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Der Sonntag in Donington

Der Sonntag in Donington

24. April 2011Donington - Auch wenn der heutige Ostersonntag nicht mehr ganz so sommerlich warm war, zogen die Massen weiterhin zum Donington Park – genaue Zahlen soll es erst am morgigen Montag geben. Schon beim morgendlichen Warm-Up lag der Favoritenkreis – die acht Schnellsten – gerade mal eine Sekunde auseinander. Jochen Hahn (GER) war bei diesem Aufgalopp mit seinem MAN sogar eine Tausendstel schneller als der Beste im anschließenden, letztendlich ja schon vorentscheidenden Zeittraining, der Schweizer Markus Bösiger (Renault). Und auch hier lagen die Top-Ten wieder genauso eng beisammen. Matthew Summerfield (GBR), die Überraschung des gestrigen Tages schaffte es mit seinem MAN diesmal nicht in die Superpole. Gestern hatte der Brite ja noch mit seinem sogenannten B-MAN die beiden A-MAN-Piloten Stuart Oliver (GBR) und Alex Lvov (RUS) klar hinter sich gelassen. Nun sicherten sich die beiden gelben MAN aber den 9. und 10.Startplatz. Die Pole ging erneut an Markus Oestreich (GER) auf Renault, wenn auch nicht mehr ganz so überlegen wie am Vortag. Den Platz neben dem Deutschen holte sich Buggyra-Pilot David Vrsecky (CZE) vor Hahn, Bösiger, den beiden MAN-Piloten Antonio Albacete (ESP) und Uwe Nittel (GER) sowie dem Tschechen Adam Lacko (Renault) und Chris Levett (GBR) auf Buggyra Freightliner. Gerade mal 4 Zehntel lag diese Sechser-Gruppe auseinander, ein Beleg mehr dafür, wie ausgeglichen das Teilnehmerfeld derzeit ist.
Schon beim fliegenden Start machte Polesetter Oestreich alles klar, anschließend fuhr der Fuldaer wie schon gestern einem eindeutigen Start-Ziel-Sieg entgegen. Hahn hatte sich an Vrsecky vorbeigeschoben und behauptete ebenso klar den 2.Platz bis ins Ziel, gefolgt vom Tschechen. Damit waren die Podiumsplätze schon frühzeitig vergeben. Denn bei der derzeitigen Leistungsdichte in der Spitzengruppe muss schon einer stark schwächeln oder einen Fehler machen, gerade auf solch einer Strecke wie in Donington, die fast nur im höchsten Gang gefahren wird und viele Vollgaspassagen aufweist, Überholvorgänge im normalen Zweikampf sind da kaum möglich.
So fuhren denn auch Bösiger, Albacete und Nittel recht unspektakulär ihre Plätze vier, fünf und sechs ins Ziel. Lacko hatte schon anfangs ein Turbo-Problem und schied aus, seinen 7.Rang nahm sein französischer MKR Team 14 Juniors-Kollege Anthony Janiec ein. Dahinter gab es dann den Fight, der alle Zuschauer begeisterte, zwischen den beiden „ewigen Kontrahenten“ Oliver und Levett. Immer wieder startete der Buggyra-Pilot seine Attacken gegen Oliver, doch der Routinier parierte alle Angriffe, kamen sie nun von der linken oder rechten Seite. Offenbar war das einigen Stewards dann doch zuviel, zumindest war für Levett über den Streckenkommentar eine Durchfahrtsstrafe angekündigt, die der junge Engländer aber nicht antrat. So war schon beim Zieleinlauf eigentlich klar, dass Levett seinen 9. Rang an Lvov verlieren und Summerfield sich mit dem zehnten Platz den letzten Punkt sichern würde.
Anschließend hieß es dann Levett, sei sogar die schwarze Flagge, also Disqualifikation, gezeigt worden, der Rennleitung sei davon aber nichts bekannt. Lange nach der Siegerehrung wurde mitgeteilt, die Ergebnislisten seien eh Makulatur, es gebe diverse Strafen. Für die beiden Erstplatzierten änderte sich nichts, doch Vrsecky erhielt ebenso wie Teamkollege Levett und auch Bösiger eine 10-Sekunden-Strafe wegen Overspeed. So kam Albacete schließlich auf den 3. Platz vor Nittel, Vrsecky und Bösiger fielen um jeweils zwei Positionen – auf 5 und 6 – zurück. Ansonsten blieb es wie gehabt – außer für Levett, der sich noch insgesamt 60 weitere Strafsekunden eingehandelt hatte und so bis auf den 17. Platz zurückfiel.
