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Le Mans Drumherum

Le Mans Drumherum

23. September 2010„24 Heures Camions“ heißt der Lauf zur FIA European Truck Racing Championship in Le Mans. Um die immer mal wieder gestellte Frage zu beantworten, die RaceTrucks fahren nicht tatsächlich 24 Stunden am Stück, sondern spulen ihr ganz normales Programm ab. Der Name ist eine Reminiszenz an das Rennen, das Le Mans so berühmt gemacht hat. Aber am Samstag hätte man das Ganze eigentlich schon „12 Heures Camions“ nennen können, denn die ersten Trucks fuhren morgens um kurz nach acht in die Startvoraufstellung und die letzten kamen abends kurz nach acht wieder in ihre Boxen zurück.
Beinahe hätte Antonio Albacete nach dem letzten Rennen am Circuit Bugatti seinen dritten Meistertitel feiern können – aber der geballte Widerstand dreier Renaults wusste dies zu verhindern. Dass der spanische MAN-Pilot nicht so ohne weiteres die Renaults von MKR-Technology würde überholen können, wenn er nicht schon am Start das bessere Ende für sich haben würde, war eigentlich klar. Dass aber Lokalmatador Anthony Janiec mit dem Team 14-Renault über sich hinauswuchs, jede Attacke des eigentlich schnelleren Albacete parierte und am Ende ganz knapp vor dem Spanier die Ziellinie passierte, begeisterte nicht nur die Fans auf den Tribünen, sondern verleiht dem Finale in knapp zwei Wochen auch noch eine gewisse Prise Spannung. Ansonsten war das vorletzte Rennwochenende noch einmal ein Paradebeispiel für die kluge Vorgehensweise des Cepsa-Teams während der ganzen Saison. Fürs Spektakuläre waren die anderen zuständig, man selbst war eigentlich mehr bemüht, möglichst problemlos eifrig Punkte zu sammeln.
Jochen Hahn wird sich MAN-intern auch in diesem Jahr mit der Kronprinzenrolle zufrieden geben müssen. Dem Deutschen klebte einfach immer wieder das Pech an den Reifen. Davon können aber auch die beiden MKR-Piloten ein Liedchen singen – insbesondere Markus Oestreich (GER) gerade zu Anfang der Saison; den anderen Markus, den Bösiger aus der Schweiz erwischte es dann etwas später. Vielleicht hofft ja jetzt so Mancher insgeheim, dass es nun noch Albacete erwischen könnte. Aber lächerliche 4 Punkte in vier Rennen, das müsste für den Spanier auf seiner Hausstrecke allemal drin sein.
Le Mans war wieder einmal einer der spektakulären Höhepunkte der FIA European Truck Racing Championship, bei hervorragendem Wetter wollten sich fast 52.000 dieses Ereignis am Circuit Bugatti nicht entgehen lassen. Am Samstagabend jagte wieder einmal ein spektakulärer und vor allem lautstarker Showhöhepunkt den nächsten. Und für all die, denen es dann doch etwas zu laut wurde, gab es auch in diesem Jahr wieder auf und in den Gemäuern der Altstadt von Le Mans das ideale Kontrastprogramm, die nicht minder spektakuläre Beamershow „Nacht der Chimären“.
Auffällig war am Circuit Bugatti schon die Vielzahl der Kontrollen bevor man an die eigentliche Rennstrecke kam. Auch hier ist das Scannersystem eingeführt worden. Jedes Ticket, jeder Parkausweis wurde nicht nur an den Eingängen des weitläufigen Geländes eingescannt, sondern dann auch beim Verlassen wieder ausgescannt. Bei häufig gleichzeitig einströmenden größeren Massen waren die Staus schon vorgezeichnet. Und mancher Mitarbeiter des Circuit schien dazu auch noch einen Hang zur Übertreibung zu haben.
Presseakkreditierte mussten, um zum Photographieren oder Filmen direkt an die Piste zu dürfen, zusätzlich zu ihrer gelben Pressekarte auch noch eine farbige Weste tragen. Um allein in die Pit-Lane oder Startaufstellung zu gelangen, reichten aber auch die blauen Tickets für die Teammitglieder. Jedes Team hat aber auch mindestens eine Pressekarte, die man auch fürs Pressezentrum benötigt.
Ein Teamchef hatte nun beide Tickets an einem Band. Der Kontrolleur wollte ihm den Zugang zur Boxengasse verweigern, da er nicht zusätzlich zur Pressekarte das farbige Leibchen trug. Der Teamchef verwies auf sein blaues Teamticket, das ja allein für die Boxengasse und Startaufstellung ausreichte. Da sich an dem Band aber beide Karten befanden, bestand der Kontrolleur auf der Weste. Da machte ihm der Teamchef klar, dass er die gelbe Pressekarte abnehmen und in die Hosentasche stecken würde, wenn er nicht sofort durchgelassen würde. Mittlerweile hatte sich an dem schmalen Tor ein Stau von 30 bis 40 Leuten gebildet, die alle möglichst schnell in die Startaufstellung wollten. Waren es nun die murrenden Massen oder die Einsicht in die Absurdität seines Verlangens, der junge Mann mit Schlips und Jackett ließ den Teamchef schließlich auch ohne farbiges Leibchen passieren.
Der Circuit Bugatti gehört neuerdings auch zu den Rennstrecken, an denen Fahrräder verboten sind. Fahrräder sind für Photographen auf den engen Rettungswegen entlang der Pisten das ideale Fortbewegungsmittel, oft wesentlich besser geeignet als die allgegenwärtigen Scooter. In Le Mans mussten seit jeher auf Fahrrädern die gleichen Einfahrtsticker angebracht werden wie eben auch auf Scooter oder Autos. In diesem Jahr gab es für Fahrräder aber keine Sticker mehr, Fahrräder seien jetzt grundsätzlich verboten, nur noch Scooter und Autos seien erlaubt.
Da fragt man sich unwillkürlich nach dem tieferen Sinn einer Aktion wie der „Make Cars Green“ Kampagne der FIA, wenn auf der anderen Seite das einzig komplett umweltfreundliche Verkehrsmittel an den Rennstrecken verboten wird.
Der Circuit Bugatti ist ja nicht der erste und einzige Rennkurs mit solch einem Verbot.