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Der Samstag in Nogaro

Der Samstag in Nogaro

18. Juni 2011Nogaro - Dunkle Wolken am Himmel der Gascogne kündeten schon am frühen Morgen an, dass die Truckracer heute am Nogaro Circuit auf alles gefasst sein mussten. Beim Warm-Up – es gab ein solches hier auch heute, weil die Freien Trainings ja bereits am gestrigen Freitag absolviert worden waren – herrschten beste Bedingungen, und Antonio Albacete (ESP) fuhr mit seinem Cepsa-MAN eine an diesem Wochenende noch nicht erreichte Zeit. Beim folgenden Zeittraining waren die Zeiten schon erheblich langsamer, obwohl es eigentlich zuvor nur ein wenig gefisselt hatte. MKR-Renault-Pilot Markus Bösiger (SUI) kam mit diesen Pistenverhältnissen offensichtlich am besten zurecht, oder hatten die anderen Top-Piloten vielleicht nur gepokert?
Die Top-Ten, neben Bösiger die drei MAN-ler Uwe Nittel (GER), Albacete und Jochen Hahn (GER), die beiden Buggyra-Freightliner-Piloten Chris Levett (GBR) und David Vrsecky (CZE), sowie Markus Oestreich (GER) auf Renault, der spanische Race-by-Race-Pilot Javier Mariezcurrena (MAN), der Tscheche Adam Lacko (Renault) und MAN-Pilot Oliver Stuart (GBR), trennten aber gerade mal 1 Sekunde. Einzelne Piloten lagen nur Hundertstel auseinander. Letztendlich war für die SuperPole alles offen.
Und dann begann es wieder leicht zu regnen, die Piste war ziemlich tückisch. Zur Mitte der zehnminütigen SuperPole rieb sich so mancher doch die Augen, ganz vorn lag Oliver; und plötzlich trockneten einzelne Streckenabschnitte sehr schnell ab. Zunächst übernahm Bösiger erst einmal die Spitze, doch dann purzelten die Bestzeiten; man konnte kaum noch registrieren, wie die Positionen wechselten. Allein in der letzen Runde wurde das Feld noch einmal ziemlich durcheinander gewürfelt. Hahn schnappte seinem Landsmann Nittel in allerletzter Sekunde die Pole weg, um gerade mal eine Zehntel. Doch auch der Deutsche war nur 2 Tausendstel schneller als Teamkollege Albacete. Hinter diesen drei MAN-Piloten gingen die weiteren Plätze an Vrsecky, Lacko, Levett, Oestreich, Bösiger, Oliver und Mariezcurrena.
Podiumsanwärter wie der Franzose Anthony Janiec (Renault) und der gefeierte Sieger des 2. Rennens von Albacete, der Russe Alex Lvov (MAN), hatten erst gar nicht den Sprung unter die Top-Ten geschafft.
Stephanie Halm machte erneut einen Sprung nach vorn, erreichte im 23er-Feld den 17. Startplatz, und dabei ließ die junge Deutsche erfahrene Truckracer wie den Engländer Mathew Summerfield (MAN) und den Belgier Jean-Pierre Blaise (Renault), deren RaceTrucks erheblich höher motorisiert sind als Halms tankpool24-Mercedes, hinter sich.
Pünktlich zum ersten Rennen fielen dann wieder einige Tropfen, doch davon ließen sich die Piloten nicht beeindrucken – oder vielleicht gerade doch? Denn es ging extrem gesittet zu. Im Prinzip absolvierte man genauso die Runden, wie man gestartet war. Einzig Lacko schaffte es unter den Top-Piloten einen Platz gut zu machen, indem er Vrsecky vom 4. Rang verdrängte. Auf dem Podium stand ein reines MAN-Triumvirat mit einem hoch überlegenen Hahn an der Spitze vor Nittel und Albacete. Hinter Vrsecky holte sich Teamkollege Levett den 6. Platz vor Oestreich, Bösiger, Oliver und Mariezcurrena.
