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Der Sonntag in Le Mans – Jochen Hahn Champion 2011

Der Sonntag in Le Mans – Jochen Hahn Champion 2011

09. Oktober 2011Le Mans - Nach einer sehr langen und lauten Nacht mit dem erwarteten Super-Spektakel auf der Piste und dem Großfeuerwerk ging es für die Teams schon wieder früh an die Arbeit. Noch vor sieben begannen die TRO-Mitarbeiter an die Teams der Top-Ten-Piloten die ausgelosten Goodyear-Reifen auszuliefern, die über Nacht ja in abgeschlossenen Boxen gelagert werden. Zumindest war es nun aber nicht mehr ganz so kalt wie am Vortag, dennoch war der Himmel wieder ziemlich grau, der Asphalt erneut wenig griffig und leicht rutschig. So maß man dem Warm-Up eher auch weniger Bedeutung zu. Doch auch das Ergebnis im Zeittraining war ziemlich überraschend. Vor insgesamt rund 54.000 Zuschauern fuhr Markus Bösiger (SUI) wie schon gestern die schnellste Zeit vor seinen Renault-Kollegen Anthony Janiec (FRA) und Markus Oestreich (GER). Der zweite Platz für Janiec war sicherlich überraschend, noch überraschender war allerdings, dass es der große Titelfavorit, MAN-Pilot Jochen Hahn (GER), soeben als Zehnter noch in die SuperPole rutschte. Neben den drei Schnellsten und Hahn schafften es noch Uwe Nittel (GER) auf MAN, die beiden Tschechen Adam Lacko (Renault) und David Vrsecky (Buggyra Freightliner), die beiden MAN-ler Norbert Kiss (HUN) und Antonio Albacete (ESP) sowie der Engländer Chris Levett (Buggyra Freightliner).
Hier änderte sich die Reihenfolge allerdings erneut erheblich, schließlich hatte dann Vrsecky die Pole vor Lacko, Bösiger, Oestreich, Janiec, Albacete, Nittel, Hahn, Kiss und Levett. Aber auch das war noch nicht der letzte Stand, denn Lacko, Bösiger, Albacete und Levett hatten laut Rennleitung ihre schnellsten Runden unter gelber Flagge gefahren. Bösiger fiel so den 4. Startplatz zurück, Lacko gar auf den fünften, für Albacete und Levett änderte sich nichts.
Im anschließenden Rennen konnte nun schon die Entscheidung in der Meisterschaft fallen. Nur wenn Albacete gewinnen und Hahn ohne Punkte bleiben würde, hätte der Spanier überhaupt noch Titelchancen. Während der Deutsche es eigentlich ruhig angehen lassen konnte, stand Albacete zwangsläufig heftig unter Druck.
So stieß er auch gleich am Start durch die kleinste sich ihm bietende Lücke nach vorn, aber das wird kaum der Grund für den schwersten Unfall der ganzen Saison gewesen sein. Nach Angaben günstiger postierter Beobachter, war Polesetter Vrsecky beim Start nicht wirklich schnell weggekommen. Also versuchten möglichst viele Piloten die Situation zu nutzen, um am Buggyra vorbeizuziehen. Dabei hatte Albacete an der Mauer entlang sicherlich den spektakulärsten Weg gewählt, aber auch anderen Trucks ging einfach der Platz aus. Es wurde zu eng, es gab die ersten Berührungen und die ersten Dreher und dann krachten diverse Trucks bei Tempo 160 km/h ineinander. Der Rest ging in einer riesigen Staubwolke unter. Am schwersten betroffen waren Vsrecky, der mit seinem Freightliner noch in die Boxengasse humpelte, aber kurzfristig nicht mehr zu reparieren war, sowie Nittel und Albacete, deren beide MAN so zerstört waren, dass so mancher Experte meinte, das sehe ja fast nach Totalschaden aus. Das Gerangel an der Spitze wirkte sich dann bis ins Mittelfeld aus. Hier blieben Stuart Oliver (GBR) und Mika Mäkinnen (FIN) mit ihren nicht mehr fahrtüchtigen MAN-Trucks im Kies stecken.
