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Der Sonntag in Jarama

Der Sonntag in Jarama

02. Oktober 2011Jarama - Der zweite Tag des Jubiläumswochenendes in Jarama fand bei erneut herrlichstem Sommerwetter vor insgesamt knapp 40.000 begeisterten Zuschauern seine Fortsetzung. Und im Zeittraining sah es ganz so aus, als würden auch die MKR-Renaults ihren Erfolgskurs vom gestrigen Samstagmorgen fortsetzen können. Der Schweizer Markus Bösiger fuhr die mit Abstand schnellste Zeit, und seine beide Kollegen Markus Oestreich (GER) und Adam Lacko (CZE) belegten die Plätze fünf und sechs in dem Zehnerfeld für die SuperPole. Ergänzt wurden die Top-Ten durch den Ungar Norbert Kiss (MAN), Buggyra-Freightliner-Pilot David Vrsecky (CZE), Local Hero Antonio Albacete (MAN), den Briten Chris Levett (Freightliner) und den drei MAN-Piloten Jochen Hahn (GER), Jose Bermejo (ESP) und Uwe Nittel (GER).
Doch in der dann anschließenden SuperPole, war Bösigers gutes Ergebnis aus dem Zeittraining nur noch Makulatur. Die Pole holte sich schließlich Vrsecky vor Albacete, Oestreich, Lacko, Nittel, Bösiger, Hahn, Kiss, Levett und Bermejo.
Das anschließende Rennen verlief – zurückhaltend gesagt – recht unübersichtlich, reich an Crashs und damit auch höchst kostenintensiv. Polesetter Vrsecky hatte einen guten Start, übernahm gleich die Führung, die von Albacete angeführte Verfolgermeute im Nacken. Und dann krachte es in der ersten Kurve, in der „Fangio“, zum ersten Mal, wenig später in der „Varzi“ noch einmal, und dann blieb Albacete in der „Le Mans“, dem Beginn des eh spektakulärsten Streckenabschnitts des Circuito del Jarama tief im Kiesbett stecken. Direkt erfolgte denn auch schon der Rennabbruch; u.a. hieß es, in der „Fangio“ müsse Öl abgestreut werden. In der Zwischenzeit wurde der Cepsa-MAN aus seiner misslichen Lage befreit, und mit rund 20minütiger wurde das Rennen in der ursprünglichen Startaufstellung erneut aufgenommen. Der Renault des Belgiers Jean-Pierre Blaise war allerdings derart deformiert, dass er es nur noch mühsam in die Box schaffte. Und auch der Renault von Oestreich hielt nach dem Neustart nicht einmal mehr eine Runde durch. Eine Runde später schied dann auch noch Bösiger mit einem Turboschaden aus – Totalverlust (an Punkten) für das MKR-Technology-Team. Einzig Lacko vom Junior-Team hielt den Schaden für Teamchef Mario Kress und seine Mannen in Grenzen. Der Tscheche fuhr am Ende als Vierter über die Ziellinie.
Vorn hatte Albacete nun die Führung vor Vrsecky und Hahn übernommen, und dieses Trio fuhr denn auch ziemlich schnell einen beruhigenden Vorsprung heraus. Die Podestplätze waren somit vergeben. Mit Abstand folgte eine von Lacko und Nittel angeführte Verfolgergruppe. Etwa zur Mitte des Rennens blieb der deutsche MAN-Pilot dann aber liegen, sodass Lacko ziemlich unbedrängt seinen vierten Platz ins Ziel brachte vor Oliver, Bermejo, Lvov und Kiss, der sich mit diesem 8. Rang die Pole fürs Abschlussrennen sicherte. Das Zehnerfeld der Punkteplätze vervollständigten schließlich der Spanier Javier Mariezcurrena (MAN) und Levett.
Ein erneut sehr beherztes Rennen lieferte Stephanie Halm, die einzige Dame in der Truck-EM. Im Zeittraining hatte sich ihr Mercedes-RaceTruck einen Turboschaden eingefangen. Quasi in letzter Sekunde war der Renner dann wieder startbereit, und da kam dem tankpool24-Team die massive Verzögerung des Restarts sehr entgegen. Schon in der ersten Runde hatte sich Halm im 30er-Feld vom 18. Startplatz auf die 13. Position vorgekämpft, dann aber zog zunächst ihr Widersacher vom Vortag, Mariezcurrena, auf seinem blauen MAN und wenig später auch der Franzose Anthony Janiec (Renault) und der Finne Mika Mäkinnen (MAN) an der Deutschen vorbei. Doch Steffi gab nie auf, kämpfte sich wieder auf den 14. Rang vor, den sie dann auch sicher ins Ziel brachte. Nach dem Rennen gab es dann aber eine böse Überraschung für das Team. Wie schon gestern gab es diverse Strafen wegen Overspeeding, und diesmal erwischte es auch Steffi Halm, sie wurde disqualifiziert, und für das Schlussrennen ans Ende des Feldes verbannt.
