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Smolenskring Drumherum

Smolenskring Drumherum

17. August 2012Insgesamt fünf Wochen liegen zwischen den Rennen am russischen Smolenskring und dem nächsten Event der FIA European Truck Racing Championship im tschechischen Most. Diese (gefühlte) Halbzeitpause – tatsächlich sind ja schon gut zwei Drittel der Saison vorüber – kommt den Truckracern gerade recht. Denn die sieben bisherigen Rennen gingen in gerade mal elf Wochen über die Bühne, dabei war das letzte Rennen das für die Teams wohl in jeder Hinsicht aufwändigste. Manche der Trucks waren beinahe insgesamt zwei Wochen unterwegs. Das Rennen in Russland war auch ein echtes Kontrastprogramm zum Truck Grand Prix am Nürburgring, mit seinen über 180.000 Besuchern, die bei strömendem Regen und Temperaturen im einstelligen Bereich teilweise schon wieder ihr Winter-Outfit hervorgekramt hatten. Am Smolenskring war es so wie schon in den beiden vorherigen Jahren, heiß, trocken und dann natürlich auch staubig. Leichte, bis sogar ganz leichte Kleidung wäre sicherlich angebracht gewesen – hätte es da nicht diese Millionen von Stechmücken gegeben. Die Wettervorhersage hatte ja Regen prophezeit, und der kam sogar noch. Allerdings erst am Sonntagnachmittag, gerade zu dem Zeitpunkt, als die Truckracer ihr Programm absolviert hatten. Es traf dann aber die Piloten der beiden abschließenden Rennen aus dem Rahmenprogramm, sie rutschten denn auch nur noch ganz vorsichtig über die glitschige Piste.
Insgesamt, so schätzte ein Sprecher des Organisators Sharks Group, waren es an allen drei Tagen insgesamt knapp 20.000 Besucher. Viele Tribünenplätze bietet der Smolenskring ja nicht, und so herrschte in dem kleinen Fahrerlager auch ständig dichtes Gedränge. Genauso dicht gedrängt war das Programm für Fahrer und Teams.
Wenn die Piloten nicht im Cockpit saßen, hatten sie Autogrammstunden oder gaben Interviews. Am Samstagabend gab es eine ausführliche Pressekonferenz und anschließend eine Party auf dem Boxendach. Allerdings konnten nicht alle dabei sein, denn für manche gab sehr viel Arbeit, teilweise bis weit in die Nacht. Insbesondere das MKR-Team hatte nach dem spektakulären Turboplatzer am Renault des Schweizers Markus Bösiger und dem noch spektakuläreren Unfall seines deutschen Teamkollegen Markus Oestreich alle Hände voll zu tun. Noch mehr beschäftigt waren die Mechaniker des Frankie OXXO Racing Teams. Von dem Auftritt in Russland hatte man sich in dem multinationalen Team viel versprochen – nach all den Problemen in der ersten Saisonhälfte. Schließlich war dies ja auch das Heimrennen des dritten Team-Piloten, des St. Petersburgers Alexander Lvov. Doch das Wochenende war gekennzeichnet von technischen Problemen, hauptsächlich mit den Getrieben.
Die MAN von Lvov, Frankie Vojtisek (CZE) und Norbert Kiss (HUN) kamen nicht so richtig in Schwung. Und als es dann bei Kiss im letzten Rennen etwas besser zu laufen schien, kam dieser verheerende Crash. Die Experten rätselten noch zwischen gebrochenen Bremsscheiben oder eines Defekts an der Hinterachse.
Neben Lvov waren noch zwei weitere russische Piloten am Smolenskring am Start. Jurii Egorov und Mike Konovalov vom neuen Red Ice Racing Team fuhren abwechselnd den zweiten Buggyra Freightliner, waren damit allerdings auch nicht viel glücklicher als Lvov mit seinem MAN.Denn auch der Freightliner hatte technische Probleme.
Während nun die Meisten die Zeit bis Most sicherlich zum Ausspannen nutzen werden oder aber ihrem zivilen Job nachgehen – denn man sei noch einmal daran erinnert, die große Mehrheit derer, die sich in welcher Form auch immer im Truckracing engagieren, tun dies ja in ihrer Freizeit – werden andere die Zeit nutzen wollen, um verlorenes Terrain zurückzuholen. Und da scheinen die Mannen um MKR-Chef Mario Kress auf dem richtigen Weg. Denn der Renault des Schweizers Markus Bösiger, der am Smolenskring so ein bisschen als Testwagen fungierte, war eindeutig das schnellste Gefährt im Stall. Doch bleiben die beiden Top-MAN vom deutschen Titelverteidiger Jochen Hahn und seinem spanischen Kontrahenten Antonio Albacete das Maß aller Dinge. Sie zu schlagen scheint nicht mehr unmöglich, sie aber von der Spitze der Gesamtwertung zu verdrängen illusorisch. Zu groß ist mittlerweile der Vorsprung der beiden MAN-Piloten. Hahn und Albacete werden den Titel wohl unter sich ausmachen.

Impressionen:

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