Der Rennabbruch war eine sofortige Folge. Während die Wracks geborgen wurden, wurde Albacete vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht und in der Aufstellung zum Neustart Jochen Hahn schon zur Meisterschaft gratuliert. Das war dem Altensteiger in dem Moment sichtlich unangenehm, denn so hatte er sich die Entscheidung nicht vorgestellt.
Alles wirkte schon ziemlich geschockt, und so ging es denn anschließend auch ausgesprochen gesittet zu, sowohl beim Start als auch beim Rennen. Oestreich übernahm gleich die Führung, gefolgt von Bösiger, Hahn und Lacko. Während man sich allseits schon auf einen MKR-Doppelsieg einstellte, meldete Bösiger plötzlich nachlassende Motorleistung. Und so musste der Schweizer dann noch ziemlich widerstandslos zunächst Hahn und Lacko, später dann auch noch Janiec das Feld überlassen. Gegen Ende des Rennens wurde Bösiger dann auch noch von Levett bedrängt, gegen den Engländer konnte der Renaultpilot seinen 5. Platz aber noch ins Ziel retten. Siebter wurde Kiss vor MAN-Pilot Javier Mariezcurrena (ESP), der somit fürs Folgerennen, in dem die acht Erstplatzierten ja in umgekehrter Reihenfolge starten, die Pole hatte. Gerd Körber (GER) auf Iveco, der nach einer Disqualifikation im Zeittraining wegen Overspeed vom letzten Startplatz ins Rennen gegangen war, und der Lokalmatador Jeremy Robineau (MAN) belegten die beiden restlichen Punkteränge.
Nachdem man sich allgemein vom ersten Schock des Startunfalls erholt hatte, und sich auch die Nachricht verbreitete, dass es Albacete gut ginge, feierte endlich auch das Hahn-Team ausgelassen Jochens erste Meisterschaft.
Im letzten Rennen der Saison hatte zunächst Kiss die Führung vor Bösiger und Polesetter Mariezcurrena übernommen. Doch schon bald ging Bösiger am Ungar vorbei, und dann schien der Schweizer einem sicheren Sieg entgegenzufahren. Plötzlich jedoch kamen die Verfolger angeführt von Kiss und Oestreich wieder bedrohlich auf. In einer spektakulären Aktion kam Kiss übers Gras geschossen, drückte Bösigers Renault immer weiter nach außen, beide Trucks verloren kräftig an Speed. Genau in diesem Moment zog Oestreich an den beiden Kampfhähnen vorbei und war von da an nicht mehr aufzuhalten.
Mit diesem Sieg zog der lange Fuldaer schließlich in der Championatswertung noch an Vrsecky vorbei, der zum letzten Rennen ja nicht mehr antreten konnte.
Bösiger hing in den letzten Rennen dem MAN von Kiss zwar ständig an der Stosstange, doch es gelang dem Schweizer nicht mehr, sich für das vorherige Manöver zu revanchieren.
Janiec fuhr auf dem 4. Platz ein vor Hahn, der in der letzten Runde in jeder Kurve driftend schon seine Meisterschaft genoss. Levett, Mariezcurrena, Alex Lvov (RUS) auf MAN, Mäkinnen und Oliver belegten die restlichen Punkteplätze.
Hinter dem neuen Meister Hahn mit 402 Punkten folgen in der abschließenden Gesamtwertung Albacete (355), Lacko (317), Oestreich (287), Vrsecky (287), Bösiger (262) und Nittel (215).
In der Teamwertung lagen heute im ersten Rennen MKR-Technology (Bösiger / Oestreich) vor MKR Team 14 Juniors (Lacko / Janiec) und Buggyra (Vrsecky / Levett). Und auch im zweiten Rennen lag MKR-Technology wieder vorn vor OXXO-Mäkinen (Kiss / Mäkinen) und MKR Team 14 Juniors.

Impressionen:

Der Sonntag in Le Mans – Jochen Hahn Champion 2011
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