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Der Samstag in Zolder

Der Samstag in Zolder

11. September 2010Zolder - Endlich hatte der Wettergott ein Einsehen, nachdem die Truckracer doch ziemlich wasserreiche Tage zuvor hier in Zolder erlebt hatten. Um 9:05 ging es dann endlich los, und wenig später war es dann auch schon wieder vorbei – zumindest vorerst, für eine knappe Viertelstunde. Der Renault des Franzosen Anthony Janiec war in der Kurve nach der Start- und Zielgeraden mit technischem Defekt stehen geblieben. Im 2. Freien Training gab es keine weiteren Komplikationen, zudem war die Piste vollständig abgetrocknet, und so waren denn die Zeiten auch gleich bis zu 4 Sekunden besser. Die beiden MKR-Renaults mit Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) hatten nun eindeutig die Nase vorn, mit Abstand folgten die beiden MAN-Piloten Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete (ESP).
Im eigentlichen Zeittraining weiß man bei den Top-Piloten letztendlich nie, wer schon sein Ganzes gibt, oder wer nun pokert, schließlich gilt es nur einen Platz unter den Top-Ten für die SuperPole zu erreichen. Wie so häufig in der letzten Zeit hatte wieder einmal Chris Levett (GBR) auf seinem blauen MAN die Nase vorn – mit mehr als einer Sekunde Vorsprung vor dem Rest. Oestreich, Albacete, Hahn und Bösiger lagen ganz eng beieinander, mit leichtem Abstand folgten die beiden Buggyra-Freightliner mit David Vrsecky (CZE) und Uwe Nittel (GER), vor Adam Lacko (CZE), Alex Lvov (RUS) und Javier Mariezcurrena (ESP) – alle MAN.
Abgerechnet wird letztendlich aber erst nach der SuperPole, in der die Top-Piloten häufig auch erst die Karten auf den Tisch legen. Und hier verbesserte sich Bösiger um sage und schreibe gut eineinhalb Sekunden auf 1:57,843, während Levett nur noch knapp zulegen konnte und sich mit dem zweiten Startplatz zufrieden geben musste. Hahn und Oestreich teilten sich die 2. Startreihe, vor Albacete und Nittel, der sich erstmals in der SuperPole vorm Teamkollegen Vrsecky platzieren konnte. Lvov, Lacko und Mariezcurrena belegten die restlichen Startplätze im ersten Rennen..
Nach dem Start, eingangs der ersten Kurve lag Levett ganz knapp vor Bösiger. Offenbar hatte der Engländer seinen eigenen Schwung unterschätzt, wurde weit nach außen getragen, landete gar leicht im Kies und fand sich plötzlich hinter Bösiger, Hahn, Oestreich und Albacete sowie knapp vor Vrsecky auf der 5. Position wieder. Hahn klemmte sich an Bösigers Heck, und setzte den Schweizer gehörig unter Druck. Souverän parierte der Renault-Pilot aber jede Attacke. Im Laufe des Rennens setzte sich das Duo etwas vom Verfolgerquartett ab, das selbst wiederum in harte Positionskämpfe verwickelt war. So musste Levett in der 5. Runde dann auch Vrsecky noch den Vortritt lassen. Schließlich rückten Oestreich und Albacete dem Führungsduo wieder etwas enger auf die Pelle, im Ziel lagen die vier Erstplatzierten gerade mal noch 2 Sekunden auseinander, an der Reihenfolge änderte sich aber nichts mehr. Noch einmal 3 Sekunden später sahen Vrsecky und Levett die karierte Flagge. Mit Abstand folgten Nittel, Lacko, Lvov und Mariezcurrena, der sich den letzten Punkterang sicherte. Wenig später wurde Levett wegen mehrfachen Overspeed disqualifiziert und Vrsecky handelte sich ebenso wegen Overspeed eine 20-Sekundenstrafe ein. Der Tscheche fiel so auf den 8. Rang zurück, sein Teamkollege Nittel rückte auf die 5.Position vor, gefolgt von Lacko und Lvov. Mariezcurrena kam nun auf 2 Punkte für den 9. Platz und der letzte Punkt ging an den Portugiesen Jose Rodrigues (MAN).
