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Nürburgring Drumherum

Nürburgring Drumherum

17. Juli 2011212.000 begeisterte Fans beim 26. Truck Grand Prix am Ring hätten eigentlich eine schöneres Ende verdient gehabt – die Truckracer selbst natürlich auch – aber jedermann weiß, das Eifelwetter ist unberechenbar. Auch an den Vortagen hätte es den TGP durchaus schon mal erwischen können, doch die Schauer zogen Gott sei Dank nördlich und südlich am Ring vorbei. Andererseits, so ein Regenrennen ist ja auch schon sehr spektakulär. Für Jochen Hahn, der übrigens wieder einmal die Abstimmung zum populärsten Fahrer am Ring gewonnen hatte, war es aber dann schon eher sehr schmerzlich. Bereits beim ersten Massencrash – nur wenige Hundert Meter nach dem Start zum letzten Rennen – hatte es den deutschen MAN-Piloten heftig erwischt. Doch nach dem Rennabbruch und noch vor dem Neustart hatte das Hahn-Racing-Team den Truck mit großer Kraftanstrengung, Hammer und Brechstange wieder fahrbereit bekommen. Doch nach dem zweiten Crash scheint nun das halbe Auto erneuert werden zu müssen.
Auch im letzten Rennen des Wochenendes, dem 2. Lauf zum Mittelrhein-Cup, blieb viel Schrott und Plastik auf der Strecke. Dabei war das Ganze nach nicht einmal vier Runden wegen Unbefahrbarkeit der Piste ja schon abgebrochen worden – ohne Wertung, da gerade mal ein Drittel der Distanz absolviert worden waren. Dann soll es aber sehr viel später doch noch eine Siegerehrung gegeben haben, von der aber kaum jemand – auch die Betroffenen selbst nicht – etwas gewusst haben sollen.
Aber eben bis zum Einsetzen des Regens um vier Uhr nachmittags waren alle hochzufrieden, nachdem sich die Gemüter wegen des knappen Platzes für die Teams im Fahrerlager wieder beruhigt hatten. Die Stimmung war sogar ausgesprochen locker. In den Zelten einiger Teams gab es Live-Music, und so trafen sich denn auch am Abend die Fans, die Mechaniker und die Truckracer mal hier und mal dort – ganz so, wie man es sich beim Truckracing wünscht.
Auch bei MKR-Renault hellten sich die Mienen wieder etwas auf. Man hing nun ganz nah an den MAN, auch an dem zuletzt in einer anderen Liga fahrenden Hahn. Hätte der Schweizer Markus Bösiger nicht anfangs die großen Probleme mit seinem nagelneuen Getriebe gehabt und sich am Sonntag im ersten Rennen mit Tropföl aus seinem leicht leckenden Turbolader nicht den Grip an den Hinterreifen versaut, hätte es vielleicht noch besser aussehen können. Das zeigte Bösiger dann beim ominösen Regenrennen, als er sich allmählich immer weiter nach vorn schob bis auf den zweiten Platz.
Aber der Truck Grand Prix am Ring ist ja nicht nur in sportlicher Hinsicht der Höhepunkt der Truckracing-Saison. TGP am Ring bedeutet für alle Teams und Fahrer bzw. Fahrerinnen auch ein „Schaulaufen“ sondergleichen. Nirgends gibt es so viele Medienvertreter, nirgends sind die Vertreter der Industrie – und damit auch die Sponsoren oder auch potentielle neue Sponsoren – derartig präsent. Das musste auch die Truckracing-Novizin Steffi Halm erfahren. Seit die junge Pilotin in Misano erstmals ins Cockpit ihres tankpool24-Mercedes gestiegen ist, steht sie im Focus der Medien. Und nun war extra ihretwegen ein Team des SWR-Fernsehens zum Nürburgring gekommen. Da traf es sich ausgesprochen gut, dass Steffi Halm im Rahmen der Sponsor Challenge, an dem die teilnehmen, die in der letzten Saison nicht unter den Top-Ten waren, mit dem 3. Rang den Sprung aufs Treppchen schaffte.
Und da traf es sich mindestens eben so gut, dass Mercedes-Benz, der größte Nutzfahrzeughersteller der Welt, mit einem pompösen Auftritt die Präsentation des neuen Actros zelebrierte. Die Stuttgarter hatten dafür nicht nur gut 8.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche angemietet, sondern gleich auch noch einen Actros in einer höchst aufwändigen Aktion aufs Boxendach hieven lassen. Nachdem der Truck Grand Prix nun schon länger seitens Mercedes komplett ignoriert worden war, keimt nun etwas die Hoffnung in der Truckracingszene, dass sich ja vielleicht über kurz oder lang in den Vorstandsetagen in Stuttgart auch hinsichtlich der aktiven Beteiligung am Truckracing etwas tun würde. Die Spitze von Mercedes-Benz war am Ring hochkarätig vertreten, und auch da müsste der medienwirksame Auftritt des am Nürburgring einzigen Renntrucks mit dem Stern in der FIA European Truck Racing Championship mit einer ausgesprochen populären Pilotin bemerkt worden sein – obwohl dem Truck von Markus Bauer Motorsport im Vergleich zur Konkurrenz doch schon noch einige PS fehlen.

Impressionen:

Nürburgring Drumherum
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