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Truck Grand Prix Vorbericht

Truck Grand Prix Vorbericht

20. Juli 2010Auch in der Eifel freuen sich zurzeit die einen über das schöne Sommerwetter, während die anderen über die Hitze stöhnen. Doch zum Rennwochenende prognostizieren die Wetterfrösche durchaus schon mal ein paar leichte Schauer, die bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag beginnen können. Echte Nürburgring-Kenner wissen aber, das Wetter dort ist eigentlich unberechenbar, man muss immer auf alles vorbereitet sein. Regensachen sind genauso so ein Muss wie Sonnecremes mit hohem Schutzfaktor. All das spielt gerade für die Truckracing-Fans aber eine eher nachrangige Rolle. Und so war das Interesse, sowohl seitens der Besucher als auch von den sich am Ring präsentierenden Unternehmen, bereits im Vorfeld so groß wie lange nicht mehr – trotz gleichzeitiger Konkurrenz durch die Formel 1 in Hockenheim und das Truckerfestival in Assen.
Und es wird sich bei der 25.Auflage des weltgrößten Truckracing-Events auch wirklich lohnen. Mittelpunkt ist das seit jeher offene Fahrerlager, in dem man seine Idole – ganz im Gegensatz zu anderen Top-Motorsportserien – persönlich treffen und mit ihnen plaudern kann. Auch die Industrie, die Sponsoren und Unternehmen aus der Nutzfahrzeugbranche haben sich wieder einiges einfallen lassen. Abends geht’s dann in die Müllenbachschleife zu den gigantischen Konzerten und dem grandiosen Feuerwerk.
Truckracing gibt es aber auch noch, spannend wie schon lange nicht mehr.
Denn den Abonnementssiegern der letzten Jahre, Buggyra und MAN, machen nun die Renaults von MKR-Technology das Siegen verdammt schwer. Mit Mario Kress hat der französische LKW-Hersteller nicht nur den erfolgreichsten RaceTruck-Konstrukteur unter Vertrag, sondern mit den beiden früheren Europameistern, dem Schweizer Markus Bösiger und dem deutschen Markus Oestreich, hat man auch gleich noch zwei absolute Top-Piloten verpflichtet. Und so liegt Bösiger derzeit auch – punktgleich mit dem deutschen MAN-Fahrer Jochen Hahn – auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung, gerade mal 12 Zähler hinter dem Spanier Antonio Albacete, dem zweiten MAN-Spitzenmann. Titelverteidiger David Vrsecky (CZE) war auf seinem Buggyra-Freightliner zum Schluss nicht gerade vom Glück verwöhnt worden und muss nun aufpassen, dass ihm das Spitzentrio nicht zu sehr enteilt, zumal ihm mit Oestreich schon der zweite Renault-Pilot im Nacken sitzt. Unterstützt wird der Tscheche dabei von seinem deutschen Teamkollegen Uwe Nittel. Der Schwabe startet am Ring noch als Race-by-Race-Pilot und hat als solcher mit seinen bisher 21 Punkten auch schon Truckracing-Geschichte geschrieben. Für den Rest der Saison soll er allerdings fest in die Meisterschaft eingeschrieben sein.
Ein Fahrerfeld dieser Größenordnung hat es in der laufenden Saison noch nicht gegeben. Am Ring werden die Zuschauer zudem auch die Premiere des Mercedes-Silberpfeil-Trucks erleben, der aufgrund einer Privatinitiative einer Gruppe von Enthusiasten um den erfahrenen Truckracing-Strategen Markus Bauer entstanden ist. Pilotiert wird der RaceTruck mit dem Stern vom Tourenwagenspezialisten Hendrik Vieth (GER).
Aber nicht nur im FIA-Championat wird es heiß zugehen, sondern auch die Rennen zum Mittelrhein Cup sind hochkarätig besetzt – allen voran Vorjahressieger Hans Joachim Stuck auf MAN. Doch mit seinem deutschen Landsmann Gerd Körber, von seinen Fans nur „Mr. Truckracing“ genannt, steht dem Bayern mächtige Konkurrenz ins Haus. Allerdings wird Körbers „Schwaben-Truck“, ein völlig neuer Iveco-RaceTruck, am Ring erstmals in die freie Wildbahn entlassen; noch weiß niemand, was tatsächlich in dem Renner steckt.
Mit dem „King vom Ring“, Heinz-Werner Lenz, der mit dem letzten von Jochen Hahn gebauten Mercedes antreten wird, steht aber schon der nächste Stuck-Herausforderer in den Startlöchern. Und das sind nur die drei deutschen Spitzen-Piloten im Mittelrhein-Cup.
Mit Stuart Oliver (MAN) ist ja noch ein weiterer früherer Europameister dabei, und der Engländer will hier unbedingt gewinnen. Schließlich zählt dieses Rennen zur Nationalen Britischen Meisterschaft, bei der Oliver den Titel zu verteidigen hat. Und dann wäre da ja auch noch sein Landsmann und Erzrivale Chris Levett (MAN), der am Ring als Doppelstarter antritt, sowohl in den FIA-Läufen als auch im Mittelrhein-Cup.
Offensichtlich scheinen Stuck, Körber und Lenz mit den Rennen allein nicht ausgelastet, und so haben sie DTM-Pilot Timo Scheider (Audi) zum Duell herausgefordert. Das Finale wird am Sonntagnachmittag zwischen Scheider und dem Gewinner der Herausforderungsrunde ausgefahren. Während Stuck mit dem Allgäuer-MAN und Lenz mit seinem IvecoRaceTruck antreten, wird Körber mit einem Super-VW-Bulli mit rund 800 PS sein Glück probieren. Doch damit nicht genug, die Idee des Duells entwickelt sich zu einem Selbstläufer. Denn nun will auch noch Sven-Erik Bergendahl mit seinem Showtruck zeigen, was ein 999 PS starker Scania so alles kann, und auch Vieth wird mit seinem Silberpfeil RaceTruck dabei sein. Den Vogel allerdings schießt letztendlich der 24H-Veteran Zoran Radulovic ab: 1.500 PS soll sein selbstgebauter Kleinlaster „Giftzwerg“ auf die Piste bringen.
Wenn das Duell auf der Rennstrecke auch nur annähernd das hält, was das Vorgeplänkel verspricht, dann… – und noch weiß niemand, ob nicht noch ein paar Enthusiasten dazu stoßen werden.
Wem all das nicht reicht, dem bleiben ja auch die Rennen der V8-RaceCars und der Nachwuchs-Serie Formel 3, ebenso wie das umfangreiche Showprogramm auf der Piste und im Paddock. Truckracing Fans, die es nicht in die Eifel schaffen sollten, können sich alle Rennen der Trucks im Video-Live-Streaming ansehen. Näheres dazu im Artikel „TGP – Video-Live-Streaming“ vom 19. Juli 2010.