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Le Mans Drumherum

Le Mans Drumherum

22. Oktober 2013Es herrschte tatsächlich Friede, Freude, Eierkuchen beim 10.Lauf zur FIA European Truck Racing Championship in Le Mans. Und das bei einem Finale, indem sowohl der Titelkampf – zwischen den beiden MAN-Piloten Antonio Albacete (ESP) und Jochen Hahn (GER) – auf des Messers Schneide stand, als auch der Fight um den dritten Platz – zwischen dem Deutschen Markus Oestreich, dem Ungarn Norbert Kiss (beide MAN) und dem Tschechen David Vrsecky (Buggyra Freightliner) – noch längst nicht entschieden war. Kiss und Vrsecky waren nach dem Rennen zuvor in Jarama punktgleich und hatten zu Oestreich einen Rückstand von 32 Zählern. Aus dem Dreikampf um den 3. Platz hatte sich Vrsecky am Samstagabend schon verabschiedet, während Kiss den Abstand zum deutschen MAN-Kollegen auf 23 Punkte verkürzen konnte. Das war immer noch eine Menge Holz, aber Kiss präsentierte sich in Bestform, während Oestreich mit seinem „neuen“ Truck – denn es war ja eigentlich Albacetes Cepsa-MAN, der nach dem Crash in Jarama wieder repariert worden war – gar nicht so gut klar kam.
Wenn der Ungar nun also am Sonntag das Rennen gewinnen würde – die Chancen waren nicht schlecht, er ging von der Poleposition ins Rennen – und Oese vielleicht gar nicht in die Punkte käme, hätte der Ungar beste Chancen den langen Fuldaer noch vom 3. Platz zu verdrängen. Es kam nicht ganz so. Kiss wurde Zweiter und Oestreich holte sich nach schwieriger Aufholjagd gerade noch einen Punkt für den 10.Platz. Eine Durchfahrtsstrafe hatte Oese weit zurückgeworfen. Er habe beim Start die weiße Seitenlinie überfahren, und seit dem spektakulären Startcrash in Zolder, greift die Rennleitung bei so etwas rigoros durch. Dennoch war der Kampf um den 3. Rang in der Gesamtwertung äußerst spannend. Bei einem Sieg für Kiss im letzten Rennen müsste Oestreich nun mindestens Neunter werden, denn bei Punktgleichheit hätte der Ungar die Nase vorn. Beide hätten dann drei Siege, Kiss aber die weitaus höhere Zahl zweiter Podiumsplätze.
Doch nach nur einer Runde hatte sich die ganze Rechnerei erledigt. Kiss musste wegen eines Defekts aufgeben, der dritte Rang in der Meisterschaft war Oese nicht mehr zu nehmen.
Eigentlich noch spannender ging es ganz, ganz vorn, beim Kampf um den Titel zu.
Ein Plus von 11 Punkten hatte Albacete, als er zum Finale nach Le Mans kam. Acht davon büßte der Spanier im 1. Samstagsrennen ein, einen holte er sich anschließend wieder zurück. Am Sonntagmorgen ging es für den Spanier mit vier Zählern Vorsprung in den Finaltag, eigentlich gar nicht so schlechte Voraussetzungen. Doch die Körpersprache Albacetes sprach Bände. So sieht eigentlich niemand aus, der auf dem Weg zum Titel ist, Hahn dagegen strotzte vor Selbstbewusstsein. Sicher auch der Schwabe zeigte Nervosität, andererseits würde er, egal wie es käme, nicht wirklich verlieren. Er war der Verfolger, er hatte eine hervorragende Schlussserie hingelegt, und wenn es nur der 2. Platz gewesen wäre, niemand hätte es ihm übel genommen.
Am Ende des vorletzten Rennens des Wochenendes lag Hahn erstmals nach Nogaro wieder an der Spitze der Gesamtwertung und das mit 6 Punkten. Albacete durfte im Finalrennen nun also maximal 5 Zähler mehr holen als der Deutsche, denn bei Punktgleichheit hätte der Spanier aufgrund der höheren Zahl an Siegen den Titel sein eigen nennen können. Doch Hahn fuhr sehr besonnen und geschickt, hielt sich immer direkt hinter Albacete, so war ihm die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen.
Selten hat man in der FIA ETRC nach einem Rennen wohl solch einen deprimierten Drittplatzierten gesehen wie Albacete und solch einen strahlenden Vierten wie Hahn.
Und obwohl wirklich bis zum letzten Rennen noch nichts entschieden war, ging es ausgesprochen fair und friedlich zu.
Und auch ansonsten waren eigentlich alle zufrieden. Über 51.000 Zuschauer, da freute sich nicht nur der Veranstalter. Es gab nicht das für Le Mans vorhergesagte Sauwetter. An der traditionell aufwändige Show am Samstagabend hatten die Fans wieder ihren Spaß. Einzig samstags die Rennen bei schon einbrechender Dunkelheit, das war wohl für die Beteiligten weniger schön.
Eigentlich unverständlich, warum man nicht auch in Le Mans bereits am Freitag mit den Läufen zum Freien Training beginnen kann. Die im Rahmenprogramm gestarteten Nascars waren da ja auch schon auf der Piste. Für die FIA ETRC und auch für das ganze übrige Programm brächte dies samstags erheblich weniger Stress und natürlich auch einen früheren Schluss der Rennen – bei noch zumutbaren Lichtverhältnissen. Allein in diesem Jahr gab es bei sechs der insgesamt zehn Läufe der FIA ETRC bereits die Freien Trainings am Freitag, und an den meisten dieser Rennwochenenden gab es nicht ein so prall gefülltes Programm wie in Le Mans.
Am Ende wurde vom ACO, dem Veranstalter in Le Mans schon der Termin für das Jahr 2014 bekannt gegeben, es ist der 11. und 12. Oktober. Da will man dann ganz dick auf die Pauke hauen, denn in Le Mans wird Jubiläum gefeiert, die 30. Ausgabe der „24 Heures Camions“.

Impressionen:

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