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Le Mans Drumherum

Le Mans Drumherum

20. Oktober 2014Knapp 53.000 begeisterte Fans erlebten ein spannendes Finale der FIA European Truck Racing Championship auf dem Circuit Bugatti in Le Mans. Am Samstag gab es einen echten Spätsommertag, der Regen am Sonntag war auch recht verträglich, da haben die Truckracer Le Mans Mitte Oktober schon was ganz anders erlebt.
Die Stimmung im Paddock war sicherlich angespannt, es war ja auch extrem spannend – aber keinesfalls gereizt. Mit seinem Sieg gleich im ersten Rennen konnte der Ungar Norbert Kiss seinen Vorsprung in der Meisterschaftswertung gleich weiter ausbauen, seine beiden MAN-Markenkollegen Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete, die beiden Piloten, die Kiss den Titel noch hätten streitig machen können, hatten sich innerlich wohl damit abgefunden, nicht mehr Champions werden zu können.
Eigentlich hätte ja auch nur noch der Defektenteufel den Ungarn stoppen können, und das wünschte eigentlich niemand.
Denn auch wenn es schon sieben Jahr her ist, vielen war noch das Drama vom Finale in Jarama 2007 in Erinnerung, als der Schweizer Markus Bösiger (damals Buggyra) mit einem beinahe uneinholbaren Vorsprung von 26 Punkten ins letzte Wochenende startete. Auf dem Circuito del Jarama wurde er dann von einem Defekt nach dem anderen heimgesucht, bevor am Ende nach vielen Protesten und Gegenprotesten mit einem Pünktchen Vorsprung Meister wurde. So etwas wollte nun niemand mehr, dazu ist der Respekt voreinander viel zu groß.
Die Truckracinggemeinde ist eine große Familie, es geht hier anders zu als in eigentlich allen anderen FIA-Serien. Der Letzte im Feld genießt unter den Truckracern genauso ein Ansehen und einen solchen Respekt wie die Toppiloten. Das wurde wieder ganz besonders deutlich bei der abschließenden FIA Victory and Award Ceremony, als jeder, aber auch wirklich jeder, gefeiert wurde, wenn er auf der Bühne seinen Cup entgegennahm.
In einer kurzen Ansprache sagte denn auch der dreifache Europameister und diesjährige Vizechampion Jochen Hahn unter dem tosenden Beifall der mehr als 300 Gäste, wenn es die Piloten aus dem hinteren Starterfeld nicht gebe, dann gebe es auch die im Vorderfeld nicht, denn nur mit den paar RaceTrucks an der Spitze könnte man keine Rennserie bestreiten.
Auch neben den Rennen gab es wieder viel Action, die traditionelle Show am Samstagabend war schon extrem spektakulär. Das ist eben Le Mans, dann herrscht hier die Atmosphäre der 24-Stunden-Rennen, dann hat man fast den Eindruck, der Motorsport sei hier teilweise Nebensache.
Wenn die Saison zu Ende geht, herrscht nicht nur etwas Wehmut, es herrscht auch schon wieder Aufbruchstimmung. Die Truckracer sind es gewöhnt, schon ziemlich exakt mitgeteilt zu bekommen, wo denn wann im folgenden Jahr gefahren wird.
Nun aber gab es nichts Neues. Der nächstjährige Kalender ist weiterhin etwas zerklüftet mit einer neunwöchigen Sommerpause und viermal zwei Rennen mit je nur immer einer Woche Abstand.
Die Teams können einfach nicht verstehen, dass es für Ende Juni, wenn das Rennen im südfranzösischen Nogaro und der Truck Grand Prix am Nürburgring binnen Wochenfrist stattfinden soll, keine Alternative gibt.
Das würde ansonsten bedeuten, um die Zelte in Nogaro abzubauen, rund 1.300 Kilometer quer durch Frankreich in die Eifel zu fahren, die Zelte am Ring wieder aufzubauen, und dann auch noch Service zu machen, stünden gerade mal drei Tage zur Verfügung.
Wäre der TGP eine reine Zwei-Tage-Wochenendveranstaltung, gäbe es wohl keine so großen Probleme, der TGP ist aber das einzige Vier-Tage-Event in der FIA ETRC, hier geht es schon donnerstags los.
Die Trucks der Teams transportieren zwar Rennfahrzeuge sind selbst aber keine. Sie sind nicht nur an Geschwindigkeitsbegrenzungen gebunden, die Fahrer müssen auch gesetzlich vorgeschriebene Ruhepausen einhalten. Sie können nicht einfach von der Gascogne in die Eifel durchdonnern – offensichtlich hat man sich da bei der Terminplanung nicht ausreichend Gedanken gemacht.
Den Traditionstermin des TGP am Ring nehmen Bernie Ecclestone und seine Mannen für ihre Formel 1 in Anspruch. Der Ausweichwunschtermin der Truckracer, eine Woche nach der Formel 1, wird nun von den Radsportlern für ihr „Rad am Ring“-Event reklamiert.

Impressionen:

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