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Der Sonntag am Ring

Der Sonntag am Ring

25. Juli 2010Nürburgring - Für viele der insgesamt 202.000 Besucher war es eine sehr lange Nacht – mit Konzert und Feuerwerk in der Müllenbachschleife. So bekamen sie am frühen Morgen auch kaum etwas von der dichten Wolkendecke und den empfindlich kühlen Temperaturen mit. Als die RaceTrucks sich dann zu ihrem zweiten Zeittraining aufstellten, brach dann auch endlich die Sonne durch. Und erneut ließen Chris Levett (GBR) und sein blauer MAN die Konkurrenz erstaunen, war er doch im Zeittraining mehr als 6 Zehntel schneller als der zweitplatzierte Markus Oestreich (GER) mit dem MKR-Renault. Die restlichen Top-Piloten waren sich nach gerade drei schnellen Runden aber schon sicher, die Top Ten und damit die SuperPole erreicht zu haben. Buggyra-Pilot Uwe Nittel (GER) dagegen drosch seinen Freightliner bis zum Schluss über den Asphalt und bestätigte einmal mehr sein Image als Senkrechtstarter der Saison. In der letzten Runde schob er sich dann auch noch tatsächlich auf die 7.Position. Noch nicht ganz gereicht hatte es für den Shooting-Star des Wochenendes, Hendrik Vieth. Am Ende fehlte dem deutschen Mercedes-Piloten knapp über 1 Sekunde zur zehntbesten Zeit.
Wirklich ernst wurde es dann aber in der SuperPole, hier konnte nicht mehr gepokert werden. Oestreich legte gleich 1:55,889 Min. vor, 2 Minuten später war MAN-Pilot Antonio Albacete (ESP) knapp 2 Zehntel schneller. Levett holte sich den 3. Startplatz vor dem MKR-Renault von Markus Bösiger (SUI). Die vier Ersten lagen gerade mal 6 Zehntel auseinander. Jochen Hahn (MAN) kam auf den 5. Platz, der Startplatz neben dem Deutschen ging an den tschechischen Titelverteidiger David Vrsecky (Buggyra). Nittel wurde erneut siebter, die restlichen Plätze in der SuperPole gingen an den Russen Alex Lvov (MAN), den Renault-Piloten Anthony Janiec (FRA) und Javier Mariezcurrena (MAN) aus Spanien.
Beim Start zum Championship Race ließ sich Polesetter Albacete die Butter nicht vom Brot nehmen und ging gleich vor Oestreich und Levett in Führung. Hahn zog an Bösiger vorbei, dahinter reihten sich Lvov und Janiec ein, Vrsecky und Nittel gerieten in leichte Scharmützel – der Deutsche musste gar übers Gras – und fielen auf die Plätze 8 und 9 zurück. Der Tscheche kämpfte sich schnell wieder auf den 6.Rang vor, während Nittel an neunter Stelle vor Mariezcurrena festhing. Das Führungssextett absolvierte das Rennen schließlich im Sekundenabstand, dennoch einzig Hahn und Bösiger kamen sich einige Male ins Gehege. Der MAN-Pilot konnte jedoch alle Attacken des Schweizers abwehren. Hinter Vrsecky sicherten sich Lvov und Janiec die Punkte für die Plätze 7 und 8.
Einen aufregenden Kampf lieferten sich Vieth und Gastpilot Mika Mäkinen (FIN). Am Ende hatte der Finne auf dem zweiten MAN von Hahn Racing auch dank seiner 14 Jahre Truckracing-Erfahrung die Nase vorn, und in der letzten Runde zog auch noch der Ungar Zoltan Birnbauer (MAN) am Deutschen vorbei.
Nach Ende des Rennens traf Nittel dann der Hammer. Im Infight mit Janiec um den 8.Platz hatte der Deutsche den französischen Renault einmal so unsanft berührt, dass dieser den kurzen Weg durch die NGK-Schikane nehmen musste. An der Platzierung änderte sich nichts, dennoch wurde Nittel anschließend disqualifiziert.
Im zweiten Tagesrennen starten die acht Erstplatzierten bekanntlich in umgekehrter Reihenfolge: Janiec auf der Pole neben Lvov, Oestreich und Albacete in der 4. Startreihe. Oestreich hatte sich nach einem hervorragenden Start gleich an die 3. Stelle gesetzt, während Hahn in der Mercedes-Arena nach einer Kollision einen Dreher hatte und weit zurückfiel.
