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Der Samstag in Most

Der Samstag in Most

27. August 2011Most - Nach den tropischen Temperaturen der Vortage sackte das Thermometer in Most am Morgen auf 20 Grad, der Himmel war stark bewölkt, aber es blieb wenigstens trocken. Und so spulten die Truckracer den morgendlichen Aufgalopp „Warm Up“ mit gar schnelleren Zeiten ab, als die gestrigen Freien Trainings. Auch wenn die ersten Sieben gerade mal 1 Sekunde auseinander lagen, war das ja nur Vorgeplänkel. Ernster wurde es dann im Zeittraining knapp eineinhalb Stunden später. Und hier legte der Schweizer Renault-Pilot Markus Bösiger gleich in der ersten Runde mit 2:02,652 Minuten eine Bombenzeit auf die Piste und fuhr dann auch gleich wieder in die Boxengasse, um die Reifen zu schonen. Aber auch die anderen Top-Piloten gaben sich mit einer schnellen Runde zufrieden, schließlich galt es eigentlich nur in die Top-Ten für die SuperPole zu fahren. Außer dem Schweizer gelang dies den beiden MAN-lern Uwe Nittel (GER) und Antonio Albacete (ESP), den Renault-Piloten Markus Oestreich (GER) und Adam Lacko (CZE), dem Deutschen Jochen Hahn (MAN), den beiden Buggyra-Freightlinern mit David Vrsecky (CZE) und Chris Levett (GBR) sowie den beiden gelben Allgäuer-MAN mit Stuart Oliver (GBR) und Alex Lvov (RUS).
Und pünktlich zur SuperPole begann es dann leicht fisseln. Die Truckracer starten in der Reihenfolge, wie sie das Zeittraining beendet haben. Eigentlich noch gute Voraussetzungen für Bösiger, sich auch die Pole fürs Rennen zu sichern. Doch der Schweizer vermasselte seine erste Runde mit einem Verbremser, während die Konkurrenz die Chance nutzte, bei noch nicht ganz so schlechten Verhältnissen gleich die Bestzeit zu markieren. In den folgenden Runden konnte sich Bösiger – trotz glitschiger Piste – immer wieder leicht verbessern, doch an die Zeiten der Konkurrenten kam der Schweizer nicht mehr heran – obwohl auch die gut 12 bis 15 Sekunden langsamer waren als im Zeittraining wenige Minuten zuvor.
Die Pole holte sich so Lacko vor Hahn und Vrsecky. Überraschend der 4. Startplatz von Lvov, der ja soeben als Zehnter in die SuperPole gerutscht war. Die dritte Startreihe ging an Nittel und Bösiger, es folgten Levett und Albacete sowie Oestreich und Oliver.
Exakt zum Start des ersten Rennens fielen dann wieder ein paar Tröpfchen, dabei blieb es dann aber auch. Das Thermometer war zwischenzeitlich auf 15 Grad abgesunken, dazu blies noch ein kräftiger Wind. Polesetter Lacko ließ sich davon wenig beeindrucken. Ganz sicher übernahm er gleich die Führung und fuhr einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg entgegen. Dahinter gab es ein leichtes Gerangel zwischen Hahn und Vrsecky, wobei der Tscheche dann am Ende die Nase vorn hatte. Und damit waren dann schließlich auch schon die Podiumsplätze vergeben.
Lvov hielt seinen 4. Platz bis ins Ziel, obwohl man allgemein davon ausgegangen war, dass die nominell eigentlich stärkeren Verfolger den Russen in einen Fehler hetzen würden. Doch die hatten viel zu viel mit sich selber zu tun. Zwar hingen Albacete, der schon beim Start vom 8. Platz nach vorn geschossen war, und Bösiger dem Allgäuer-Piloten ganz eng auf der Stoßstange, dennoch hatte man nie den Eindruck, dass der Titelverteidiger und der amtierende Vizechampion echte Überholchancen gehabt hätten. Knapp dahinter folgten Oestreich und Nittel auf den Plätzen sieben und acht – gleichzeitig ja auch Pole für das Folgernnen. Die letzten beiden Punkteränge gingen an Oliver und den Finnen Mika Mäkinen (MAN).
Höchst gespannt war man allseits, insbesondere die Anhänger der Marke mit dem Stern, auf das Duell zwischen dem Rookie der Saison, Steffi Halm, und dem Altmeister Heinz-Werner Lenz (beide GER). Denn schließlich fährt Lenz den Mercedes-Benz-RaceTruck, den Markus Bauer, der Teamchef von Halm, gern gehabt hätte, nur hatte Lenz dabei das glücklichere Ende für sich. Nach dem Zeittraining lag Halm einen Platz vor dem Unternehmer aus Plaidt, war aber auch eine ganze Sekunde schneller. Die direkten Konkurrenten im Rennen waren dann aber die nominell eigentlich schnelleren Jean-Pierre Blaise (Renault) aus Belgien Zoltan Birnbauer (MAN) aus Ungarn, die schließlich noch einige PS mehr unter der Haube haben. Den Belgier packte Halm dann zwar nicht, aber immerhin Birnbauer, und im Sekundenabstand passierte man am Ende die Ziellinie. Erst danach kam der orangefarbene RaceTruck von Lenz ins Ziel.
