Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Most Drumherum

Most Drumherum

17. September 2012Fünf Wochen lagen zwischen dem Rennen in Smolensk und dem 8. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship im tschechischen Most. Und man war allgemein gespannt, ob es Mario Kress, mit insgesamt neun Titeln erfolgreichster RaceTruck-Erbauer und Truckracing-Manager, nun gelungen sein würde, die unbestritten bestehende Lücke seiner MKR-Renaults zu den beiden Top-MAN von Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete (ESP) zu schließen. Der Abstand ist sicherlich enger, aber nicht geschlossen geworden. Denn weiterhin geben die beiden Führenden in der Gesamtwertung den Takt vor, wenn auch nicht mehr so eindeutig wie in der ersten Saisonhälfte. Bei MKR macht man allerdings auch keinen Hehl daraus, dass man weiß, bei der Titelvergabe nicht mehr mitsprechen zu können. Bei den Entwicklungsarbeiten scheint man gedanklich schon in der Saison 2013. Und somit ist auch klar, die ursprünglich auf drei Jahre angesetzte Kooperation bis Ende 2012 zwischen MKR und Renault-Trucks ist verlängert worden.
So konzentriert sich der Titelkampf nun allein auf die beiden MAN-Piloten aus Deutschland und aus Spanien. Titelverteidiger Hahn und der dreifache Champion Albacete liefern sich einen Kampf auf Messers Schneide. Technisch und fahrerisch sind sie auf einem Level, und so könnten schon kleinste Fehler oder auch Glück und Pech ausschlaggebend für den Titelgewinn sein. Umso wichtiger war es für Hahn, dass er nach seinem Pech im zweiten Samstagsrennen, als er nach dem Dreher seines finnischen Markenkollegen Mika Mäkinen bis ans Ende des Feldes zurückgefallen war, in einer beispiellosen Aufholjagd 15 Konkurrenten überholen und auf den 4. Platz vorfahren konnte. Da verlor der Mann aus Altensteig eben nur 3 Punkte auf den Sieger Albacete – es hätten sehr schnell auch 10 sein können. Und so konnte der Deutsche am Sonntagabend erneut als Führender in der Gesamtwertung nach Hause fahren.
Darüber freuten sich natürlich besonders die zahlreichen deutschen Fans unter den insgesamt knapp 80.000, und der Rest begeisterte sich am Sieg des Tschechen David Vrsecky im Abschlussrennen. Und auch der zweite Buggyra Freightliner mit Michal Matejowsky als Gastpilot überraschte positiv. Allerdings kennt der Sohn des früheren tschechischen Europameisters Stan Matejowsky auf dem Autodrom von Most auch jeden Stein.
Noch besser als bei Matejowsky lief es beim anderem Race-by-Race-Piloten, dem deutschen Gerd Körber auf Iveco. „Mr. Truckracing“ spielte all seine 24-jährige Truckracing-Erfahrung aus und machte denen, die ganz vorn an der Spitze mitfahren, das Leben reichlich schwer. Sein Lohn war – nach dem Truck Grand Prix am Ring – ein erneuter Podiumsplatz. Für das private Schwabentruck-Team, das insgesamt nur vier Rennen für die gesamte Saison eingeplant hat – als nächstes das Finale in Le Mans, ein wirklich überragendes Resultat. Ein weiteres Privatteam, das MB-Motorport-Team, war mit dem Rennwochenende nicht so zufrieden. Da half es auch nicht, dass mit Ellen Lohr eine nicht weniger prominente Pilotin am Volant des tankpool24-Mercedes saß. Der RaceTruck hat schon einige Jährchen auf dem Buckel und zudem auch noch etwas weniger Pferdestärken unter der Haube als die meisten Konkurrenten. Dennoch hat Lohr schon einige Punkte eingefahren, in Most sollten es noch ein paar mehr sein. Doch nachdem es am Samstag schon einige technische Probleme gegeben hatte, entschied das Team am Sonntag, gar nicht mehr an den Start zu gehen. Die Gefahr, sich noch einen kapitalen Schaden einzufahren, war einfach zu groß.
Am Samstagabend hatte noch ein weiterer Pilot mit großen technischen Problemen zu kämpfen, der Belgier Jean-Pierre Blaise. An seinem Renault versagte das Getriebe. Beinahe alle Ersatzteile hatte das Team, bis auf eine gebrochene kurze Ritzelstange. Da kam wieder das alte Truckracing-Familien-Feeling auf. Doch die im Paddock vorhandenen Teile passten nicht wegen unterschiedlicher Ritzel. Lutz Bernau hatte ein passendes Ersatzteil aufgetrieben, doch das lag einige hundert Kilometer entfernt und wäre frühestens am Sonntagmorgen gegen vier in Most gewesen. MKR-Boss Mario Kress wollte aus seiner rund 100 Kilometer entfernten Werkstatt ein komplettes Ersatzgetriebe holen lassen, und dann fand Schwabentruck-Chef Schorsch Glöckler in seinem Ersatzteillager tatsächlich ein passendes Teil. Am Sonntagmorgen startete der Renault, als sei nichts gewesen. Da fühlte sich so mancher alter Truckracing-Hase an die guten alten Zeiten erinnert.
PS.
Wir erhielten einige Emails zur Ergebnisliste des letzten Rennens am Sonntag. Dieses Rennen bestand ja aus zwei Teilabschnitten, und am Ende wurden die Zeiten der beiden Einzelrennen addiert. Und nur diese Gesamtzeiten wurden auch veröffentlicht und nicht – wie sonst üblich – die Abstände der Platzierten zum Sieger.

Impressionen:

Most Drumherum
Most Drumherum
Most Drumherum