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Coupe de France Camions, der Samstag in Albi – Anthony Janiec neuer Meister an einem Tag mit vier Rennabbrüchen

Coupe de France Camions, der Samstag in Albi – Anthony Janiec neuer Meister an einem Tag mit vier Rennabbrüchen

14. Oktober 2017Albi - Wie schon am im vergangenen Jahr findet das Finale des Coupe de France Camion im südfranzösischen Albi statt, mit 23 Piloten und einer Pilotin, Laurine Orsini. Der Circuit d’Albi hat eine lange Motorsporttradition, die Hoch-Zeit des Circuits liegt aber auch schon lange zurück. Vor über 70 Jahren gab es hier sogar mal einen Grand Prix von Frankreich, später startete hier noch die Formel 2 und Formel 3, dann wurden noch Auto- und Motorrad-Rennen eher auf Clubbasis und auch Fahrzeugpräsentationen durchgeführt – aber fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Das Gelände der Rennstrecke diente zudem auch hauptsächlich als Flugplatz, dessen Start- und Landebahn von der 3.551 Meter langen Piste umrundet und einmal sogar gekreuzt wird. Wenn also Rennbetrieb ist, gibt es keinen Flugbetrieb und umgekehrt.
In den letzten Jahren hat sich eine private Gruppe von südfranzösischen Motorsportenthusiasten zusammen gefunden, um dem Circuit d’Albi wieder etwas etwas größerer sportlicher zu verhelfen. So ist man denn auch besonders erfreut, hier nun schon zum zweiten Mal das Finale des Coupe de France Camion austragen zu können.
Bisher wird Albi ja hauptsächlich jährlich von Hunderttausenden von Touristen besucht, die sich weniger für Motorsport interessieren als für das, wofür dieses ausgesprochen schöne 50.000-Einwohner-Städtchen berühmt ist. Das Bischofsviertel zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO, unter den unzähligen Museen ist das von Toulouse Lautrec, dem berühmtesten Sohn der Stadt, sicherlich das bekannteste.
Doch nun ist man eben bemüht, auch Albis Motorsport-Vergangenheit wieder mehr Glanz zu verschaffen.
Ab heute standen aber die Rennen auf dem Circuit im Focus.
Ursprünglich schien die Vergabe des Meistertitels an den Lion-MAN-Piloten Anthony Janiec ja nur noch eine Formsache, sein Punktevorsprung uneinholbar.
Dann jedoch erlitt Janiec bekanntlich Anfang letzter Woche einen Unfall, dessentwegen der Franzose ja auch nicht beim Finale der FIA European Truck Racing Championship in Jarama an den Start gehen konnte. Doch Rennfahrer sind hart im Nehmen. So fühlte man sich unwillkürlich rund 20 Jahre zurückversetzt, als man sah, wie beschwerlich es für Janiec war, zu gehen und in seinen MAN zu steigen. Damals war es Gerd Körber, der auch nach einem Unfall förmlich in seinen RaceTruck gehoben werden musste, um auf der Rennstrecke zu zeigen, dass er von seinem Rennfahrerbiss nichts eingebüßt hatte.
Und auch Janiec, der ja gar nicht mehr aufs Ganze gehen, sondern nur noch in die Punkte fahren musste, demonstrierte in den Freien Trainings, dass er sich die Chance auf seinen ersten französischen Meistertitel natürlich nicht entgehen lassen wollte – auch wenn er für seine Verhältnisse doch eher zurückhaltend fuhr.
So reichte ihm im Qualifikationstraining auch locker der 3. Startplatz hinter seinem engsten Verfolger Thomas Robineau MAN und dem Renault-Piloten Lionel Montagne.
Würde Janiec diesen Platz auch im anschließenden Rennen holen, wäre ihm der Titel nicht mehr zu nehmen. Direkt hinter dem Lion-Piloten standen jedoch der VTR-Renault von José Teodosio und der Pole Gregory Ostaszewski, beide nicht bekannt dafür, dass sie so schnell klein beigeben würden. Erst dann kam mit dem 16-jährigen Teo Calvet (MAN) ein Lion-Teamkollege, der das Projekt „Meisterschaft“ nach hinten hätte absichern können.
Aber es kam ganz anders, Janiec hatte dabei auch gar keine Teamunterstützung nötig, er holte sich auch so den Coupe de France Camions.
