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Der Sonntag in Jarama

Der Sonntag in Jarama

03. Oktober 2010Jarama - Erneut strömten die Fans schon am frühen Morgen wieder bei Temperaturen um die 10 bis 11 Grad zum Circuit Jarama, doch heute blieb es weiterhin recht kühl und windig, die Sonne konnte sich gegen die aufziehenden Wolken einfach nicht durchsetzen. Die insgesamt 32.000 Zuschauer gestalteteten sich jedoch davon völlig unabhängig wieder ihr eigenes Fest – und ein Festtag sollte es – zumindest bei der SuperPole (und noch im 1. Rennen) – auch wieder für die beiden MKR-Renault-Piloten Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) werden. In der Qualifikation für die Top-Ten legten die Spitzenpiloten offensichtlich ihre Karten aber noch nicht auf komplett auf den Tisch. Hier hatte MAN-Pilot Chris Levett (GBR) gefolgt von seinem tschechischen Markenkollegen Adam Lacko noch die Nase vorn. An 3. Position folgte Oestreich vor David Vrsecky (Freightliner) aus Tschechien vor zwei weiteren MAN-Piloten, Alex Lvov (RUS) und Jochen Hahn (GER). Erst dann kamen Bösiger und der neue Europameister, MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP). Die Top-Ten vervollständigten Renault-Pilot Anthony Janiec (FRA) und der Spanier Javier Mariezcurrena (ESP).
In der SuperPole konnte jetzt aber niemand mehr pokern, und so purzelten nun auch wieder die Bestzeiten. Und wie schon gestern war Oestreich erneut der Schnellste: 1:59,206 Min., knapp dahinter folgte Bösiger, vor Levett und Albacete. Die dritte Startreihe teilten sich Lacko und Vrsecky, erst dann folgte Hahn neben Lvov. Der Deutsche müsste im nächsten Rennen mindestens 5 Punkte mehr holen als Bösiger, um noch theoretische Chancen auf den Vizetitel zu haben. Die 5. Startreihe ging an Janiec und Mariezcurrena.
Nachdem sich die Toppiloten bisher hier beim Finale ja schon beinahe mit Glacehandschuhen anzupacken schienen, erinnerte der Start des ersten Rennen des Tages dann schon eher etwas an die letzten Jarama-Jahre. Albacete, Bösiger und Oestreich lieferten sich schon beim Start ein Gerangel, Oestreich wurde dabei kräftig angeschoben. Dann waren aber auch schon die Fronten geklärt. Oese übernahm die Führung vor dem Spanier und Bösiger. Während der Deutsche ungefährdet vornweg fuhr, klemmte sich der Schweizer ans Heck von Albacetes MAN. Und wie schon während des ganzen Wochenendes schien Bösigers Renault wieder einen Tick schneller. Aber schneller zu sein, ist eine Sache und Überholen eine ganz andere. Immer wieder sah es so aus, als würde Bösiger vorbeiziehen können, doch der Lokalmatador parierte zur Begeisterung der Fans jede Attacke – bis zur 9. Runde. Der Renault-Pilot raste vorbei und fuhr knapp hinter Oestreich den nächsten Doppelsieg für MKR Technology ein. Damit war auch der Kampf um den Vizetitel zugunsten Bösigers entschieden. Hinter Levett, ganz ungefährdet auf der 4. Position, lieferten sich Lacko, Hahn, Vrsecky und Lvov ein ganz heißes Gefecht. Innerhalb von nicht einmal 3 Sekunden schoss das Kampfquartett schließlich über die Ziellinie. Platz 9 und 10 gingen an die beiden MAN-ler Mika Mäkinen (FIN) und Zoltan Birnbauer (HUN).
Das letzte Rennen des Tages, das letzte Rennen der Saison verlief dann reichlich chaotisch. Pünktlich zum Start hatte es zu regnen begonnen – nicht stark, aber es reichte, um aus der Piste eine Rutschbahn zu machen, trotz einer zweiten Einführungsrunde. „Das wäre unser Rennen gewesen“, so Bösiger später, aber es hat eben nicht sollen sein. Immer wenn es nass war in dieser Saison, waren die beiden Renaults hoch überlegen, und jetzt erwartete man von Oestreich, der ja schon seit jeher den Beinamen „Rainman“ führt, dass er auch das 2. Rennen klar gewinnen würde. Doch schon in der 2. Runde erwischte den Fuldaer in aussichtsreicher Position ein Motorschaden. Zuvor hatte Vrsecky sich an die Spitze gesetzt gefolgt von Lacko, Hahn, Lvov, Albacete und den beiden MKR-Renaults. Schon wenig später fiel der Tscheche auf die 4. Position, in Führung lag nun Lacko vor Lvov. Vrsecky focht mit Hahn kontaktreiche Infights aus, beide rutschten von der Strecke, und als Vsrecky wieder auf die Piste kam, knallte er Bösiger voll in den Truck. Der Schweizer blieb mit einem massiven Achsschaden liegen, das MKR Renault-Team war nun komplett eliminiert. Mittlerweile befanden sich schon mal mehr Trucks neben der Piste als auf dem Asphalt, und nicht nur so mancher Zuschauer verlor dabei auch schon mal die Übersicht.
Gemeinsam zogen zu Mitte des Rennens Vrsecky und Albacete an Hahn und Lvov vorbei, wobei der Russe schließlich auch noch den Schwaben passieren lassen musste. Schnell löste sich Vsrecky von seinen Verfolgern und konnte in der vorletzten Runde auch noch den schon weit enteilten Lacko überholen. Der Rest ging aber gar kein Risiko mehr ein, an manchen Streckenabschnitten eierten die RaceTrucks schließlich regelrecht über den Asphalt. Und so kamen plötzlich Piloten nach vorn, mit denen man zuvor nicht unbedingt hätte rechnen können. Hinter Hahn holte sich Janiec den 6. Platz vor dem MAN-Trio Eduardo Rodrigues und dessen Sohn Jose (beide POR) sowie Jean-Pierre Blaise (BEL). Der letzte Punkt für den 10.Platz fiel an Freightliner-Pilot Uwe Nittel (GER).
Im Prinzip waren alle Entscheidungen ja schon vorher gefallen, und so wurde das Ergebnis ohne größere Diskussionen eben so genommen, wie es nun mal war – bestenfalls gab es von dem einen oder anderen mal den Seufzer, „Gut, dass all das erst jetzt passiert ist.“
Im Endklassement weist Albacete als neuer Titelträger nun 387 Punkte auf, den Vizetitel holte sich Bösiger mit 335 Zählern vor Hahn (318), Oestreich (293), Vrsecky (226), Levett (210), Lacko (186), Lvov (135), Nittel (82) und Janiec (81).
Die Teamwertung im ersten Rennen ging heute an MKR Technology (Bösiger / Oestreich) vor Truck Sport Bernau (Albacete / Levett) und Team Hahn Oxxo Racing (Hahn / Birnbauer). Im letzten Rennen lag Team Hahn Oxxo Racing vor Truck Sport Bernau und MKR Technology.
Den Europameistertitel fiel schließlich an MKR Technology (712 Punkte) vor Truck Sport Bernau (685) und Team Hahn Oxxo Racing (541).