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Der Samstag in Le Mans

Der Samstag in Le Mans

18. September 2010Le Mans - Bei fast „eisigen“ Temperaturen von gerade mal 8 Grad und dann auch noch zu beinahe nachtschlafender Zeit – um kurz nach acht – stellten sich die Truckracer zum 1. Freien Training auf. Doch der blaue Himmel ließ hoffen, tatsächlich blieb es auch trocken und das Thermometer knackte hin wieder auch schon mal die 20-Grad-Marke.
Le Mans-erfahrene Piloten wissen, dass der Circuit Bugatti am frühen Morgen – zumal wenn zuvor noch niemand gefahren ist – an manchen Stellen recht feucht und extrem rutschig sein kann. Und so wunderte nicht, dass so Mancher Probleme hatte, die Ideallinie zu finden – darunter auch ein paar „alte Hasen“. Und erwartungsgemäß lagen wieder die MAN-Armada mit Antonio Albacete (ESP), Jochen Hahn (GER), Chris Levett (GBR), Adam Lacko (CZE), Alex Lvov (RUS) sowie die beiden Duos von MKR-Renault mit Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) und von Buggyra-Freightliner mit David Vrsecky (CZE) und Uwe Nittel (GER) vorn. Rund 2 Sekunden lag man auseinander, wobei Bösiger knapp die Nase vorn hatte. Aber ernst wurde es ja erst im Zeittraining.
Und da hatte zunächst erst einmal Bösiger vor seinem Teamkollegen Oestreich das bessere Ende für sich, gefolgt von Hahn, Levett und Vrsecky, die weniger als 3 Hundertstel trennte. Albacete, Lacko, Nittel, der Renault-Pilot Anthony Janiec (FRA) und Lvov, waren die restlichen Top-Ten-Piloten. Während des Zeittrainings brannte plötzlich der MAN von Jeremy Robineau (FRA). Eine riesige schwarze Wolke, schockte die in der Pit-Lane wartenden Teammitglieder. Bis das Feuer endlich gelöscht, die Piste an der Brandstelle abgestreut und der RaceTruck ins Fahrerlager gebracht worden war, standen die zehn Trucks für die SuperPole gut 20 Minuten am Ende der Boxengasse und warteten, dass die Ampel endlich die Strecke freigab. Später hieß es durch einen Motordefekt sei Öl ausgetreten und habe sich entzündet.
War es nun das Warten oder was auch immer, tatsächlich schienen manche Piloten ihr Pulver schon verschossen zu haben, sie konnten sich nicht wie sonst in der SuperPole üblich weiter verbessern, ganz im Gegenteil. Vrsecky beispielsweise verschlechterte sich um gut 8 Zehntel. Levett dagegen war 4 Zehntel schneller als im Zeittraining und holte sich mit 2:07,509 Min. die Pole. Bis auf 7 Tausendstel kam Bösiger in seiner letzten Runde noch heran, doch ihm blieb nur der Platz neben dem Engländer. Gut 4 Zehntel langsamer war schließlich Albacete auf dem 3. Startplatz, vor Oestreich, der seine vorherige Bestzeit um gut 3 Zehntel verpasste. Die weitere Reihenfolge in der Startaufstellung hieß, Hahn, Vrsecky, Lacko, Nittel, Janiec und Lvov.
Beim Start des folgenden Rennens verteidigte Levett seine Pole souverän, Bösiger musste Albacete vorbeilassen. Hahn war vor der ersten Schikane leicht in den Dreck gekommen, die direkten Verfolger schossen am Schwaben vorbei. Im Nachhinein kann Hahn eigentlich nur froh sein über dieses frühe Missgeschick, sonst wäre er möglicherweise auch in das Geschiebe und Gedränge in eben dieser Schikane verwickelt gewesen. In einer Viererreihe schossen Oestreich, Vrsecky – beide etwas vorweg – Nittel und Lvov – leicht versetzt dahinter – auf die Engstelle zu. Der Russe lag rechts außen, kam mit Nittel ins Gehege, der wieder gegen Vrsecky gedrängt wurde, und ganz links außen lag ja auch noch Oestreich. Bei Vrseckys Freightliner lösten sich anschließend die Karosserieteile in Einzelheiten auf, der RaceTruck seines Teamkollegen Nittel sah kaum besser aus. Oestreich rollte schon nach der ersten Runde mit einem technischen Defekt, Injektorprobleme, in die Boxengasse. Hahn konnte dann unbeschadet an dieser Kampftruppe vorbeiziehen, Nittel musste auch noch Lacko und Janiec ziehen lassen.
