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Albacete Drumherum

Albacete Drumherum

09. Juni 2011Der 3. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship im spanischen Albacete war nicht das von den Fans erhoffte Festival ihres Lokalmatadors Antonio Albacete, der – das sei hier nochmals betont – tatsächlich aber aus Madrid stammt. Nichtsdestoweniger kennt der Cepsa-MAN-Pilot hier jede Kurve aus dem Effeff, er könnte den Circuit de Albacete eigentlich mit geschlossenen Augen fahren. Doch das nutzte Albacete wenig, die Konkurrenz war einfach zu stark, zuallererst ein anderer MAN-Pilot, Jochen Hahn aus dem schwäbischen Altensteig. Der Deutsche scheint im Truckracing derzeit das Maß aller Dinge. Im Zeittraining und auch in den Rennen lag beinahe eine Welt zwischen Hahn und dem Rest. Drei Siege und ein vierter Platz ließen ihn wieder zum fleißigsten Punktesammler werden. Das käme ihm selbst bald unheimlich vor, sagte der Schwabe denn auch am Sonntagabend.
Albacete hatte allerdings auch etwas Pech. Im ersten Samstagsrennen gab es eine Berührung mit dem deutschen Renault-Piloten Markus Oestreich, in deren Folge zunächst der Spanier erst einmal eine spektakuläre Pirouette drehte – in aller Schönheit zu sehen, live und in Farbe, auf www.trucrace.tv im Samstagsbericht – und anschließend mit einem Reifendefekt auf den 10.Platz zurückfiel. Und im letzten Tagesrennen drückte er nach Meinung der Stewards den führenden Engländer Stuart Oliver (MAN) derart von der Piste, dass er später – nach dem er bei der Siegerehrung noch ganz oben auf dem Podium gestanden hatte – von der Rennleitung um zwei Plätze – hinter Oliver – zurückversetzt wurde. Ähnlich verfuhren die Stewards übrigens mit dem Schweizer Markus Bösiger (Renault). Auch er soll beim Überholen von Olivers MAN zu rabiat zur Sache gegangen sein. Nach dem Rennen, noch im Parc Fermé ging Bösiger zum Engländer um mit ihm darüber zu sprechen. Und genau dies soll dem Schweizer – laut der Angaben des MKR-Renault-Teams – zum Verhängnis geworden sein. Man habe dies als Schuldeingeständnis gewertet.
Dennoch hat man bei MKR auf einen Appeal verzichtet, da man die Strafe zwar als unberechtigt betrachtete, sich aber andererseits von einem Einspruch wenig Erfolg versprach. Das Cepsa-Team dagegen erwog tatsächlich kurzfristig einen Appeal – allein schon aus formalen Gründen. Denn – so versicherte sich Teammanager Ivan Cruz zuvor noch einmal beim spanischen Motorsport-Verband – das FIA-Reglement sehe eine Strafe mit einer Rückversetzung um Plätze gar nicht vor, tatsächlich gebe es nur Zeitstrafen.
Auch die meisten Beobachter sahen die Aktionen von Albacete und Bösiger doch eher als harmlos an – verglichen mit dem, was sich in den vorherigen Läufen zur FIA ETRC teilweise so abgespielt hatte. Letztendlich verzichtet man aber auch bei den Spaniern auf einen Appeal..
Wollte man seitens der Rennleitung in Albacete vielleicht ein Exempel statuieren?
Insgesamt war ja schon seit dem ersten Rennwochenende in Donington beklagt worden, dass in diesem Jahr – insbesondere in den zweiten Tagesrennen, in denen die ersten Acht bekanntlich in umgekehrter Reihenfolge starten – ungemein hart zur Sache gegangen werde. Während die einen von Stock-Car-Rennen sprechen, meinen die anderen, das sei echtes Truckracing. So unterschiedlich sind die Betrachtungsweisen der Beteiligten und offensichtlich auch die der jeweils zuständigen Rennkommissare.
Die Stimmung in der Truckracing-Szene ist schon jetzt, nach gerade einmal drei Rennen so sehr gereizt wie sonst vielleicht mal beim Finalrennen.
Nach dem spektakulären Unfall zwischen dem Buggyra-Piloten David Vrsecky (CZE) und dem Deutschen Uwe Nittel (MAN) in Misano gab es scheinbar einige Überreaktionen, die keineswegs zur Klimaverbesserung beigetragen haben. Nittel und das Team von Lutz Bernau wiesen in Albacete nochmals daraufhin, dass man gern bereit sei, mit anderen Teams und Piloten die Datenaufzeichnung des Nittel-MAN während des Crashs durchzugehen. Man könne damit belegen, dass Nittel in dem Moment genauso gefahren sei und am selben Punkt gebremst habe, wie in allen Runden zuvor an dieser Stelle.
Ganz unabhängig von alldem ist man beim MKR-Renault-Team auch nicht gerade sonderlich glücklich mit dem bisherigen Saisonverlauf. Beim Auftakt in Donington konnte die glorreiche Vorstellung von Markus Oestreich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es insgesamt eigentlich nicht so richtig rund lief. Sorgenkind von Teamchef Mario Kress ist derzeit sicherlich Markus Bösiger. Im letzten Jahr noch Vizechampion hängt der Meister von 2007 zumindest in den entscheidenden Runden bei der SuperPole und auch im Rennen meistens etwas hinter den Konkurrenten und oft auch hinter den Teamkollegen Oestreich und Adam Lacko. Die Zeiten des Schweizers bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres, während der Rest sich oft drastisch verbessern konnte. Das sah bei den Testläufen in Most allerdings noch ganz anders aus. Da fuhr der Schweizer zumeist nicht nur die schnellsten Runden, sondern war zudem auch noch um gut 2 Sekunden schneller als in der letzten Saison.
Die Zeit bis zum nächsten Rennen in Nogaro will Teamchef Mario Kress nutzen, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Deshalb fährt seine Mannschaft auch zurück in die tschechischen Werkshallen – wohingegen andere ihre Auflieger samt RaceTrucks direkt nach Nogaro brachten, wo die Streckendirektion ermöglichte, die wertvolle Fracht im bewachten Fahrerlager abzustellen.
Und einzelne Teams nutzten die wenigen Tage zwischen den beiden Rennen denn auch für einen Kurzurlaub an der spanischen Mittelmeerküste. So wurde der Renn-Transporter des holländischen Piloten Erwin Kleinnagelvoort denn auch nahe des Jachthafens von La Escala gesichtet.

Impressionen:

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