Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Zolder Drumherum

Zolder Drumherum

24. September 2016War das schon eine Vorentscheidung im Titelkampf der FIA European Truck Racing Championship, als der Buggyra Freightliner des Tschechen Adam Lacko auf dem Circuit Zolder im ersten Sonntagsrennen, also in dem mit der doppelten Punktzahl, in Führung liegend mit Motorenproblemen ausschied?
In der Runde zuvor konnte man es schon hören, der Gyrtech-Motor klang nicht mehr gesund, und dann blieb der Buggyra auch schon stehen.
Lackos ärgster Konkurrent in der Meisterschaft, Jochen Hahn, gewann das Rennen beinahe kampflos, holte sich 20 Punkte und hatte mit einemmal 36 Zähler Vorsprung.
Das Podium war anschließend denn auch ganz in Hahn-Hand.
Alle drei Podium-Trucks sind Hahn-Erzeugnisse, und in solch einem beinahe historischen Moment gehörte natürlich Chef und Gründer von Hahn Racing, Konny Hahn, mit aufs Treppchen.
MAN-Pilot Jochen Hahn fuhr während des ganzen Wochenendes ausgesprochen konstant, hatte sich am Vortag schon den Sieg in dem wichtigen 20-Punkterennen geholt.
So sah man sich bei Buggyra möglicherweise etwas in Zugzwang, den Deutschen nicht zu weit enteilen zu lassen.
Während die MAN-Pilotinnen und -Piloten ihre Motorleistung nicht einfach mal so hochfahren können, ist man da bei Buggyra ja völlig autark.
Jedenfalls schien man Lacko für den Sonntag noch einmal eine Schüppe draufgelegt zu haben, sein Freightliner schoss ab wie eine Rakete.
Am Ende war das Team wohl dann doch noch froh, dass es „nur“ ein Injektor war, den Ersatzmotor hatte man am Vorabend ja schon in den Truck des zweiten Piloten Jiri Forman eingebaut.
So stand Lacko mit seinem Freightliner beim letzten Rennen zwar ganz am Ende des Feldes, fuhr dann aber anschließend wie entfesselt und wurde nach einem furiosen Rennen als Sieger abgewunken. Hahn ließ es dagegen ausgesprochen ruhig und abwartend angehen, der 2.Platz für den MAN-Piloten bedeutet, dass Lacko hier nur einen Punkt hatte gutmachen können.
Soviel habe sich durch die Nullrunde Lackos noch gar nicht geändert, schließlich könne ja noch jeder insgesamt 120 Punkte einfahren, und nicht zuletzt habe er ja schon mal die leidige Erfahrung machen müssen, wie schnell ein vermeintlich sicherer Vorsprung dahin schmelzen kann, meinte der deutsche MAN-Pilot doch eher zurückhaltend, bevor er ungewöhnlich früh am Abend gen Heimat aufbrach.
Mit den Gedanken war Hahn vielleicht auch schon in Hannover auf der IAA, standen dort doch PR-Termine für seinen Hauptsponsor Knorr und auch diverse andere Partner an.
Aber nicht nur Hahn verließ Zolder sehr viel früher als üblich, auch ein Teil seines Teams, der Teil, der für den RaceTruck von René Reinert zuständig ist, brach schon außergewöhnlich früh auf. Nachdem der blaue MAN zumindest optisch wieder auf Vordermann gebracht worden war, ging’s gleich ab Richtung Hannover. Dort ist der RaceTruck nämlich einer der großen Eyecatcher, aber nicht nur der MAN, sondern auch der tankpool24-Mercedes und der Schwabentruck-Iveco werden den Besuchern präsentiert.
Allerdings liegt die alle zwei Jahre stattfindende größte Nutzfahrzeugmesse der Welt für die Teilnehmer der FIA ETRC seit jeher ausgesprochen ungünstig, direkt vor den beiden entscheidenden Finalwochenenden.
Das tankpool24-Team hat mittlerweile für solche Anlässe einen Show-Truck, Schwabentruck lässt das Rennen in Jarama aus, und der Reinert-MAN wird direkt nach dem besonders publikumsträchtigen Wochenende aufgeladen und nach Spanien gebracht – auch wenn die IAA noch gar nicht zu Ende ist.
Denn gerade Reinert kann sich ein weiteres Null-Punkte-Weekend nicht leisten. Auf die Rennen am Hungaroring musste der Lausitzer Unternehmer ja wegen dringender kurzfristig anberaumter Geschäftstermine schweren Herzens verzichten.
Tatsächlich war der MAN-Pilot nämlich dabei seinen dritten Platz in der Championatswertung weiter zu festigen, fiel stattdessen aber erst einmal zurück.
Mit den guten Ergebnissen in Most und Zolder hat sich Reinert den 3. Rang zwar zurückgeholt - aber:
Der Endkampf um den 3.Podestplatz ist mittlerweile gar noch sehr viel spannender als der Titelfight. Schließlich hat der Deutsche nur ein Pünktchen mehr auf dem Konto als der ungarische Titelverteidiger Norbert Kiss mit seinem tankpool24-Mercedes.
Dem sitzt wiederum Reinerts Teamkollegin Steffi Halm im Nacken, und die junge Deutsche spürt schon den Atem ihres französischen MAN-Markenkollegen Anthony Janiec.
Tatsächlich trennen den Dritten vom Sechsten gerade mal 11 Punkte.
Solch eine dicht beieinander liegende Verfolgergruppe hat es bisher noch nicht gegeben, entsprechend spannend werden die beiden letzten Rennwochenenden verlaufen.

Impressionen:

Zolder Drumherum
Zolder Drumherum
Zolder Drumherum
Zolder Drumherum