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Der Sonntag in Zolder

Der Sonntag in Zolder

18. September 2011Zolder - Für die meisten Teams war es eine extrem arbeitsreiche Nacht, und für alle im Paddock eine sehr aufregende. Kurz nach Mitternacht zog ein kurzes, aber kräftiges Unwetter auf, mit ergiebigen Regenfällen und heftigen Sturmböen. Fahnen knickten ab, Transparente flogen durch die Gegend, Zelte wackelten, doch am stärksten traf es das Meritor-Zelt. Eine Windhose traf genau den futuristisch anmutenden Pagodenbau. Die Zelthaut löste sich von ihren Gummiverankerungen und flatterte im Wind. Der Röhrenunterbau stand plötzlich ganz nackt da. Am frühen Morgen begann dann Meritor-Marketing-Chef Malte Raddatz unter tatkräftiger Mithilfe vor allem der Renault-Mechaniker mit dem Wiederaufbau. Und bevor es mit dem Zeittraining los ging, war vom nächtlichen Chaos kaum mehr etwas zu sehen. Einzig der feuchte Teppichboden und die klammen Möbel erinnerten an das, was in der Nacht geschehen war.
Und so war es denn auch kaum verwunderlich, dass am Morgen so mancher doch noch etwas verschlafen wirkte. Die Mechaniker von MB-Motorsport waren zum Teil gar nicht ins Bett gekommen, denn der Kabelbrand am Mercedes von Steffi Halm erwies doch als problematischer als ursprünglich gedacht. Gegen Mitternacht war sich Teamchef Markus Bauer noch gar nicht sicher, ob die junge Deutsche heute wieder würde starten können.
Doch als es dann losging, waren alle am Start.
Beim frühen Warm-Up auf noch feuchter Piste lagen die Zeiten gut 10 Sekunden hinter denen des gestrigen Tages und waren wenig aussagekräftig. Bis zum Zeittraining wurden die Streckenverhältnisse dann doch erheblich besser, und so überraschte es schon, dass Markus Bösiger mit seinem MKR-Renault erst gar keine schnelle Runde fuhr, sondern gleich in die Boxengasse einbog, wo der Schweizer dann auch erst einmal stehen blieb. Das erinnerte stark an einen Clou, den Teamchef Mario Kress und Bösiger, damals beide noch bei Buggyra, hier in Zolder schon einmal gebracht hatten. Allerdings gab es seinerzeit noch keine SuperPole. Und tatsächlich fuhr Bösiger erst kurz vor Ablauf der 15 Minuten auf die Piste und markierte gleich die Bestzeit, knapp gefolgt vom Teamkollegen Markus Oestreich (GER). Die restlichen Top-Ten-Plätze gingen an David Vrsecky (CZE) auf Freightliner, den Spanier Antonio Albacete (MAN), Renault-Pilot Adam Lacko (CZE), die drei MAN-ler Uwe Nittel, Jochen Hahn (beide GER) und Norbert Kiss (HUN), sowie Gerd Körber (GER) auf Iveco und den Franzose Anthony Janiec (Renault).
Doch richtig ernst – zumindest für die Top-Piloten – wird es ja dann in der SuperPole. Hier schlug Oestreich dann im letzten Moment noch einmal kräftig zu und holte sich 1:57,437 Min. die Pole vor Lacko, Bösiger, Albacete, Vrsecky, Nittel, Hahn, Kiss, Körber und Janiec.
Das folgende Rennen sah also die drei MKR-Piloten auf den ersten drei Startplätzen. Doch bereits kurz nach dem Start lag Albacete hinter Oestreich schon auf der 2. Position und jagte diesem bald auch schon die Führung ab. Auf dem 3. Platz lag Bösiger, der Schweizer hatte an Lacko vorbeiziehen können. Dann überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Schon anfangs waren Nittel und Kiss weit zurückgefallen, und während diese beiden sich wieder mühsam nach vorn kämpften, fing sich Hahn einen kapitalen Motorschaden ein. Der MAN-Pilot rutschte schon auf seinem eigenen Öl ins Kiesbett und fiel wenig später dann