Wer nun gedacht hatte, das vorherige Rennen sei bezüglich Vernichtung wertvoller Fahrzeugteile nicht zu toppen, wurde nun eines Besseren belehrt. So überraschend war das allerdings dann auch wieder nicht. Schließlich waren einige der ganz schnellen Piloten ausgefallen und mussten nun vom Ende des Feldes ins Rennen gehen. In diesem übergroßen Starterfeld gab es also vor diesen Topleuten vor allem Teilnehmer aus der Spanischen Meisterschaft, die von Grund auf erheblich langsamer waren.
Im zweiten Rennen des Tages starten die ersten Acht des Vorrennens ja in umgekehrter Reihenfolge. Neben Polesetter Kiss, stand Lvov, Albacete ging vom 8.Startplatz aus ins Rennen. Und bei dieser Konstellation rechneten schon vorab viele Beobachter mit einem Sieg des jungen Mannes aus Ungarn. Mag Kiss mit RaceTrucks auch wenig Erfahrung haben, in Jarama kennt er sich aber von seinen diversen Einsätzen in der spanischen Tourenwagen-Championship bestens aus.
Und so setzte sich Kiss gleich auch klar an die Spitze, gefolgt von Lvov und Hahn. In der gerade wegen seiner vielen Crashs so populären „Farina“-Kurve ging es dann aber auch jetzt wieder heftigst zur Sache. Zum Schluss standen dort Oestreich und der Mercedes von Florian Orsini (FRA) ineinander verkeilt – und erneut gab es einen Rennabbruch.
Diesmal vergingen knapp 30 Minuten bis zum Neustart – mit Oestreich aber ohne Orsini. Aber auch dieser Start brachte dem langen Fuldaer kein Glück. In der „Le Mans“-Kurve, etwas vor dem Punkt seiner vorherigen unangenehmen Begegnung mit Orsini, blieb sein Renault mit Turboschaden liegen.
Und auch nun übernahm Kiss gleich die Führung vor Lvov und Hahn. Der MAN des Russen schwächelte aber offensichtlich, am Ende des Rennens fand sich Lvov gar auf der 20. Position wieder. Kiss und Hahn setzten sich derweil vom Feld ab und fuhren in dieser Reihenfolge auch einen klaren MAN-Doppelsieg ein. Dahinter lieferten sich Vrsecky, Albacete und Lacko einen erbitterten Kampf um den dritten Platz. Lacko knackte zunächst den Spanier und wenig später auch Vrsecky, der nun noch stärker als zuvor von Albacete unter Druck gesetzt wurde. Ausgangs der „Farina“-Kurve krachte der Cepsa-MAN dann voll aufs Heck des Freightliners von Vrsecky, stieg auf, fuhr kurz auf dem Freightliner hängend mit, bevor er auch vorn wieder Boden unter den Reifen hatte. Kurz danach schoss Albacete dann an seinem Widersacher vorbei auf die 4. Position.
Hinter Vrsecky holte sich Bermejo den 6. Platz vor Janiec und Nittel. Dieser war vom 22. Startplatz ins Rennen gegangen, zwei Positionen vor Bösiger. Und mit dem Schweizer lieferte sich der MAN-Pilot während des ganzen Rennens einen erbitterten Fight, der sicherlich häufig auch grenzwertig war. Warum aber dann gerade Bösiger eine Durchfahrtsstrafe erhielt, die ihn schließlich auf den 14. Platz zurückwarf, war für den Beobachter nicht unbedingt nachvollziehbar.
Die beiden letzten Punkteränge gingen somit an Mariezcurrena und Levett.
Steffi Halm musste nach ihrer Disqualifikation im Vorrennen vom Ende des Feldes aus ins Rennen gehen. Der Renault von Blaise war nach dem Crash im Vorrennen nicht mehr fahrtüchtig, sodass nun noch 29 Trucks dabei waren. Schon nach einer Runde hatte sich Halm auf die 19.Position vorgekämpft. Dann ging es aber nicht mehr ganz so rasant weiter. Nach und nach gewann sie noch zwei Plätze, doch mehr als der 17.Platz war am Ende für die Mercedes-Pilotin doch nicht mehr drin.
Nach dem Rennen gab es lange Diskussionen in der Rennkommission. Letztendlich gab es dann eine 5-Sekunden-Strafe für Albacete, wodurch der Spanier mit Vrsecky die Plätze tauschte.
In der Championatswertung liegt Hahn mit 362 Punkten weiter in Führung vor Albacete (345), Lacko (283), Vrsecky (260), Oestreich (257), Bösiger (240) und Nittel (194).
Die Teamwertung holte sich im ersten Rennen Cepsa-Trucksport Lutz Bernau (Albacete / Nittel) vor Buggyra (Vrsecky / Levett) und MKR Team 14 Juniors (Lacko / Janiec). Im zweiten Rennen lag MKR Team 14 Juniors vor OXXO-Mäkinen (Kiss / Mäkinen) und Cepsa-Trucksport Lutz Bernau.

Impressionen:

Der Sonntag in Jarama
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