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Der Samstag in Jarama

Der Samstag in Jarama

02. Oktober 2010Jarama - Schon um 8 Uhr morgens, es war noch gar nicht richtig hell und mit 10 bis 11 Grad auch noch biestig kalt, saßen die Ersten schon auf den Tribünen mit ihren betäubenden Hupen und den für Jarama so typischen Kettensägen-Motoren, mittlerweile sogar mit Schalltrichtern. Sie wollten einfach nur ihren Antonio feiern. Und Albacete mit seinem knallroten Cepsa-MAN machte auch bereits mit seinem 3.Platz im 1. Rennen im Sinne der Fans schon alles klar und sicherte sich die Meisterschaft. Aber auch die beiden MKR-Renaults mit Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) ließen sich bereits im Freien Training von dieser Kulisse beflügeln, lagen sie doch hier schon eindeutig in Front. Andererseits wusste man ja gerade auch bei MKR-Technology, dass es für die Renaults mit zunehmender Wärme schwieriger werden könnte, die Hitzerennen von Smolensk waren hier noch in unangenehmer Erinnerung. Doch MKR-Boss Mario Kress meinte noch am Vorabend, an dem Problem werde gearbeitet.
Und als dann das 1. Zeittraining anstand, zeigte das Thermometer auch schon mehr über 20 Grad, und erneut legten Oese und Bösiger die schnellsten Runden auf die Piste, wobei es der Schweizer ausgesprochen spannend machte. Als die Toppiloten schon längst ihre schnellsten Zeiten im Kasten hatten, lag Bösiger mit weitem Abstand noch auf dem 21.Platz, nur die zehn Besten kommen ja in die SuperPole. Doch dann langte der Renault-Pilot noch einmal zu – 2.Platz hinter dem Teamkollegen Oestreich. Die SuperPole vervollständigten der Tscheche David Vrsecky (Freightliner) vor einer MAN-Armada mit Antonio Albacete (ESP), Adam Lacko (CZE), Chris Levett (GBR) und Jochen Hahn (GER). Anthony Janiec (FRA) auf Renault, MAN-Pilot Alex Lvov (RUS) und der 2. Freightliner-Pilot Uwe Nittel (GER) vervollständigten die Top-Ten. Anschließend gab es für das Team Hahn Racing jedoch eine böse Überraschung – Disqualifikation wegen Overspeed. Der Portugiese Jose Rodrigues (MAN) rutschte so noch in die SuperPole.
Und hier markierten Oestreich und Bösiger schon in der ersten Runde das Maß. An ihre Zeiten (Bestzeit Oestreich: 1:57.758 Min.) kam niemand heran, die nächsten Verfolger, Levett und Albacete waren gar mehr als 2 Sekunden langsamer. Die dritte Startreihe ging an Lacko und Vrsecky vor Lvov, Janiec, Nittel und Rodrigues.
Der Start ins folgende Rennen verlief ziemlich problemlos. In der ersten Kurve lagen Bösiger, Oestreich und Albacete beinahe auf einer Linie, dann übernahm der Schweizer die Führung vor Oese und dem spanischen Lokalmatadoren und wie im Gänsemarsch zogen die drei RaceTrucks dann ihre Runden. Schon nach der dritten Runde begannen die ersten Überrundungen, und die haben es hier in Jarama in sich. Doch das Spitzentrio ging überhaupt kein Risiko ein, und wenn es sein musste, verließ man lieber die Ideallinie und ging über die längeren Außenbahnen. Mittlerweile war es richtig warm geworden, das focht die beiden Renaults aber nicht im Geringsten an. Schließlich passierten Bösiger und Oestreich mit nur 2 Zehnteln Abstand die Ziellinie, wenige Meter dahinter folgte ein überglücklicher Albacete. Auf der 4. Position fuhr Levett ein relativ einsames Rennen, allein die ständigen Überrundungen sorgten beim Engländer für Abwechslung. Den ersten wirklich heißen Kampf gab es zwischen Lacko und Vsrecky. Zur Freude der Zuschauer schenkten sich die beiden Tschechen nichts. Dennoch der amtierende Europameister schaffte es trotz permanenter Attacken nicht, an Lacko vorbeizuziehen, der am Ende seinen Vorsprung mit nur etwas mehr als 1 Zehntel Sekunde ins Ziel rettete. Hahn hatte sich vom letzten, dem 30.Platz auf den 7. Rang vorgekämpft gefolgt von Nittel, der damit im folgenden Rennen die Pole hatte. Die Punkteränge vervollständigten Lvov und Rodrigues.
