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Misano Drumherum

Misano Drumherum

24. Mai 2013Da haben die Truckracer wirklich Glück gehabt mit dem Wetter. Vorher hat es an der italienischen Adria kräftig gegossen, und als die Truckracer fort waren, hat es wieder angefangen zu regnen – da war nicht mehr viel von dem häufig (auch hier an dieser Stelle) angekündigten Urlaubsfeeling. Während des Rennwochenendes hat sich Petrus aber nur von seiner besten Seite gezeigt, außer den paar Regentropfen am Sonntagmorgen waren die äußeren Bedingungen eigentlich traumhaft.
Richtig heiß darauf, dass es nach der langen Winterpause endlich losgeht, schienen die Truckracer selbst zu sein. Am Samstagmorgen knatterten schon über eine halbe Stunde vor dem 1. Freien Training die RaceTrucks durchs Paddock in Richtung des Tores zur Boxengasse. Nur das war natürlich noch geschlossen, denn üblicherweise stellt man sich erst 10 Minuten vor dem Training in Reih und Glied vor der roten Ampel an der Einfahrt zur eigentlichen Rennstrecke auf.
Dieser Enthusiasmus legte sich dann auch im Laufe des Wochenendes, man nutzte dann vielmehr jede Minute, um noch im eigenen Zelt am RaceTruck zu arbeiten. Enthusiastisch wird es aber wohl im Innern des Finnen Mika Mäkinen ausgesehen haben. Der MAN-Pilot, dem man kaum mal eine Gefühlsregung anmerkt – da ist er wie sein Landsmann aus der Formel 1, Kimi Räikkönen – gewann gleich zweimal und liegt in der Gesamtwertung auf Platz 3.
Dass sein deutscher Marken- und Teamkollege Jochen Hahn das Championat nach dem ersten Rennwochenende anführen würde, war eigentlich erwartet worden. Dass aber der Tscheche David Vrsecky mit seinem prinzipiell nicht mehr ganz taufrischen Buggyra Freightliner mit nur 2 Punkten Abstand härtester Verfolger des Titelverteidigers sein würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Da waren eigentlich eher die MAN-Piloten Antonio Albacete (ESP), Markus Oestreich (GER) und Norbert Kiss (HUN) erwartet worden. Bei den MAN-Tests in Nogaro fuhren sie schließlich nahezu auf einem Niveau mit Hahn. Allerdings waren die drei MANler auch nicht gerade mit Glück gesegnet, ganz im Gegenteil. Zum Teil waren sie gleich mehrfach in Crashs verwickelt, was sie einmal eh schon weit zurückwarf, und dann mussten sie zum Teil auf Anweisung der Rennleitung auch noch in die Boxengasse einbiegen, um lockere Plastikteile entfernen zu lassen.
Diese neue Regelung war überhaupt das Thema des Wochenendes. So soll verhindert werden, dass durch sich lösende und umher fliegende Teile Personen verletzt werden. Nur es kann sich niemand daran erinnern, dass so etwas je in einem Rennen der FIA ETRC passiert wäre. Hätte man diese neue Regelung in Misano konsequent angewendet, wäre in manchen Rennen die Hälfte der Trucks in die Boxengasse eingebogen. So könnte ein Rennverlauf schnell ad absurdum geführt werden.
Da besteht sicherlich dringender Diskussionsbedarf.
Truckracing ist ein Kontaktsport, gerade das mögen die Fans. Und dennoch ist in all den nun fast 30 Jahren Truckracing in Europa noch nie etwas wirklich Gravierendes passiert. Die RaceTrucks sind trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – ihrer fünfeinhalb Tonnen wesentlich sicherer als die Leichtbaurenner aus den meisten anderen FIA-Serien.
Etwas enttäuschend war sicherlich das Abschneiden der beiden neuen MKR-Renaults mit Adam Lacko (CZE) und Markus Bösiger (SUI). Nach der großartigen Vorstellung der nagelneuen Renaults am Freitagabend wird sich auch Teamchef Mario Kress ein paar Punkte mehr erhofft haben. Schließlich weiß man von dem deutschen Truckracing-Guru mit Wohnsitz in Tschechien, dass er nicht nur außerordentlich ehrgeizig ist, sondern dass auch niemand sonst so intensive Vorbereitungsarbeit leistet. Am zweiten Tag hatte sich Abstand der MKR-Renaults zur Konkurrenz ja auch schon erheblich verkürzt.
Das Team gehörte zu den ersten, die aus dem Paddock abreisten, für MKR eigentlich eher untypisch. Man darf sicher sein, dass Kress im Laufe des Wochenendes noch einige Ideen gekommen sind, die er unbedingt bis zum Rennen in Navarra noch umsetzen möchte.
Ansonsten ließen es die meisten Teams eher gemächlich angehen mit der Abreise. In Österreich, Deutschland und in der Schweiz herrschte am Pfingstmontag eh LKW-Fahrverbot, man hätte also erst wieder eine Ausnahmegenehmigung einholen müssen.
Manche Teams – gerade die aus Osteuropa – fahren auch direkt weiter Richtung Spanien zum nächsten Rennen in Navarra.
Wer das Rennwochenende in Misano noch einmal in bewegten Bildern und Farbe genießen möchte, der sollte am Samstag, den 25. Mai, um 10:45 unbedingt Sport 1 einschalten, da gibt es die halbstündige Reportage von TRO TV.

Impressionen:

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