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Der Sonntag in Nogaro – Teil 2

Der Sonntag in Nogaro – Teil 2

24. Juni 2012Nogaro - Die Sonne brannte weiter unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel, allein der leichte Wind machte es einigermaßen erträglich. Das MAN-Service-Team ließ sich davon jedoch wenig beeindrucken, pünktlich bis zum Rennstart hatte man bei Lacheze das Getriebe gewechselt. Hier nutzte Albacete seine Pole, um schon am Start die Führung vor Hahn zu übernehmen. Im Mittelfeld krachte es derweil ganz heftig zwischen den beiden französischen MAN-Piloten Jean-Philippe Belloc und Jeremy Robineau. Beide Renntrucks wurden dabei so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie nach einer Runde abgestellt werden mussten. Wenige Hundert Meter weiter kamen sich Oestreich und Vrsecky ins Gehege, beide drehten sich um die eigene Achse. Während Oestreich anschließend aufgeben musste, setzte Vrsecky zur Verfolgung des schon weit enteilten Feldes an.
Durch die beiden Unfälle war das Mittelfeld kräftig durcheinander gewirbelt worden. Der Holländer Erwin Kleinnagelvoort befand sich mit seinem nicht mehr ganz taufrischen Scania in einer Gruppe potentiell wesentlich schnellerer RaceTrucks. Und plötzlich merkte Kleinnagelvoort, dass seine Bremsen nicht mehr so richtig arbeiten wollten. In einer der diversen 90-Grad-Kurven versagten die Bremsen dann völlig, und der Scania landete mit voller Wucht in der Mauer.
Vorn setzte sich das Führungsduo Albacete und Hahn weiter ab. Wie schon gestern hing der Deutsche dem Spanier zwar permanent auf der Stoßstange, doch Albacete verteidigte seinen knappen Vorsprung bis ins Ziel. Knapp dahinter bildeten Bösiger und Lacko ein weiteres Grüppchen. Lange Zeit lag Bösiger klar und eigentlich auch ungefährdet auf dem dritten Podiumsplatz. Dann aber wurde sein MKR-Renault plötzlich langsamer, sein tschechischer Teamkollege nutzte gleich Chance vorbeizuziehen. So blieb dem Schweizer am Ende nur der undankbare 4.Platz. Das Auswechseln des Getriebes hatte sich bei Lacheze gelohnt, ungefährdet fuhr der Franzose auf der 5. Position ein. Um den 6. Platz gab es rundenlang einen spannenden Fight zwischen Janiec und Kiss. Als der Franzose dann erst einmal an Kiss vorbei war, konnte er noch einen leichten Vorsprung herausfahren. Mit dem 8. Platz erfuhr sich MAN-Pilot René Reinert (GER) die Pole für das letzte Rennen, die erste Führungsposition in der noch kurzen Truckracing-Karriere des Deutschen.
Die restlichen Punkteränge gingen an Mäkinen und den Spanier Javier Mariezcurrena (MAN).
Vrsecky hatte derweil das Feld von hinten aufgerollt, dann aber mehrere Runden gebraucht um am tankpool24-Mercedes von Ellen Lohr (GER) vorbeizukommen. Am Ende musste sich der Tscheche um 9 Tausendstel geschlagen vor Lohr aber hinter seinem Landsmann Frankie Vojtisek (MAN) mit dem 12. Platz zufrieden geben.
Seine erste Pole brachte Truckracing-Rookie Reinert wenig Glück. Schon wenige Hundert nach dem Start gab es eine Massenkarambolage, deren Hauptleidtragender Reinert war. Für den Deutschen war das Rennen schon beendet, bevor es überhaupt begonnen hatte, andere verloren viel Boden und fielen ans Ende des Feldes zurück. Der stark gezeichnete MAN von Lacheze schaffte so nur noch 2 Runden, Bösiger rollte allmählich das Feld wieder von hinten auf.
Die Führung hatte nun Kiss übernommen, hart verfolgt von Janiec. Überraschend weit vorn lag da schon der vom 8.Startplatz ins Rennen gegangene Albacete. Und nun wartete man nur darauf, wann der Spanier das Führungsduo kassieren würde. Aber Kiss und Janiec verteidigten nicht nur eisern ihre Plätze, sondern stattdessen wurde Albacete nun von Hahn, der zuvor Lacko überholen konnte, unter Druck gesetzt. Mitte des Rennens zog der Deutsche dann auch an seinem spanischen Konkurrenten vorbei, und dann bekam Albacete ebenso wie Lacko und Vrsecky auch noch eine „Drive-Through“ verpasst, die die drei Piloten wieder ins Mittelfeld zurückwarf.
An der Spitze konnte derweil unter dem Jubel der insgesamt knapp 31.000 Zuschauer Janiec an Kiss vorbeiziehen, der wiederum wurde nun von Hahn attackiert. Wenig später steckte der Ungar im Kies fest und kam da nicht mehr raus. Hahn wiederum fuhr Janiec nun über mehr als 2 Runden lang fast die Stossstange ein. Doch der Franzose parierte jeden Angriff und rettete mit nicht einmal 2 Zehntel Vorsprung den Sieg ins Ziel. Den dritten Podiumsplatz holte sich Mariezcurrena.
Oestreich war vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen, hatte sich dann nach und nach durch das 20er-Feld bis auf die 4.Position vorgekämpft. Mäkinen, Albacete, Lacko und Belloc belegten die weiteren Plätze. Nachdem Bösiger bei den Anfangsturbulenzen ans Ende des Feldes gespült worden war, konnte er sich schließlich bis auf den 9. Rang vor dem spanischen MAN-Piloten Jose Bermejo wieder vorkämpfen.
So war der Zieleinlauf, so erfolgte auch die Siegerehrung, das war aber nicht das Ergebnis des Rennens. Anschließend wurde erneut – wie auch schon in Jarama – gut drei Stunden lang diskutiert, und am Abend gab es dann auch ein neues Ergebnis.
Hahn und Albacete erhielten schließlich beide jeweils eine Drive-Through wegen „gefährlichen Fahrens“ und „Überfahrens der weißen Linie am Ausgang der Boxengasse“, die in 30-Sekundenstrafen umgewandelt wurden.
Hahn rutschte so auf den 10.Platz und damit letzten Punkterang zurück, Albacete blieb mit dem 12. Rang gar ohne Punkte. So rückten Mariezcurrena, Oestreich und Mäkinen jeweils einen Platz nach vorn, die weiteren Platzierten rutschten gar um zwei Positionen weiter vor. Vor Hahn kam dann so auch noch Vrsecky in die Punkteränge.
Nicht von den Strafen profitieren konnte Ellen Lohr, sie belegte erneut den 13. Platz. Die deutsche Mercedes-Pilotin trat in Nogaro mit einem Steuergerät mit verbesserter Software an. Im Laufe des Wochenendes verbesserten sich die Rundenzeiten des tankpool24-Mercedes um gut 4 Sekunden, liegen aber auch immer noch um rund 4 Sekunden hinter den Bestzeiten. Beim MB-Motorsport-Team ist man aber bester Dinge, diesen Abstand in der weiteren Saison noch massiv verkürzen und dann auch in die Punkteränge fahren zu können.
In der Gesamtwertung liegt Hahn mit 187 Punkten nur noch einen Zähler vor Albacete (186). Auf den weiteren Plätzen folgen Oestreich (140), Lacko (125) und Bösiger (93).
Die Teamwertung holte sich in beiden Rennen das Pneu Bösiger-Team 14 vor MKR-Technology und Blaise / Bouzige Truck Racing.

Impressionen:

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