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Spielberg und Misano Drumherum

Spielberg und Misano Drumherum

31. Mai 2015Das war nun also die erste „Doppelveranstaltung“ der FIA European Truck Championship in diesem Jahr – also zwei Rennen binnen Wochenfrist. Dieses Procedere kommt nun noch dreimal auf die Truckracing-Community zu.
Allerdings war diese Doppelveranstaltung „Spielberg-Misano“ eher eine der sinnvolleren, sind es doch vom Red Bull Ring in Österreich zum Misano World Circuit an der italienischen Adria nur rund 650 km. Andererseits ist es von Bayern aus nach Misano auf dem direkten Weg auch nicht weiter als von Spielberg aus. So sind denn Teams aus dem Süden Deutschlands erst noch einmal zurück in die heimischen Werkstätten gefahren, weil Reparaturen und/oder Modifikationen an den RaceTrucks anders nicht möglich gewesen wären.
Von denen, die sich also nicht wie die Mehrzahl direkt Richtung Italien begeben haben, hat jedoch niemand mit den massiven Wetterumschwüngen in den Alpen und sogar mit wegen Schneefalls kurzzeitig gesperrten Straßen gerechnet, schließlich war es ja schon Ende Mai.
Überhaupt war das Wetter eines der Hauptthemen.
Bereits in Spielberg waren die Truckracer ja am Mittwoch von einem Temperatursturz um knapp 20 Grad überrascht worden, und einige erlebten bei ihrer Anfahrt gar extreme Hagelschauer, die die Fahrzeuge nicht alle unbeschadet überstanden hatten.
Nach dem durchwachsenen Wetter in der Steiermark erwarteten alle für die Adria das gewohnt tolle Pfingstwetter. Schließlich begab man sich ja nicht nur von rund 700 Meter auf Meershöhe, man befand sich ja auch sehr viel weiter südlich, weit weg von der Wetterscheide Alpen.
Tatsächlich herrschte anfangs tatsächlich bestes Strandwetter, bis die Schlechtwetterfront auch in Italien angekommen war, es goss in Strömen. Man erinnerte sich gleich an Bilder von vor einigen Jahren, als während einer Moto GP-Veranstaltung die Boxen kniehoch unter Wasser gestanden hatten.
Moto GP war denn auch das Stichwort für den Donnerstag in Misano, war doch Italiens Superstar Valentino Rossi für einige PR-Runden auf seiner Maschine auf dem Misano World Circuit ins Paddock der Truckracer gekommen – allerdings streng unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Einigen soll es dennoch gelungen sein, mal einen Blick auf Rossi zu werfen.
Am Red Bull Ring exakt eine Woche zuvor waren ja schon fünf australische Superstars zugast, AC/DC. Die ließen sich zwar gern begucken, aber auch nur auf der riesigen Bühne. Dafür hatten mehr als Hunderttausend Fans kräftig in die Tasche gegriffen.
Die Mesnchenmassen, die das Murtal und Spielberg überschwemmten, waren schon gewaltig. Der Ort selbst hat ja gerade mal 5.300 Einwohner.
Für die Teilnehmer der FIA ETRC hatten die Organisatoren noch ein besonderes Schmankerl. Nach dem mittlerweile schon traditionellen Buffet-Empfang wurde zur Tribüne in der ersten Kurve geladen. Von deren Rückseite aus hatte man einen exzellenten Blick auf die AC/DC-Bühne, der Sound war eh kilometerweit zu vernehmen.
Gegen die über Hunderttausend Konzertbesucher wirken die 25.000 in Spielberg und die 35.000 in Misano zwar eher etwas bescheiden, dennoch waren die Veranstalter – gerade auch wegen des doch wirklich nicht einladenden Wetters – hoch zufrieden, auch mit der Präsenz der Aussteller aus der Industrie.
Auffällig präsent waren gerade in Misano Iveco und Mercedes-Benz.
Die Rennen in Misano sind häufig parallel zur „Automopromotec“ in Bologna, einem Treffpunkt der italienischen Logistikbranche, bei dem auch diverse Sponsoren aus der FIA ETRC vertreten sind. So nutzt man denn auch gern mal die Möglichkeit für einen Abstecher zum etwa 120 Kilometer entfernten Misano World Circuit.
Angesichts der massiven Regenfälle wird wohl mancher darauf verzichtet haben, waren doch auch auf vielen der Parkplätze rund um die Rennstrecke Gummistiefel die absolut beste Wahl.
Aber auch auf dem Circuit waren die im Vorteil, die regenfestes Schuhwerk dabei hatten.
Die reichlichen Regenfälle brachten auch die Rennkommissare ins Grübeln, es stand durchaus zur Diskussion, den Rennbetrieb zu beschränken. Eine zeitlang hieß es am Samstag, es werde nur ein Rennen gefahren, zumal man sich zuvor schon massive Verspätungen eingehandelt hatte.
Die langwierigen Bergungsarbeiten nach dem spektakulären Aufsetzer von Ellen Lohrs MAN auf den von René Reinert am Ende des 2. Freien Trainings dauerten bereits sehr lange, und nach der Qualifikation am Samstag blieb der Parc Fermé ewig geschlossen.
Nach dem ersten Rennen hieß es dann aber Tempo, Tempo, der Parc Fermé war wohl der kürzeste in der Geschichte der FIA ETRC.
Für die Geschichtsschreibung gab es aber auch noch einen echten Meilenstein zu vermerken. Ab dieser Saison werden ja auch in den zweiten Tagesrennen mit der umgekehrten Startreihenfolge der acht Erstplatzierten aus dem vorherigen Rennen volle Punktzahlen vergeben. Und so holte sich mit dem Ungar Norbert Kiss in Spielberg erstmals ein Pilot 80 FIA-Punkte an einem Rennwochenende.

Impressionen:

Spielberg und Misano Drumherum
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