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Truck-GP am Ring Drumherum

Truck-GP am Ring Drumherum

29. Juli 2010Die 25. Auflage war für die insgesamt 202.000 Fans das große Fest, wie sie es sich vorgestellt hatten. Einziger wirklicher Wermutstropfen waren die Sturzbäche am Freitagnachmittag, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Manches und Mancher wurden während des ganzen restlichen Wochenendes gar nicht mehr so richtig trocken. Auch das Rahmenprogramm mit der Driftchallenge und dem Go-and-Stop Wettbewerb hatten unter den Wassermassen zu leiden. Für kurzfristige Ausfälle gab es dann auch keine Ausweichmöglichkeit. Schließlich war das Drumherum um die eigentlichen Rennen so voll gepackt, dass man kaum mal eine Minute zur Ruhe kam. Die Truckracer konzentrierten sich aber ganz und gar auf ihre Rennen, bestenfalls mal unterbrochen von Autogrammstunden.
Hans-Joachim Stuck, Gerd Körber und TruckRace-Novize Hendrik Vieth fühlten sich scheinbar dennoch nicht so richtig ausgelastet und traten zu dem – ursprünglich von Stuck initiierten – Duell gegen den DTM-Audi mit dem amtierenden Champion Timo Scheider am Steuer an. Während Stuck und Körber ja im Mittelrhein-Cup fuhren, auf dessen Zeitplan das Duell perfekt abgestimmt war, hatte Vieth am TGP-Wochenende – außer den Freien Trainingssessions – zwei Zeittrainings und vier Rennen zu absolvieren. So kam das Mercedes-Benz Truck Works Team nach der Duell-Herausforderungsrunde schwer ins Schwitzen, musste doch eine defekte Bremsscheibe innerhalb von Minuten ausgewechselt werden. Als Vieth dann in die Pit-Lane einbog, zeigte die Ampel schon rot. Folglich musste der Mercedes-Benz „Silberpfeil“-Truck aus der Boxengasse erst einmal dem Feld hinterherfahren. Trotzdem schaffte es Vieth noch an 12 Konkurrenten vorbeizuziehen bis auf den 14.Platz. Auch die anderen Deutschen Piloten machten eine ausgesprochen gute Figur.
Gerd Körber wurde nach seinem 2.Platz im Mittelrhein Cup auf dem privat aufgebauten Iveco-Schwabentruck von den Fans gefeiert als sei er gerade Europameister geworden. Uwe Nittel konnte mit seinem Buggyra diesmal zwar keinen Podiumsplatz einfahren, sein Abstand zur Spitze wird aber immer geringer.
Etwas Pech hatte Publikumsliebling Jochen Hahn. In der 1.SuperPole hatte er Overspeed, möglicherweise durch die etwas unglücklich platzierte GPS-Antenne, am Sonntag wurde sein MAN schon ganz zu Anfang gedreht, und Hahn musste das ganze Feld von hinten aufrollen. Auch Markus Oestreich brachte dieses Husarenstück mit seinem MKR-Renault im 2. Rennen am Samstag fertig, nachdem er zuvor mit technischen Problemen ausgefallen war. Und am Sonntag stand der lange Fuldaer dann zweimal auf dem Treppchen – und einmal auch ganz oben.
Überhaupt war das Podium bunt besetzt wie selten, in jedem Rennen gab es einen anderen Sieger. Der Spanier Antonio Albacete war jedoch jedes Mal dabei, und so entpuppte sich der MAN-Pilot denn auch mit 52 Zählern als eifrigster Punktesammler. Seine ärgsten Verfolger Markus Bösiger (MKR-Renault) und Hahn konnten da nicht so ganz mithalten, wobei der Schweizer sich allerdings etwas vom deutschen MAN-Piloten absetzen konnte. Bösiger fuhr am Ring nach seinem Handbruch erstmals ohne Eisen und Schrauben in den Knochen, dennoch wurde die rechte Hand zwischen den Rennen immer noch verbunden und geschient – zur Schonung, wie der MKR-Pilot sagte. Allerdings so ganz schmerzfrei schien Bösiger noch nicht. Es bleibt also abzuwarten, bis der (bald) 53jährige wieder hundertprozentig fit ist.
So anstrengend und stressig das TGP-Wochenende für die Truckracer auch war, die Gespräche und Gedanken drehten sich vornehmlich um die bevorstehende Russlandreise.
Es gab am Freitagnachmittag beim Treffen der Teilnehmer an der Smolensktour – von den insgesamt 22 bei der FIA eingeschriebenen Piloten werden voraussichtlich 12 bis 13 in Smolensk antreten – zum Teil doch kontroverse Diskussionen. Einer der Teilnehmer bemerkte, diese Reise nehme mehr Vorbereitungszeit in Anspruch als alle anderen Rennen zusammen. Nun wird nicht mehr durch Weißrussland-Belarus gefahren, sondern aus Sicherheitsgründen die etwa 450 Km längere Schleife über Litauen und Lettland. Einige Truckracer und Teammitglieder und auch die Offiziellen nehmen das Flugzeug, sie sind also von den sich ständig neu ergebenden Problemstellungen kaum betroffen. Die aber, die die Renntrucks und das ganze Equipment transportieren – ohne all dies gäbe es ja gar keine Rennen in Smolensk – sind zum Teil schon fast eine Woche on the road, wenn die anderen losfliegen. Erst am Dienstag nach dem Rennen soll der Konvoi wieder zur Rückfahrt aufbrechen. Bis manche Teilnehmer dann wieder zu Hause sind, sind sie fast 2 Wochen unterwegs.
Dazu kommen viele immer noch nicht eindeutig geklärte Fragen bezüglich der Zoll- und Einfuhrbedingungen für das riesige Equipment. So etwas wie Motorsport kommt in den einschlägigen, gängigen und allseits zugänglichen Bestimmungen eben nicht vor. Es gibt immer noch diverse unbekannte Faktoren, die möglicherweise erst an der Grenze geklärt werden. Mit dem früheren Truckracer Mike Konovalov wird dann aber ein engagierter Helfer zur Seite stehen.