So gab es denn auch die spannendsten Kämpfe im zweiten Teil des Starterfeldes – zwischen Stephanie Halm und Summerfield. Die junge Deutsche hatte sich am Start gegen den Briten, dessen MAN ja nominell ein paar PS mehr unter der Haube hat, durchsetzen können. Von da an klemmte Summerfield aber ständig an der Stoßstange des tankpool24-Mercedes. Insbesondere am Ende der unendlich langen Gegengeraden versuchte der MAN-Pilot immer wieder durch extrem spätes Bremsen auf der Innenbahn der beinahe 180-Grad-Kehre durchzustechen. Aber Halm konnte jedes Mal kontern. Fast gleichauf zogen die beiden dann jeweils in die nächste Kombination aus zwei Linkskurven, und da hatte Halm dann wieder die Nase vorn. Doch wenige Runden vor Schluss drehte Summerfield den Spieß um und luchste der Schwäbin genau hier ihren sicher geglaubten 17. Platz ab.
Später erhielt der vor ihr liegende Blaise wegen Overspeeds noch eine 30-Sekundenstrafe, sodass Halm dann doch wieder auf den 17. Rang vorrückte.
Im 2. Tagesrennen starten die acht Erstplatzierten ja in umgekehrter Reihenfolge, und so hatte Bösiger nun die Pole, direkt neben ihm lag Oestreich. In der 4. Startreihe standen Hahn und Albacete. Polesetter Bösiger kam am Start wirklich nicht gut weg, der neben ihm liegende Oese hatte offensichtlich massive Bremsproblem an der Vorderachse, und so knallte ihm der direkt hinter dem Renault fahrende Vrsecky schon in der zweiten Kurve voll aufs Heck. Während der Tscheche weiterfahren und sich sogar an die Spitze setzen konnte, landete Oestreich umhüllt von einer riesigen Staubwolke im Kies. In dem allgemeinen Tohuwabohu schossen Albacete und Hahn auf die Ränge 2 und 3 vor, während sich Bösiger nun in der Verfolgerrolle wiederfand. Das Spitzenquartett konnte sich im Laufe des Rennens vom Rest des Feldes absetzen, an der Reihenfolge änderte sich allerdings nichts mehr. Oestreich kam nach langer Zeit stark qualmend wieder auf die Piste zurück, doch das war nur der Reifen, der an der Karosserie scheuerte. Um der Teamwertung willen fuhr der Fuldaer das Rennen aber dennoch zu Ende und kam schließlich auf einem für ihn ganz ungewohnten 20.Platz ein.
Hinter Bösiger fuhr Lacko ein einsames Rennen auf der 5. Position, ebenso unbedrängt kamen Nittel auf dem 6. und Lvov auf dem 7. Platz ins Ziel. Um die letzten Punkteränge – acht, neun und zehn – wurde allerdings bis zur letzten Runde mit harten Bandagen gekämpft. Im Ziel lag schließlich Oliver knapp vor Levett und Mariezcurrena.
Erneut eine eindrucksvolle Vorstellung lieferte Stephanie Halm. Wieder konnte sie einige wesentlich stärker motorisierte Konkurrenten hinter sich lassen und platzierte ihren Mercedes-RaceTruck schließlich auf dem 14. Rang.
In der Gesamtwertung hat Hahn seine Führung auf nun 175 Punkte ausgebaut, gefolgt von Albacete (130), Oestreich (107), Nittel (96), Lacko (95), Vrsecky (87) und Bösiger (78).
Die Teamwertung ging im ersten Rennen an Cepsa-Trucksport Lutz Bernau (Albacete / Nittel) vor Buggyra (Vrsecky / Levett) und MKR Team 14 Juniors (Lacko / Janiec). Im zweiten Rennen ging der Sieg an Buggyra vor Cepsa-Trucksport Lutz Bernau und MKR-Technology (Bösiger / Oestreich).

Impressionen:

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