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Halbzeit-Resümee

Halbzeit-Resümee

27. August 2013Natürlich wäre die exakte Halbzeit in der diesjährigen FIA European Truck Racing Championship nach dem 5. Lauf, dem Truck Grand Prix am Nürburgring, gewesen. Doch eine echte Pause gab es erst jetzt zwischen Smolensk und Most.
Nach dem TGP am Ring war keine Zeit - weder zur Regeneration noch für irgendwelche Verbesserungen. Nach dem Rennen in Russland gab es nun eine fünfwöchige Rennpause, und da wird bei den Truckracern nicht nur Urlaub gemacht. Bei MAN kann man dem Rest der Saison sicherlich ganz relaxt entgegensehen, vier Trucks unter den Top-Five, damit hätte man zuvor nicht unbedingt gerechnet. Der erfolgsverwöhnte Mario Kress, mit insgesamt zehn Titeln mit Buggyra und MKR-Renault erfolgreichster Renningenieur und Teammanager, wird dagegen noch eine Schüppe nachlegen wollen. Seine beiden Piloten Adam Lacko (CZE) und Markus Bösiger (SUI) liegen mit gut 130 bzw. 140 Punkten hinter dem spanischen Spitzenreiter Antonio Albacete (MAN) auf den Plätzen sechs und sieben. Auch wenn man noch maximal 240 Wertungspunkte einfahren kann, so lägen immer noch vier andere Piloten vor ihnen – sollte der Spanier in den letzten Rennen tatsächlich extrem schwächeln. Es wird schon schwer werden für Lacko und Bösiger, die Platzierungen im Championat des letzten Jahres – Dritter und Sechster – zu wiederholen.
Und auch in der Teammeisterschaft, in der MKR ja Titelverteidiger ist, scheint der Zug abgefahren. Fast 200 Punkte hinter dem Führenden, Truck Sport Lutz Bernau (Albacete / Oestreich – MAN), und gut 100 hinter dem Zweitplatzierten, Castrol Team Hahn Racing (Hahn / Mäkinen – MAN), da wird sich Kress in der Endabrechnung diesmal wohl mit dem 3. Platz zufrieden geben müssen.
Von so viel Pech wie MKR wurde aber auch ansonsten kein Top-Team heimgesucht. Lacko und Bösiger fielen infolge von Unfällen oder technischen Problemen jeweils sechs Mal aus oder aber so weit zurück, dass sie kein Chance mehr hatten, in die Punkte zu fahren. Trauriger Höhepunkt dieser schwarzen Serie war sicherlich das erste Rennen in Nogaro, als beide Renaults gleich anfangs bei demselben – aber nicht selbstverschuldeten Unfall – so stark beschädigt wurden, dass sich für sie der Renntag erledigt hatte. Da nutzte auch der Doppelsieg im letzten Rennen des Wochenendes nicht mehr viel.
Dass Bösiger und Lacko bisher jeweils dreimal ganz oben auf dem Podium standen, ist schön für die Siegerehrungsbilder, dennoch wird das allein den Ehrgeiz des Mario Kress nicht stillen. Der deutsche Teamchef mit Wohnsitz in Tschechien wird die Pause genutzt haben, um noch einmal nachlegen zu können. Bleibt nur zu hoffen, dass die Pechsträhne bei MKR jetzt auch endgültig zu Ende ist und Kress in Le Mans nicht der Satz des deutschen Fußballprofis Jürgen Wegmann in den Sinn kommt: Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.
Der deutsche Titelverteidiger Jochen Hahn stand dagegen „nur“ zweimal auf dem obersten Podestplatz – allerdings jeweils in den ersten Tagesrennen mit der doppelten Punktzahl – häufig aber auch auf den weiteren Podiumsplätzen – sechsmal Zweiter und fünfmal Dritter – und liegt rund 100 Punkte vor den beiden MKR-Piloten. Auch im Vergleich zu den 7 Rennsiegen von Spitzenreiter Albacete – die ihm ja allein schon 140 Punkte einbrachten – zeigt sich, die Kontinuität ist entscheidend, denn der Spanier hat trotzdem nur 17 Zähler mehr auf dem Meisterschaftskonto als sein Verfolger Hahn.
Rund 40 Punkte hinter dem Titelverteidiger liegt sein Landsmann und MAN-Markenkollege Markus Oestreich. Dem wiederum sitzt mit dem Tschechen David Vrsecky (Buggyra Freightliner) und dem Ungar Norbert Kiss (MAN) ein starkes Verfolgerduo im Nacken, das dem Deutschen den 3. Platz in der Gesamtwertung unbedingt noch abjagen möchte. Überhaupt sind diese beiden Piloten die Überraschung der Saison. Während Kiss, der das letztjährige Meisterschaftsauto von Hahn fährt, vorab durchaus schon mal als Geheimfavorit gehandelt worden war, hat mit dem starken Auftritt des zweifachen Einzel- und dreifachen Team-Europameisters Vrsecky wohl zu Beginn der Saison kaum jemand gerechnet. Der Freightliner ist ja nun auch nicht gerade das Neueste vom Neuen, er stammt noch aus der Buggyra-Kress-Zeit und wird vom Team letztendlich nur dem aktuellen Technikregelement angepasst. Ein großes Entwicklungspotential ist da auch nicht drin, technisch scheint der Freightliner ausgereizt.
Vier Rennwochenenden vor Saisonende sieht es also ganz so aus, als sei für MAN alles gelaufen, sowohl in der Fahrer- als auch in der Teamwertung. Die Frage lautet dann nur noch: Albacete oder Hahn und Truck Sport Lutz Bernau oder Castrol Team Hahn Racing?
Buggyra und MKR bleibt so als oberstes Ziel, der MAN-Phalanx möglichst oft noch in die Suppe zu spucken. Und dazu haben sie beim nächsten Rennen im tschechischen Most schon die beste Gelegenheit. Beide Teams sind nur wenig entfernt beheimatet, das Autodrome Most ist für beide die permanente Teststrecke, und Buggyra und MKR konnten hier schon immer groß auftrumpfen.

Impressionen:

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