ganz aus. Dieser Ölfilm wurde auch noch manch anderem zum Verhängnis. Dreher gab es gleich mehrfach, Bösiger kam beinahe von der Piste ab und wurde dann sofort von Lacko und Vrsecky überholt. Die Aktionen von Lacko schienen dann den Stewarts allerdings bestrafungswürdig, und so musste der Tscheche schließlich eine Strafrunde durch die Boxengasse antreten. Über den 4. Rang kam Bösiger aber dennoch nicht mehr hinaus, zumal es seinem Truck auch noch etwas an Ladeluft fehlte. Hinter dem Schweizer holte sich Körber einen vielumjubelten 5. Platz vor dem erneut überraschend starken Kiss und Janiec. Lacko konnte sich schließlich wieder auf den 8. Platz vorkämpfen, und hatte damit auch die Pole fürs nächste Rennen. Die übrigen beiden Punkteplätze gingen an die beiden Engländer Chris Levett (Freightliner) und Stuart Oliver (MAN). Nittels MAN humpelte schon nach wenigen Runden schwer angeschlagen in die Boxengasse, und dann wurde der Deutsche auch noch für das Abschlussrennen disqualifiziert.
Halm konnte nicht ganz an ihre gestrigen Leistungen anknüpfen und musste sich schließlich mit dem 19.Platz zufrieden geben.
Die Zeit bis zum letzten Rennen war bei einzelnen Teams extrem arbeistintensiv. So wurde bei Bösiger das Getriebe gewechselt, bei Hahn gar der komplette Motor – in der Rekordzeit von gerade mal 60 Minuten. Und dann ging es in die Startaufstellung zum Abschlussrennen. Doch kaum auf der Piste stellte der nagelneue Motor in Hahns RaceTruck von einem Moment zum anderen seinen Dienst ein.
Neben Polesetter Lacko stand Janiec, nach seinem 7.Platz im Rennen zuvor. Doch schon kurz nach dem Start hatte sich Körber an dem Franzosen vorbeigeschoben. Schon auf die 4. Position vorgeprescht war Albacete, der vom 8. Startplatz ins Rennen gegangen war. Nach zwei weiteren Runden lag der Spanier dann auf dem dritten Platz. Doch wer nun gedacht hatte, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis der MAN-Pilot ganz nach vorn schießen würde, sah sich eines Besseren belehrt. Lacko führte das Feld sicher an, und alle Attacken Albacetes konterte Körber ganz souverän: erster Podestplatz für Mr. Truckracing mit dem Schwaben-Truck-Iveco. An 4. Stelle fuhr Vsrecky über die Ziellinie vor Kiss und Janiec. Lange nach dem Rennen gab es dann ein neues Ergebnis. Nach Meinung der Stewarts waren die Attacken Vsreckys, durch die der Tscheche erst nach vor gekommen war, nicht korrekt. Der Buggyra-Pilot erhielt 5 Sekunden aufgebrummt, und fiel damit auf den 6.Rang zurück. Auf dem 7.Platz folgte schließlich Bösiger vor Oliver, dem Russen Alex Lvov (MAN) und Levett auf dem letzten Punkterang.
Großes Pech für Steffi Halm, ihr Mercedes ließ sich nach nur wenigen Runden nicht mehr steuern. Mit viel Glück erreichte sie gerade noch die Einfahrt zur Boxengasse, wo sie ihren Truck direkt am Zaun geparkt stehen lassen musste.
Auch wenn das Wochenende für Hahn katastrophal verlief, führt der MAN-Pilot doch weiterhin mit 324 Punkten das Championat an gefolgt von Albacete (297), Lacko (247), Oestreich (237), Vrsecky (234), Bösiger (220) und Nittel (178).
Die Teamwertung ging im ersten Rennen an MKR-Technology (Bösiger / Oestreich) vor Cepsa-Trucksport Lutz Bernau (Albacete / Nittel) und Buggyra (Vrsecky / Levett). Im zweiten Rennen wurden die Karten völlig neu gemischt, und da hatte dann MKR Team 14 Juniors (Lacko / Janiec) die Nase vorn vor Buggyra und OXXO-Mäkinen (Kiss / Mäkinen).

Impressionen:

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