im Team sicherlich nicht ernsthaft an ein Doppelpodium. Doch Faas zeige sein stärkstes Rennen in dieser Saison und konnte weitere FIA-Punkte holen.
Der Iveco von Steffi Halm (GER) und der Mercedes von Kiss lagen bei der Zieldurchfahrt im ersten Sonntagsrennen gerade mal 15 Tausendstel auseinander.
Im Schlussrennen passierten sechs RaceTrucks innerhalb von vier Sekunden die Ziellinie – es geht in dieser Saison der FIA European Truck Racing Championship wirklich sehr, sehr eng zu.
Das spiegelt sich letzendlich auch in der Championatswertung wider. Zwar hat Hahn hier derzeit einen relativ bequemen Vorsprung von 57 Punkten, doch zwischen dem tschechischen Titelverteidiger Adam Lacko (Buggyra Freightliner) auf dem zweiten und dem deutschen MAN-Piloten Sascha Lenz auf dem sechsten Platz liegen nur 35 Zähler.
Sechzig kann man allerdings an einem einzigen Rennwochenende gewinnen, und vier solcher Wochenenden haben die Truckracer noch vor sich.