Im Übrigen lief auch noch ein Protest von Levett gegen Bösiger, da der Engländer meinte, vom Schweizer behindert worden zu sein.
Da im 2. Rennen die acht Erstplatzierten in umgekehrter Reihenfolge starten, hatte Vrsecky nun die Pole inne. Doch das Warten auf den Buggyra-Piloten war vergebens, technische Probleme des Freightliners konnten nicht rechtzeitig behoben werden.
Der Start war so eine sichere Angelegenheit für Lvov, gefolgt von Nittel, Lacko, Albacete, Oestreich, Hahn, Bösiger und Mariezcurrena. Levett, vom letzten Platz aus ins Rennen gegangen, hatte im 20er-Feld schon gleich beim Start fünf Konkurrenten hinter sich gelassen. Nach einer Runde lag der Engländer schon auf dem 9.Platz, und nachdem er Mariezcurrena überholt hatte, setzte er zum Angriff auf Bösiger an. Wenig später standen die Beiden denn auch schon fast quer zur Fahrbahn. Mariezcurrena nutzte die Chance und schob sich vor die beiden Kampfhähne. In der gleichen Runde hatte Albacete nach seiner x-ten Attacke schließlich Nittel passieren können und jagte nun den führenden Lvov. Bösiger und Levett hingen hinter Mariezcurrena fest, während die direkten Konkurrenten im Gesamtklassement weiter Abstand gewannen. Insbesondere Albacetes Vorsprung wuchs von Runde zu Runde, und die Gruppe Lacko, Oestreich und Hahn jagten Lvov und Nittel. Im Laufe dieser Auseinandersetzungen konnte Hahn dann an Oese vorbeikommen, doch Lacko erwies sich erneut als ungemein harter Gegner. Mariezcurrena, eigentlich pro Runde zwei bis drei Sekunden langsamer als seine beiden Verfolger, parierte jeden Angriff, es schien manchmal auch, als setzte Bösiger nicht mehr mit aller Konsequenz nach. Schließlich ging es nur um einen Punkt, denn die anderen waren mittlerweile so weit fort, dass der Schweizer da nicht mehr ran gekommen wäre.
Als man nun meinte, die Plätze wären verteilt, bekam Lvov Bremsprobleme, die Scheiben vorn glühten regelrecht. Er fiel gleich auf Platz zehn zurück, musste dann noch mal durchs Kiesbett und verließ damit die Punkteränge. Levett erhielt wegen Frühstarts kurz vor Schluss noch eine Drive-Through-Penalty und kam schließlich gerade noch als Zehnter ins Ziel. Neben Albacete holten sich Nittel und Lacko die viel bejubelten weiteren Podiumsplätze. Hinter Hahn, Oestreich, Mariezcurrena, Bösiger, sicherten sich Jeremy Robineau (FRA), Jean-Pierre Blaise (BEL) – beide MAN – die Punkte für die Plätze 8 und 9.
Noch spannender wurde es dann nach der Siegerehrung. Denn plötzlich hagelte es Zeitstrafen wegen Overspeed. Albacete und Hahn erhielten 10 Sekunden, Levett gar 20. Für den Spanier änderte sich nichts, schließlich hatte er im Ziel soviel Vorsprung, dass er weiter auf dem 1. Platz blieb. Hahn dagegen fiel hinter Bösiger auf die 7. Position zurück, Levett ganz aus den Punkterängen heraus. Auf den 10.Rang rückte nun der Finne Mika Mäkinen (MAN) vor, der sich damit seinen ersten Punkt holte.
In der Meisterschaft liegt Albacete weiter mit 283 Punkten in Führung vor Bösiger und Hahn (je 246), Oestreich (190), Vrsecky (170) und Levett (143).
Die Teamwertung ging im 1. Rennen an MKR Technology (Bösiger / Oestreich) vor Team Hahn Oxxo Racing (Hahn / Birnbauer) und Truck Sport Bernau (Albacete / Levett). Im zweiten Rennen lag dann Truck Sport Bernau vor MKR Technology und Team Hahn Oxxo Racing.