Den am meisten bejubelten Fight lieferten sich die beiden MAN-ler Mika Mäkinen (FIN) und Javier Mariezcurrena (ESP), wobei der Spanier am Ende die Nase vorn hatte. Anschließend erhielt er aber wegen Overspeed eine Zeitstrafe, fiel wieder hinter den Finnen zurück und lag somit beim Start auf der ungünstigeren Außenbahn, mit Folgen für das 2. Rennen.
Hier starten die acht Erstplatzierten ja in umgekehrter Reihenfolge. Neben Polesetter Nittel lag Hahn, aus der 4. Reihe gingen Oestreich und Bösiger ins Rennen, direkt hinter Albacete.
Den wirklichen Aufreger gab es schon beim Start – letztendlich sogar noch vor der eigentlichen Startlinie. Die beiden großen Kampfhähne des vorherigen Rennens, eben Mäkinen und Mariezcurrena, gerieten derart heftig aneinander, dass der Truck des Finnen voll in die Boxenmauer krachte und offensichtlich auch Teile der Startanlage mitnahm. Damit war das Rennen für den schwer gezeichneten Truck von Mäkinen beendet. Vorn übernahm Hahn gleich die Führung und landete damit einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg.
Direkt hinter dem Schwaben ging es da schon etwas turbulenter zu. Rundenlang konnte Nittel seinen 2. Platz behaupten, musste sich dann aber dem etwas schnelleren Teamkollegen Vrsecky beugen. Plötzlich gab es am Freightliner des Deutschen technische Probleme, er fiel immer weiter zurück und gab schließlich das Rennen ganz auf. Zwischenzeitlich hatte sich der neue Europameister Albacete, dem zu Ehren MAN schon große Glückwunsch-Banner an der Rennstrecke aufgestellt hatte, zur Freude seiner Fans an Lacko vorbei auf die dritte Position vorgearbeitet. Doch der Tscheche und auch der Spanier hatten letztendlich die Rechnung ohne die beiden MKR-Renaults gemacht. Das vorherige Rennen hatte Bösiger und Oestreich offensichtlich derart beflügelt, dass sie gegen Ende wesentlich schnellere Runden auf den Asphalt legten als die Konkurrenz. Albacete und Lacko wurden scheinbar mühelos überholt, und dann wurde Jagd auf den zweiten Platz des schon ziemlich weit enteilten Vsrecky gemacht. Und tatsächlich hing das Verfolgerduo dem Tschechen schon bald an der Stossstange, doch mit gut drei Zehntel Sekunden rettete der Buggyra-Pilot am Ende seinen 2. Platz vor Oestreich und Bösiger, die auf den letzten Metern noch einmal die Plätze getauscht hatten, über die Ziellinie. Kurz vor Schluss konnte Lacko sich noch den 5. Rang von Albacete zurückerobern. Levett, Lvov, Mariezcurrena und Rodrigues vervollständigten die Top-Ten, für die es die Punkte gibt.
In der Teamwertung ging der Sieg in beiden Rennen an MKR Technology (Bösiger / Oestreich) einmal vor Truck Sport Bernau (Albacete / Levett) und Team Hahn Oxxo Racing (Hahn / Birnbauer), im zweiten Rennen tauschten Team Hahn Oxxo Racing und Truck Sport Bernau die Plätze.
Im Championat hat der neue Champion Albacete nun 367 Punkte. Um den Vizetitel gibt es weiterhin das Duell zwischen Bösiger (320) und Hahn (306). Oestreich (273) hat nun mehr als 30 Punkte Rückstand auf Hahn und damit den 4.Platz im Gesamtklassement sicher, vor Vrsecky (212) und Levett (200).