Oliver hatte als Achter des 1. Tagesrennens nun die Pole vor Janiec. In der 2. Reihe standen Bösiger und Vrsecky, Hahn und Oestreich in der vierten Startreihe, der Rest der Top-Piloten dazwischen. Das ließ nun auf ein interessantes Rennen hoffen, doch die Erwartungen wurden weit übertroffen. Schon in der ersten Kurve ging es hart zur Sache, Hauptleidtragender war Janiec, der einige Plätze verlor. Oliver lag weiter vorn, permanent bedrängt von Bösiger, nur wenige Meter dahinter eine von Nittel angeführte Verfolgergruppe. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann Oliver sich dem schnelleren Bösiger würde beugen müssen. Doch der Engländer leistete energischen Widerstand. Und als es so aussah, als ginge der Schweizer nun endlich vorbei, schob ihn der von hinten nachstürmende Nittel zur Seite, der Renaultpilot fiel um einige Plätze zurück. Hahn lag mittlerweile auch auf gleicher Höhe und schnappte sich nacheinander Nittel und dann Oliver. Die beiden Deutschen zogen nun auf und davon und fuhren ganz unbedrängt Platz 1 und 2 nach Hause. Beim Kampf um den dritten Podiumsplatz und die weiteren Punkteränge ging es aber weiter heiß zu. Albacete hatte mittlerweile wegen eines technischen Defekts die Segel streichen müssen, Bösiger lag nun wieder direkt hinter Oliver, gefolgt von Vrsecky und Oestreich. Und erneut versuchte der Schweizer am Briten vorbeizuziehen, der den Renaultpiloten aber weit nach außen drängte. Das nutzte Vrsecky um innen vorbeizuziehen, kurz danach wurde Bösiger, der viel an Schwung verloren hatte, auch vom Teamkollegen Oestreich passiert. Olivers Truck ließ offensichtlich nach, der Brite wurde peu a peu durchgereicht.
Oestreich hatte mittlerweile auch Vrsecky überholt, und setzte zur Verfolgung des Führungsduos an. Doch Hahn und Nittel waren schon zu weit enteilt, trotz permanenter Rundenbestzeiten musste sich der Fuldaer mit dem 3. Platz zufriedengeben.
Vrsecky fuhr unbedrängt auf dem 4. Rang ein, mit Abstand vor Bösiger, der am Schluss noch Levett im Nacken hatte. Der Engländer hatte das permanente Tohuwabohu ganz elegant genutzt, um von ganz hinten bis auf den 6. Platz vorzufahren. Genauso ein famoses Rennen war Lacko gefahren, der wegen seines Ausfalls im 1. Rennen vom letzten Startplatz ins Rennen gehen musste. Auch der Renaultpilot mischte schon in den Punkterängen mit, als ihn kurz vor Schluss erneut der Technikteufel erwischte.
Hinter Levett belegten so die MAN-Piloten Mika Makinen (FIN), Oliver und Zoltan Birnbauer (HUN) die restlichen Punkteränge.
Bei der anschließenden Siegerehrung konnte sich niemand so recht erinnern, ob überhaupt es in der FIA ETRC schon mal ein rein deutsches Podium gegeben hat.
In der Gesamtwertung führt Oestreich mit 51 Punkten vor Nittel (39), Albacete (37), Hahn (30), Vrsecky (25) und Bösiger (19).
Die Teamwertung ging in beiden Rennen an MKR-Technology (Bösiger / Oestreich). Im ersten Rennen holte sich Cepsa-Trucksport Lutz Bernau (Albacete / Nittel) den 2.Platz vor Buggyra (Vrsecky / Levett), im zweiten Lauf tauschten die beiden Teams die Plätze.

Impressionen:

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