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Diffuser Himmel über Paris

Diffuser Himmel über Paris

13. Februar 2014Dieses Photo – aufgenommen am Vorabend der Sitzung der FIA-Truckracing-Kommission in Paris – spiegelt so ziemlich exakt das wider, was die Teilnehmer und Beobachter der Sitzung empfanden. Momentan können nur kleine Wölkchen den ansonsten eher schönen, blauen Himmel trüben – auch wenn am Horizont möglicherweise eine dunkle Front aufzuziehen scheint. An diesem Montag war nämlich bekannt geworden, dass einer der ganz großen Protagonisten der FIA European Truck Racing Championship beabsichtige, sein Engagement zum Ende dieser Saison massiv zu reduzieren. Zuvor war seitens des Vorstands dieses Unternehmens gegenüber einzelnen Teamvertretern schon angedeutet worden, dass der Rückzug von Renault Trucks Anlass genug sein könnte, eben auch das eigene Engagement zu überdenken – wenn sich nicht im Laufe der Saison andere Protagonisten intensiver am Truckracing beteiligen würden. Die interne Mitteilung im Mitarbeiter-Intranet schien da schon etwas eindeutiger.
Dennoch haben wir zugesagt, mit einer Veröffentlichung zu warten, bis es eine entsprechende offizielle Pressemitteilung des Unternehmens gebe.
Doch ganz Eifrige aus der Branche preschten schon hervor und malten zugleich auch den Untergang der FIA ETRC aus – Zitat Eurotransport: „Nun darf spekuliert werden. Sicher werden Veranstaltungen wie der Truck-Grand-Prix am Nürburgring oder die 24 Heures du Camion in Le Mans deshalb nicht scheitern sondern als Einzelevents weiterhin die Fans locken.“
Man beachte die Formulierung „Einzelevents“, als wenn es dann die anderen Rennen nicht mehr geben würde.
Doch schon vor über 10 Jahren, als Mercedes und MAN das Ende ihres Engagements bei den SuperRaceTrucks bekannt gaben, kamen ähnliche Unkenrufe auf. Doch anstatt dass die FIA ETRC das Zeitliche segnete, setzte sie zu einem neuen Höhenflug an. Und genau so sehen es auch die meisten Beteiligten, sie sehen die Möglichkeit endlich notwendiger Erneuerungen.
Denn das ist in solch einem Moment, wenn die gewohnten Bahnen verlassen werden müssen, zwangsläufig sehr viel leichter
Den ersten Ansatz lieferte die Truckracing-Kommission denn auch schon gleich mit – ab 2015 gibt es eine freie Motorenwahl. Früher war es so, dass ein Motor, der in einem RaceTruck eingesetzt wurde, auch in der Serie des Trucks verbaut sein musste. Danach gab es eine Lockerung, indem Truck und Maschine aus demselben Konzern stammen mussten. Und ab 2015 kann nun jedes Team den Motor frei wählen. Das wird bei den Trucks sicherlich eine größere Markenvielfalt zur Folge haben. Auch die Chancengleichheit wird erheblich größer, es haben eben nicht nur die, die massive Werksunterstützung erfahren, die Möglichkeit, ganz vorne mit dabei zu sein.
Diejenigen, die sich auf die Entwicklung von Rennmotoren spezialisiert haben, stehen schon Gewehr bei Fuß, anderen, kleineren Unternehmen bieten sich enorme, neue Chancen. Die Wolken am Horizont über Paris scheinen also bei weitem nicht so bedrohlich, wie mancher Schwarzseher es nun etwas voreilig schon meinte, kundtun zu müssen.