Zwar musste Janiec schon anfangs Teodosio den Vortritt lassen, doch den vierten Platz ließ er sich dann nicht mehr abjagen. In der 5.Runde jedoch kam der dritte Lion-Pilot Louis Meric – das Team aus Lyon ist mit insgesamt gar vier Trucks am Start – zum wiederholten Male ausgangs der vorletzten Kurve von der Piste ab. Die Male zuvor war der junge MAN-Pilot wieder problemlos wieder auf den Asphalt zurückgekommen, diesmal jedoch trug es ihn weit ins Kiesbett, er verlor die Kontrolle, schoss zurück auf die Piste – der Rest versank in einer riesigen Staubwolke.
Was dann geschah, konnte man nur noch hören und ahnen. Direkt hinter Meric lagen Teo Calvet und Florian Orsini als Gastpilot mit einem tankpool24-Mercedes-RaceTrucks. Am Ende mussten gleich alle drei Trucks schwer gezeichnet die Segel streichen.
Das Rennen wurde mit reduziertem Feld neu gestartet, entsprechend der Reihenfolge in der Runde vor dem Crash.
Polesetter war erneut Robineau vor Montagne und Teodosio. Janiec ging vom 4. Startplatz aus in den 2. Abschnitt des ersten Rennens.
Nun drehte der MAN-Pilot den Spieß aber um, jagte Teodosio schon in der ersten Runde den 3. Platz ab und behielt den auch bis zum erneut vorzeitigen Rennabbruch. Diesmal war ein Truck in dieser ominösen vorletzten Kurve einfach geradeaus geschossen und im Kies stecken geblieben.
Da insgesamt zwei Drittel der Renndistanz gefahren waren, entschloss man sich, nicht mehr neu zu starten. Mit dem 3. Platz hinter Robineau und Montagne hatte Janiec seinen ersten Meistertitel im Coupe de France Camion endgültig besiegelt.
Wer nun aber geglaubt hatte, das restliche Renn-Wochenende würde ganz gemütlich über die Bühne gehen, und es würde auch keine Rennabbrüche mehr geben, der musste sich eines Besseren belehren lassen.
Von den in den spektakulären Unfall zuvor verwickelten Trucks, war nur der von Meuric nicht rennfertig geworden, Orsini stand mit dem tankpool24-Mercedes ganz am Ende des Starterfeldes, Teo Calvets MAN war nicht rechtzeitig in die Startaufstellung gefahren, deshalb musste der junge Pilot dem Feld aus der Boxengasse hinterher jagen.
Beide überholten schon in der ersten Runde eine ganze Reihe von Konkurrenten – aber bevor die überhaupt zu Ende war, gab es den dritten Rennabbruch des Tages, ein Truck war in einer prekären Stelle im Kiesbett stecken geblieben.
Der Neustart erfolgte in der ursprünglichen Startaufstellung – Teo Calvet wurde dabei aber nicht erneut in die Boxengasse „verbannt“.
Der Restart verlief relativ problemlos. Polesetter war – infolge der umgekehrten Startaufstellung im zweiten Tagesrennen – der vierte Lion-Truck der Renault mit Jean-Charles Maurie am Steuer. Doch wie schon zuvor zogen auch jetzt gleich wieder nach dem Start die Konkurrenten am gelben Renault vorbei.
Die Führung hatte Teodosio vor dem neuen Champion Janiec, Montagne und Robineau. So entfernte sich das Führungsquartett schließlich immer weiter von den Verfolgern, während Orsini und der junge Calvet erneut das Feld von hinten aufrollten und schließlich bis auf die Plätze fünf und acht vorfuhren.
Eigentlich war alles gelaufen – bis dann in der letzten Runde plötzlich der MAN von Janiec auf dem Renault von Teodosio hing, und sich beide abseits des Asphalts wieder fanden.
Erneuter Rennabbruch – diesmal natürlich ohne Neustart. Dem Zeitplan hing man mittlerweile eh mehr als eine Stunde hinterher, es wurde so langsam auch dunkel. Janiec wurde als Verantwortlicher für das Schwenken der Roten Flagge gemäß des französischen Reglements disqualifiziert.
Sieger wurde somit Teodosiso vor Robineau und Montagne.
Als bester Newcomer wurde Ostaszewski ausgezeichnet vor Teo Calvet und Aurelien Herrgott (DAF).

Impressionen:

Coupe de France Camions, der Samstag in Albi – Anthony Janiec neuer Meister an einem Tag mit vier Rennabbrüchen
Coupe de France Camions, der Samstag in Albi – Anthony Janiec neuer Meister an einem Tag mit vier Rennabbrüchen
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