Nur wenige Runden konnte Lvov dem enormen Druck von hinten standhalten, dann schossen die Verfolger nacheinander am Russen vorbei. Zunächst Oestreich, danach Vrsecky, Bösiger, Albacete und Levett. Der Schweizer attackierte ständig seinen früheren Buggyra-Teamkollegen, kam aber nicht vorbei. Oestreich übernahm problemlos die Führung, gegen die weiteren Verfolger setzte sich Janiec aber heftig zur Wehr, sodass sich Oese immer weiter absetzen konnte. Als Janiec dann schließlich einknickte, nutzte Albacete das leichte Durcheinander, um an Bösiger vorbeizuziehen. Beinahe aneinander klebend machte sich das Verfolger-Quartett auf die Jagd auf Oestreich, doch der MKR-Renault war uneinholbar enteilt. Bis zum Schluss gab es erbitterte Gefechte um den zweiten Platz, im Ziel trennten Vrsecky, Albacete, Bösiger und Levett gerade mal 2 Sekunden. Mit Abstand folgte Janiec an 6.Position. Nittel hatte sich vom letzten Startplatz auf den 7.Rang vorgekämpft, ebenso wie Hahn, der nach seinem Dreher wieder bis auf Platz 8 vorgefahren war. Die beiden MAN-Piloten Adam Lacko (CZE) und Mariezcurrena sicherten sich die restlichen Punkte.
Am Ende gab es für Bösiger wegen Overspeed noch eine 10-Sekundenstrafe, wodurch er auf den 6. Platz zurückfiel, Levett und Janiec rutschten so jeweils um einen Platz nach vorn.
In der Gesamtwertung konnte Albacete (184) seine Führung ausbauen, gefolgt von Bösiger (153), Hahn (142), Vrsecky (112) und Oestreich (94).
Die Teamwertung ging im 1. Rennen an Truck Sport Bernau (Albacete / Levett) vor MKR Technology (Bösiger / Oestreich) und Team Hahn Oxxo Racing (Hahn / Birnbauer). Im 2. Rennen lag dann MKR Technology vor Truck Sport Bernau und Team Hahn Oxxo Racing.
Das Abschlussrennen bildete der 2. Lauf zum Mittelrhein Cup, bei dem es auch Punkte für die Britische Meisterschaft zu gewinnen gab. So gingen denn auch einige Piloten von der Insel höchst ungestüm zu Werke. Leidtragender war Stuart Oliver (MAN), der schon anfangs nach einer Kollision gedreht wurde und weit zurückfiel. Polesetter Levett, der am Ring als Doppelstarter antrat, übernahm gleich die Führung und gab sie bis zum Ziel auch nicht mehr ab. Die Fans am Ring freuten sich natürlich vornehmlich auf den Dreikampf der deutschen Heroen Gerd Körber (Iveco), Hans-Joachim Stuck (MAN) und Heinz-Werner Lenz (Mercedes-Benz). Und hier hatte Körber eindeutig die Nase vorn. Stuck konnte dem Iveco noch halbwegs folgen, Lenz dagegen musste nach etwa der Hälfte aufgeben. Ein grandioses Rennen fuhr Oliver, rollte er doch nach seinem anfänglichen Rückstand das ganze Feld auf und landete schließlich noch auf dem 3. Platz. Der Engländer wurde am Ende des Tages auch als Truckmaster Germany geehrt. Zu dem Zeitpunkt war das Iveco-Team um Schorsch Glöckler schon außer Rand und Band. Immer wieder ließen sie ihren Gerd „Mr.Truckracing“ Körber hochleben. Innerhalb weniger Monate hatte man den Renntruck allein mit eigenen Mitteln und Unterstützung weniger Sponsoren aufgebaut, als Ziel hatte man sich einen Platz unter den Top Ten gesetzt. Daraus wurden dann zwei Podiumsplätze.
Zuvor hatten Stuck und Körber schon beim Duell gegen DTM-Pilot Timo Scheider für Furore gesorgt. Körber mit seinem 800 PS-VW-Bulli und Stuck mit seinem 1.110 PS MAN-RaceTruck mussten am Ende aber doch die Überlegenheit des ABT-Audi anerkennen.