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Truckracing erobert die neue Welt

Truckracing erobert die neue Welt

22. März 2014Fabien Calvet, FIA-Koordinator der European Truck Racing Championship, plant schon seit jeher eine größere Internationalisierung der Serie. Er machte auch nie einen Hehl daraus, dass er sich sogar eine Weltmeisterschaft vorstellen könne. In seiner Funktion als Präsident der Truck Race Organisation TRO versucht er weltweit Hersteller für weitere Truckracing-Events auch außerhalb Europas zu gewinnen. Beim Truck Grand Prix 2011 betrachtete er dem WebPortal www.truckracing.de / www.truckrace.info gegenüber FIA-Rennen in der Türkei und später auch in Indien als erste Ziele.
Tatsächlich gab es im darauf folgenden Jahr schon ein Rennen der ETRC in Istanbul, für eine Veranstaltung in Indien waren die Voraussetzungen allerdings ausgesprochen schwierig. Einmal wegen der logistischen Herausforderung und der Kosten, das komplette Equipment des Truckracing-Zirkus über solch einen weiten Weg zu transportieren, zum anderen hatte sich die wirtschaftliche Lage der Nutzfahrzeug-Industrie zwischenzeitlich eher verschlechtert. Die Märkte waren nicht nur in Europa geschrumpft, sondern auch in Indien.
Umso mehr überraschte im Januar die Ankündigung von Tata Motors, dem ältesten und größten LKW-Hersteller Indiens, sich als Pionier zu engagieren und ein T1 Prima Demonstrations-Rennen in Indien veranstalten zu wollen. Dieses ein Rennen-"Championat“ ist in erster Linie gedacht, das Profil und Image der Lkw-Fahrer im eigenen Land zu verbessern. Im indischen von Kasten bestimmten Sozialwesen ist es wichtig, bei der ständig wachsenden Wirtschaft diesem Beruf eine größere Bedeutung zu verschaffen.
Dabei geht es um reinen Selbsterhalt, denn der Mangel an Fahrern in Indien stellt nicht nur für Tata sondern für die gesamte Branche eine existenzielle Bedrohung dar. Indiens größtes Flottenunternehmen, SVLL, auch Tatas größter Kunde, schätzt, dass etwa 40 Prozent der Flotte im Land brach liegt, weil es einfach nicht genügend Fahrer gibt. Für eine Generation, die mehr berufliche Alternativen besitzt als es sie je zuvor in der Geschichte Indiens gegeben hat, ist Trucks zu fahren eben nicht die einzige Berufsoption
So hofft Tata, mit den T1 Prima Rennen das Bild der Berufskraftfahrers auch verbessern zu können. Für R. Ramakrishnan, Vizepräsident für LKW und Bus bei Tata, braucht es aber auch noch mehr Veranstaltungen und die Beteiligung weiterer Hersteller, um eine wirkliche Änderung herbeizuführen.
Ein ebenso wichtiges Ziel des Rennens ist es, die sich auf einem Tiefpunkt befindende Stimmung in dieser Branche wieder anzuheben – nach mehr als 24 Monaten mit kontinuierlich sinkenden Umsätzen. Tata scheint hier auf dem besten Wege, hat man doch die wichtigsten Lieferanten-Partner, darunter prominente Namen wie Cummins, Castrol, und WABCO, als Sponsoren gewonnen – nicht nur für diese Auftaktveranstaltung, sondern auch für die Zukunft.
Bei der FIA-Veranstaltung am Sonntag werden 12 Tata Prima 4038.S Trucks präsentiert. Sie sind allesamt von der OEM in der eigenen Fabrik in Jamshedpur gemäß der technischen Vorschriften der Britischen Truck Racing Association BTRA hergestellt worden. Die Fahrzeuge starten in sechs Teams.
Wie berichtet werden die RaceTrucks von Fahrern aus der britischen Meisterschaft pilotiert, darunter die Top-Sechs der letzten Saison und der Rookie of the Year, Simon Reid. Das Cummins-Team geht mit dem 2013-Champion Mat Summerfield und sowie mit Reid an den Start. Ex-Europameister Stuart Oliver startet für seinen langjährigen Sponsor Castrol.
Anschließend soll, so hat Tata angekündigt, mit indischen Berufskraftfahrern und den Fleetowner-Kunden ein Konzept für eine Rennsport-Akademie diskutiert werden, um Fahrer für eine möglicherweise größer werdende indische Serie auszuwählen und zu trainieren.
Die Trucks selbst kommen mit ihren 370 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h zwar nicht an die Performance der europäischen Race-Trucks heran. Aber das werden die indischen Zuschauer nicht erkennen können, fahren die RaceTrucks doch schließlich erheblich schneller als die 40 km/h, mit denen LKWs in der Regel auf der indischen Autobahn unterwegs sind. Mit den erfahrenen englischen Profis wird man bei den „7-Tonnen-Race-Trucks“ein spannendes Rennen und eine spektakuläre Demonstration des TruckRace-Sports erleben.
Das erste Truck-Rennen ist ganz im Sinne Fabien Calvets. Leider ist der TRO-Chef wegen anderweitiger Verpflichtungen verhindert. Doch er kann sicher sein, dieses erste Truck-Rennen in Indien wird dazu beitragen, TruckRaceSport auch in diesem Teil der Welt zu etablieren.

Impressionen:

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