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Truck Grand Prix Drumherum

Truck Grand Prix Drumherum

24. Juli 2012Am frühen Morgen des Truck Grand Prix-Freitag trafen wir Rennleiter Ralf Fuß auf seinem Weg zur Arbeit. Es nieselte leicht, für den weiteren Tag war noch richtig dicker Regen vorhergesagt. Bei diesen trüben Aussichten meinte Ralf Fuß leicht frustriert, „In so einem Großevent steckt ein Jahr Vorbereitungsarbeit, und dann gibt’s solch ein mieses Wetter. Hoffentlich kommen dennoch ausreichend Fans.“
Trotz des sehr bescheidenen Wetters kamen die Fans kamen in Scharen. 180.000 waren es insgesamt. Bei besseren äußeren Bedingungen wäre die 200.000er-Marke sicherlich wieder einmal geknackt worden. Ganz ärgerlich war dieser Dauerregen für die vielen Trucker, die sich für den großen Korso am Sonntag angemeldet hatten. Auf den Wiesen unten in der Müllenbachschleife hatten sie sich wie jedes Jahr teilweise schon seit Mittwoch in Reih und Glied aufgestellt. Als es dann endlich losgehen sollte, waren die schweren Trucks häufig so tief eingesackt, dass sie erst mühsam befreit werden mussten. Der Korso, für viele der Höhepunkt eines Truckerjahres, fiel aus.
Die Truckracing-Fans – insbesondere die deutschen – waren ansonsten mit ihren Truckrace-Idolen wohl höchst zufrieden. Jochen Hahn hat mit seinem MAN die Führung in der Championatswertung zurück erobert und gleichzeitig wieder einmal die Wahl zum populärsten Truckracer am Ring gewonnen. Markus Oestreich stand nach einem rabenschwarzen Beginn beim letzten Rennen gar ganz oben auf dem Podest. Gerd Körber wird die den Ring besuchende Chefetage von Iveco schwer beeindruckt haben, fuhr er doch schließlich als Race-by-Race-Pilot nicht nur in jedem Rennen in die Punkte, „Mr. Truckracing“ stand dann auch noch gleich zweimal auf dem Podium.
Körbers weibliches Pendant, Ellen Lohr, die Grand Dame des Truckracing, holte mit ihrem tankpool24-Mercedes – der technisch eher auf dem Stand von 2006 ist, als das Fahrzeug letztmals in der Truck-EM im Einsatz gewesen war – die ersten Punkte für das Team – und dann gleich fünf an der Zahl. Die zweite deutsche Pilotin, Steffi Halm, die in diesem Jahr nur sporadisch den MAN des französischen Lion-Teams in den Läufen der FIA European Truck Racing Championship fährt und ansonsten mit ihrem Truck die Nationale Französische Meisterschaft aufmischt, fuhr auch gleich mehrfach in die Top-Ten, ebenso wie ihr französischer Teamkollege Ludovic Faure. Und das sorgte bei manchem Punkteberechner für ein erhebliches Schlamassel. Denn die beiden Lion-Trucks-Piloten konnten gemäß Paragraph 4.1 des FIA-Reglements keine Punkte mehr erzielen.
Rene Reinert schließlich hat in den FIA-Läufen sehr viel Pech gehabt, dann aber – Reinert war einer der wenigen Doppelstarter – im Mittelrhein-Cup so richtig abgeräumt. Sieg am Samstag und auch am Sonntag noch mal aufs Podium, das hätte sich der MAN-Pilot zuvor wohl kaum träumen lassen. Und im Mittelrhein-Cup ließ es auch Familie Lenz so richtig krachen. Für Vater Heinz-Werner reichte es zwar nicht ganz fürs Podium, doch den Sprung schaffte dann Sohnemann Sascha und revanchierte sich damit für die Niederlage gegen seinen Vater beim Freitags-Go-and-Stop.
Der Truck-Grand-Prix ist ja nicht nur Truckracing, er ist ein riesiges Truckerfestival mit Live-Konzert und eben auch eine Messe der Nutzfahrzeugindustrie. Die Protagonisten im Truckracing, MAN und Renault-Trucks hatten wieder Tausende von Geschäftsfreunden und Kunden geladen, die sich nicht nur an den spannenden Rennen erfreuten, denen man natürlich auch gleich die neuesten Entwicklungen und Produkte näher brachte.
Wenn auch nicht ganz in dieser Größenordnung, so drängelten sich aber dennoch auch im Zelt von Meritor die Kunden und Freunde des Hauses. Sie hatten eigentlich fast immer Grund zum Strahlen, schließlich sind die meisten RaceTrucks mit Meritor-Hinterachsen oder -Bremsen unterwegs. DKV gehört zu den ältesten Hauptsponsoren des Truck-Grand-Prix, und wie in jedem Jahr, war das DKV-Zelt wieder einmal brechend voll. Bei Iveco war der ausgestellte Dakar-Truck ständig dicht umlagert, doch den Vogel unter den Ausstellern schoss wieder einmal Mercedes-Benz ab. Der komplette Helikopter-Platz, mehrere tausend Quadratmeter, waren Mercedes-Land. Im letzten Jahr hatte man im großen Stil den neuen Actros präsentiert, diesmal stellte man den Antos vor. So mancher Truckracing-Fan zeigte sich aber dennoch leicht irritiert über soviel Engagement beim Truck-Grand-Prix, weiß man doch allseits, dass die Stuttgarter derzeit dem Truckracing an sich eher recht reserviert gegenüber stehen. Das einzige Mercedes-Team in der FIA ETRC, das Team von MB-Motorsport mit Ellen Lohrs tankpool24-Mercedes, muss im Gegensatz zu den vielen MAN- und Renault-Teams völlig ohne jede Werksunterstützung auskommen. Mercedes in der Truck-EM ist eine reine Privatinitiative einzelner Truckracing-verrückter Mercedes-Enthusiasten.
Auch das Video-Live-Streaming, bei dem sämtliche Auftritte der RaceTucks via Internet mit Wort und Bild in die ganze Welt übertragen wurden, war erneut ein riesiger Erfolg. 65.114 Besucher haben sich auf den verschiedensten Websites der Sponsoren das Live-Streaming angeschaut.
In der langen, vierwöchigen Pause zwischen dem nächsten Rennen in Smolensk und den 8. Lauf in Most wird das Live-Streaming ebenso wie die momentan vieldiskutierte Zukunft des Truck Grand Prix sicher noch einmal Thema einer gesonderten Betrachtung sein.

Impressionen:

Truck Grand Prix Drumherum
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