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Le Mans Vorbericht

Le Mans Vorbericht

15. September 2010Erneut gehen die Rennen in Zolder und auf dem Traditionskurs Circuit Bugatti in Le Mans beinahe nahtlos ineinander über. So haben sich denn auch die meisten Teams direkt von Flandern aus auf die Socken nach Frankreich gemacht, ohne noch einmal in den heimischen Werkstätten vorbeizuschauen. Falls allerdings etwas zu reparieren wäre, in le Mans hätte man eh Zeit genug. Denn dort geht es erst am Samstag los. Dafür ist das Programm so voll gepackt, dass die Truckracer schon um 8:35 Uhr mit ihrem 1. Freien Training beginnen müssen. Und das letzte Tagesrennen der FIA ETRC wird dann erst abends um viertel nach sechs gestartet. Nach dem vorherigen – mittlerweile geänderten – Zeitplan hätte das Rennen gar erst um 18:50 beginnen sollen. Das hätte bedeutet, der Parc Fermé wäre erst um 20:00 oder bei Verzögerungen gar noch später geöffnet worden. Bis zum letzten Jahr stand übrigens im Reglement, dass Rennen bei Tageslicht stattfinden müssen und nicht später als 17:00 angesetzt werden dürfen. Jetzt steht da nur noch etwas von Tageslicht. Die Piloten der Französischen Truckmeisterschaft gehen sogar noch eine Stunde später ins Rennen, da wird es dann schon recht düster werden.
Für viele Fans in Le Mans findet der Höhepunkt des Programms eh am Samstagabend im Dunkeln statt. Dann gibt es wieder eine spektakuläre Show mit ohrenbetäubendem Lärm auf der Start-und Ziel-Geraden, diesmal noch gespickt mit einem echten Nachtrennen der Race-Cars. Das traditionelle Großfeuerwerk beginnt um 22:30, und danach gibt es noch bis spät in die Nacht Pop- und Rockmusik. Wie beim berühmten 24 Stunden-Rennen ist in Le Mans auch der Lauf der FIA European Truck Racing Championship ein Riesenspektakel mit Motorsport drum herum.
Und hier geht es in der Truck-EM nun in die Entscheidung. Bei 43 Punkten Vorsprung könnte sich der im Gesamtklassement führende Spanier Antonio Albacete mit seinem roten MAN gar den einen oder anderen Ausrutscher leisten. Sein engster Verfolger, der Schweizer Markus Bösiger, liegt nach einem kleinen Durchhänger zur Mitte der Saison jetzt wieder im Aufwind. Der Auftritt des Renaultpiloten zusammen mit seinem deutschen MKR-Teamkollegen Markus Oestreich hat zuletzt in Zolder die Konkurrenz das Fürchten gelehrt. Selten zuvor hat es in einem Truckrennen solch eine Demonstration der Überlegenheit gegeben. Aber – während es in Belgien zeitweise wie aus Kübeln schüttete, liegt die Prognose für Le Mans bei 0 mm Niederschlag, an beiden Tagen. Dabei könnte es wohl nach den Vorstellungen des dritten Manns im „3M“-Team, Vordenker, Entwickler und Chef Mario Kress doch eigentlich auch nur noch Regenrennen geben.
Bei MKR-Technology wird man aber nicht nur nach vorn blicken, sondern auch den nur 12 Punkte hinter Bösiger liegenden Jochen Hahn im Auge behalten. Im letzten Jahr hat der MAN-Pilot aus Altensteig in Le Mans schließlich 13 Zähler mehr eingefahren als der Schweizer. Und selbst Oestreich könnte da vorn noch in der Tabelle mitmischen. Der Meisterschaftszug ist zwar abgefahren, aber den dritten Platz dürfte der lange Fuldaer durchaus noch im Visier haben – aktuell fehlen da 31 Zähler.
Wer immer am Ende auch die Nase vorn hat, es wird in jedem Fall einen neuen Meister geben. Titelverteidiger David Vsrecky liegt 117 Punkte hinter Albacete maximal sind noch 120 Zähler zu holen. Bei dem Pech, das dem Tschechen zuletzt an Reifen klebte, wird es Vrsecky schwer haben, in der Endabrechnung über den 5. Platz hinauszukommen. Überhaupt war das nicht das Jahr des Buggyra-Freightliner-Teams. Erst der Weggang von Mario Kress, dann dieser Hickhack um den zweiten Fahrer. Letztendlich hat man es dann hier mit Uwe Nittel ja doch sehr viel besser angetroffen, als es sich anfangs abzeichnete. Das deutsche Rallye-As hat sich schnell an die raue Gangart im Truckracing gewöhnt und erklomm in Nogaro erstmals das Podium. In Zolder kam nun noch ein zweiter Platz dazu, und jetzt weiß Nittel auch, was seine Fangemeinde erwartet, noch einen Platz auf dem Treppchen – diesmal ganz oben. In Le Mans gibt es allerdings 21 Konkurrenten, die es erst einmal zu überwinden gilt. Darunter allein sechs französische Piloten, die natürlich vor eigenem Publikum ganz besonderen Ehrgeiz an den Tag legen werden. Sollte das Wetter halbwegs mitspielen – und davon ist derzeit auszugehen – könnten durchaus wieder 50.000 bis 60.000 Fans zum Circuit Bugatti kommen.