Während an der Spitze Levett enteilte, attackierte Bösiger Albacete. Doch plötzlich fiel der Schweizer leicht zurück und hatte nun Hahn im Nacken, der dann auch schon in der 4. Runde am MKR-Renault förmlich vorbei flog. Spätestens da war klar, auch Bösigers Truck lief nicht so wie es sein sollte. Tatsächlich hatte der Renault ein Problem mit einem Ventil. Am Dreifachsieg der MAN-Piloten gab es also nichts mehr zu rütteln. Vrsecky war mittlerweile mit seinem Freightliner in seine Box „gehumpelt“. Hinter Bösiger fuhr Lacko ganz ungefährdet seinen 5. Platz nach Hause, während Nittel versuchte, Janiec den 6. Rang abzujagen. In der vorletzten Runde schaffte es der Deutsche dann endlich. Der Franzose musste dabei auch noch den Spanier Javier Mariezcurrena (MAN) und Lvov ziehen lassen und lag nun auf der 9. Position. Auf dem 10.Platz und damit letzten Punkterang kam Jose Rodrigues mit seinem MAN ein. Anschließend erhielt Nittel eine 25-Sekundenstrafe und fiel so auf den 10. Platz zurück.
Für das zweite Rennen, in dem die acht Erstplatzierten ja in umgekehrter Reihenfolge an den Start gehen, hieß das nun Pole für Janiec, neben ihm Mariezcurrena, Sieger Levett und Albacete in der 4. Startreihe.
Hahn und Levett legten einen Superstart auf den Asphalt, der Deutsche übernahm gleich die Führung vor Lacko und Levett. Polesetter Janiec war nun Vierter, während Mariezcurrena gar schon gleich weit zurückfiel. Bösiger lag hinter Lvov ziemlich weit außen, neben Albacete, und innen schoss durch Dreck und Staub Nittel vorbei.
Vrsecky und Oestreich hatten schon in der ersten Runde das ganze hintere Feld überholt, lagen nach 2 Runden schon in den Punkten, und dann fiel Vrsecky wegen technischer Probleme erneut aus. Vorn waren mittlerweile Levett und Lacko in erbitterte Zweikämpfe verwickelt, lachender Dritter war Janiec, der sich an die 2. Stelle schieben konnte. Von hinten vereinnahmte Albacete nach und nach die vor ihm liegenden Konkurrenten und hing schließlich hinter Janiec. Doch auf Dauer halfen auch die Anfeuerungsrufe der Fans nicht, zwei Runden vor Schluss knackte der Spanier auch noch den französischen Renaultpiloten. Damit waren die Podiumsplätze auch schon verteilt. Bösiger hingegen hatte zwar Lvov überholen können, biss sich dann aber an Nittel fest, und beide zusammen klemmten wieder hinter den Kampfhähnen Lacko und Levett. Schließlich passierte das Quartett die Ziellinie innerhalb von nur drei Sekunden auf den Plätzen 4 bis 7. Lvov verteidigte bis zum Schluss seinen 8.Rang gegen Oestreich, und Mariezcurrena sicherte sich den letzten Punkterang.
Etwa eine Stunde nach Rennende gab es plötzlich große Aufregung, Bösiger war wegen vielfachen Overspeeds disqualifiziert worden. Dadurch holte sich ein Rodrigues erneut den letzten Punkteplatz.
Im Championat konnte Albacete seine Führung weiter ausbauen und hat nun 329 Punkte, an zweiter Stelle liegen gemeinsam Bösiger und Hahn mit je 272 Zählern gefolgt von Oestreich (222), Vrsecky (188) und Levett (173).
Die Teamwertung ging in beiden Rennen an Truck Sport Bernau (Albacete / Levett) vor Team Hahn Oxxo Racing (Hahn / Birnbauer) und MKR Technology (Bösiger / Oestreich).