Im zweiten Tagesrennen gehen die acht Erstplatzierten ja in umgekehrter Reihenfolge an den Start, neben Polesetter Nittel stand Oestreich, aus der 4. Reihe starteten Vrsecky und Lacko direkt hinter Hahn.
In der Zwischenzeit hatte es kräftig gegossen. Zu Rennbeginn ließ der Regen zwar etwas nach, doch die Piste war von Pfützen übersät. So wurden erst einmal zwei Einführungsrunden hinter dem PaceCar absolviert, bevor es zum fliegenden Start kam. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Nittel und Oestreich schossen nebeneinander auf die erste Schikane zu. Hahn war schon weit nach vorn geprescht, bekam dann noch einen Schlag aufs Heck, packte die 90-Grad-Kurve nicht mehr und sauste geradeaus, während der Rest sich durch die Schikane schlängelte. Und so führte der Altensteiger plötzlich mit großem Vorsprung das Feld an.
Auch der Spanier Jose Bermejo musste die Abkürzung nehmen, verlor auf dem nassen Gras die Kontrolle über seinen MAN und krachte dann mit voller Wucht ins Heck von Oestreichs Renault – das Aus für beide Piloten. Den Beobachtern war eigentlich da schon klar, dass Hahn wohl eine Durchfahrtsstrafe ereilen würde.
Einen ausgesprochen miesen Start erwischten Bösiger und Albacete, die in dem Durcheinander Lvov und Vrsecky an sich vorbeiziehen lassen mussten. Der Tscheche war vor heimischem Publikum nicht zu stoppen. Und als Hahn dann seine Drive-Through-Penalty antreten musste, lag der Buggyra-Pilot plötzlich in Führung, gefolgt von Lacko und Bösiger. Nittel hatte zwischenzeitlich eine heftige Kollision mit Levett, was auch für diese beiden das Rennende bedeutete. Albacete war nach einer unklaren Situation weit zurückgefallen, während Lacko innerhalb von nur zwei Runden fünf Plätze hatte gewinnen können.
Nach seiner Strafe reihte sich Hahn schließlich an 7. Stelle wieder ein, direkt hinter Albacete, der sich vom 10.Platz wieder vorgearbeitet hatte. Vor sich hatten die beiden Führenden im Championat noch Anthony Janiec. Der französiche Renault-Pilot hatte sich von der 11. Startposition vorgekämpft, und eben Lvov. An dem Russen kamen Albacete und Hahn noch vorbei, doch Janiec wehrte sich vehement. Erst im letzten Moment gelang es Albacete noch, dem Franzosen den 4. Rang abzujagen; Hahn musste sich allerdings mit dem 6. Platz zufrieden geben.
An der Spitze hatte zwischenzeitlich der offensichtlich schnellere Bösiger ausgangs der am anderen Ende der Rennstrecke liegenden fast 180-Grad-Kehre seinen Teamkollegen Lacko mühelos passieren können, doch die Zeit reichte nicht mehr, um auch noch Vrsecky „knacken“ zu können. Am Ende fehlten dem Schweizer nicht einmal 4 Zehntel zum Sieg. Hinter Hahn holte sich Lvov den 7.Platz vor Oliver, Mäkinen und Lenz.
Der Deutsche konnte bei diesen schwierigen Streckenverhältnisse all seine Routine aus zwanzig Jahren Truckracing ausspielen. Innerhalb weniger Runden hatte sich Lenz auf den 11.Platz vorgekämpft – und direkt hinter ihm lag Steffi Halm. Doch dann hatte die junge Pilotin leichte Probleme mit den Zwischengängen und verlor ihren ganzen Speed. Das nutzte Blaise, um vorbeizuziehen und sie auf den 13.Platz zu verweisen – während Lenz noch kurz vor Schluss dem Franzosen Jeremy Robineau (MAN) den 10. Rang abjagen konnte. Dennoch erhielt nicht der Deutsche, sondern Robineau den Punkt, denn gemäß § 4.1 der FIA Sporting Regulations 2011 können Piloten nur dann Punkte erhalten, wenn sie an einem der ersten fünf Rennen der Meisterschaft teilgenommen haben. Das Rennen in Most ist aber bereits das siebte der Saison, aber erst das erste für Heinz-Werner Lenz.
Lange nach dem Rennen wurde dann bekannt, dass Lacko eine 12-Sekunden-Strafe erhalten hatte, weil er Albacete unfair attackiert habe. Dadurch tauschten die beiden Kontrahenten dann noch die Plätze.
In der Gesamtwertung liegt Hahn mit 304 Punkten weiter klar in Führung vor Albacete (238), Lacko (197), Vrsecky (192), Oestreich (180), Bösiger (163) und Nittel (160).
Die Teamwertung ging beide Male an das MKR Team 14 Juniors (Lacko / Janiec). Im ersten Rennen holte sich Cepsa-Trucksport Lutz Bernau (Albacete / Nittel) den zweiten Platz und im zweiten Rennen Buggyra (Vrsecky / Levett). MKR-Technology (Bösiger / Oestreich) belegte jeweils den 3. Rang.

Impressionen:

Der Samstag in Most
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