Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Deutschland im Truckracing stark vertreten – Nittel auch 2011 am Start

Deutschland im Truckracing stark vertreten – Nittel auch 2011 am Start

09. Februar 2011Unter den Nutzfahrzeugherstellern gilt Deutschland als Nummer 1 – doch im Truckracing gab es auch schon Jahre, in denen als Fahrer allein Jochen Hahn die deutschen Farben hochhielt. Aber bereits im letzten Jahr konnten die Fans sich häufig nicht entscheiden, wem sie denn – aus rein nationaler Sichtweise – die Daumen drücken sollten. Und in der kommenden Saison könnte es noch schwieriger werden. Neben Hahn auf MAN – Dritter in der letztjährigen Meisterschaft – ist natürlich auch wieder der viertplatzierte Renault-Pilot Markus Oestreich dabei. Und dann hatte es ja noch einen weiteren Top-Ten-Piloten gegeben, den früheren Rallye-Vizeweltmeister Uwe Nittel. Nach seinem Gastspiel beim Truck-Grand-Prix 2009 avancierte Nittel im letzten Jahr zum Shooting-Star – und das ja auch eher zufällig.
Hätte es um die verspätete Meldung des Engländers Stuart Oliver für den zweiten Startplatz bei Buggyra nicht diesen Hickhack gegeben, hätte es die zweite Motorsport-Karriere des Uwe Nittel wahrscheinlich so nicht gegeben. Ursprünglich als Ersatzmann eingesprungen, räumte er als Race-by-Race-Pilot dann richtig ab und belegte in der Endabrechnung schließlich den 9. Rang. Nun rätselte man schon die ganze Zeit, wie es denn mit Nittel wohl weitergehen würde. Bekanntlich muss ein Pilot – gerade auch bei einem Top-Team wie Buggrya – normalerweise viel eigenes Geld (sprich Sponsoren) mitbringen. Im letzten Jahr war Nittel der Notnagel, war dazu auch noch außerordentlich erfolgreich, und es gab kurzfristig niemanden, der ihm den Platz hätte streitig machen können. Nun aber gibt es da den finanziell extrem potenten Chris Levett – auch immerhin Sechster in der Meisterschaft – als ernsthaften Interessenten für das zweite Buggyra-Cockpit.
Doch Nittels Philosophie ist da eine andere, er wird kaum bereit sein, eigenes Geld zu investieren, und seine persönlichen Sponsoren werden sich kaum in der Größenordnung engagieren wollen, was normalerweise ein Cockpit für eine komplette Saison bei Buggyra kostet. In den letzten Tagen hieß es dann schon mal gerüchteweise, dass Nittel – neben dem spanischen Titelverteidiger Antonio Albacete – zweiter Mann im MAN-Team von Truck Sport Bernau werden könnte. Und gestern nun ließ Lutz Bernau die Katze aus dem Sack, Nittel wird tatsächlich Nachfolger von Levett. Und wenn der Engländer nun wiederum bei Buggyra den Platz Nittels übernehmen würde, hätte das schon eine gewisse Pikanterie.
Noch ein weiterer deutscher Truckracer sorgte im letzten Jahr für Furore, zwar nicht im FIA-Championat aber im Mittelrhein Cup beim TGP – ein alter Hase in einem nagelneuen Truck, „Mr. Truckracing“ Gerd Körber auf Iveco. Teamchef Schorsch Glöckler, der übrigens auch den Iveco-RaceTruck gebaut hat, mit dem Nittel seine ersten Erfahrungen sammeln konnte, will nach dem glorreichen Auftritt vom Ring nun in der kommenden Saison in der Meisterschaft starten. Vier Rennen sind zunächst geplant. Das käme wohl auch Körber, der als Geschäftsführer von Bickel-Tec stark eingespannt ist, sehr entgegen. Und nach dem großen Erfolg am Ring erfährt das sehr engagierte Schwabentruck-Team auch mehr Unterstützung von oben. Jürg Spuler, für Iveco als Entwicklungsingenieur im schweizerischen Arbon tätig – und ebenso wie Glöckler Gast bei Bösigers Truckracer-Weekend in Langenthal – wird sicher dafür sorgen, dass Körber mit einem entsprechend potenten Motor an den Start gehen wird. Die Premiere gibt’s in Misano – ein Iveco-Heimspiel.
Und dann gab es da ja noch den Mercedes-Benz von Markus Bauer mit dem Mini-Challenge-Champion Hendrik Vieth am Steuer. Beim Truck-Grand-Prix mischte der Tourenwagen-Spezialist bei seinem ersten Truckracing-Einsatz mit einem im Prinzip unterlegenen Motor bereits kräftig mit. In Most, beim zweiten Renneinsatz schnupperte das MB-Motorport-Team schon an den Punkten – und dann gab es den kapitalen Motorschaden. Trotzdem gab Bauer sein Ringen um einen konkurrenzfähigen Mercedes-Benz in der FIA European Truck Racing Championship nicht auf. Die Sponsoren konnte der erfahrene Truckracing-Stratege größtenteils bei der Stange halten, nur mit einem echten Rennmotor da hapert’s derzeit noch etwas. Bekanntlich steht man in Stuttgart an entscheidender Stelle dem Truckracing derzeit eher reserviert gegenüber. Andererseits engagiert sich Mercedes-Benz – nach einer kurzen Abstinenz – beim Truck Grand Prix am Ring wieder in alter Manier mit vielen geladenen Gästen. Wahrscheinlich nutzt man die imposante Kulisse sogar, um den neuen Actros der großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Und dann würde es natürlich auch wieder Sinn machen, dass ein Truck mit dem Stern bei den Rennen mitfährt. An Bauer wird’s nicht scheitern. Ob dann allerdings wieder Vieth im Cockpit sitzen wird, ist eher fraglich. Das Team möchte dann auch eine komplette Meisterschaft fahren, und da gibt es Überschneidungen der Truckracing-Termine mit den Rennen der Mini-Challenge. Als Titelverteidiger will Vieth diese natürlich nicht verpassen. So ist Bauer derzeit nicht nur damit beschäftigt, einen MB-Rennmotor zu bekommen, sondern möglicherweise auch auf der Suche nach einem geeigneten Piloten.