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Smolensk ruft

Smolensk ruft

29. Juni 2010Aber noch ist nicht klar, ob auch allen Teams möglich ist, dem Ruf zu folgen. Denn die Reise nach Russland gestaltet sich für manche doch erheblich aufwändiger, als sie es sich zuvor gedacht hatten. Dabei geht es nicht allein um die Kosten, auch die äußeren Bedingungen – durch Weißrussland-Belarus und nach Russland – offenbaren derzeit Umstände und verlangen Aktivitäten, die man im Truckracing nicht (mehr) gewohnt ist. Die, die schon länger dabei sind, können sich allerdings noch erinnern, wie es war, als man erstmals in osteuropäischen Ländern an den Start ging. Mittlerweile liegen aber alle Veranstaltungsorte innerhalb der Europäischen Union, und man ist es gewohnt, problemlos über offene Grenzen an alle Rennstrecken zu gelangen. Die Reise nach Smolensk ist da mit sehr viel mehr – vor allem ungewöhnlicher – Vorarbeit verbunden. Gilt es doch auch, Visaanträge zu stellen und Zollvorschriften zu beachten. Bei den Einreise-Formalitäten setzt sich TRO-Chef Fabien Calvet persönlich ein, indem er sich beispielsweise um die Visa kümmert. Die weitere Planung sieht vor, sich in Polen an der Grenze zu Weißrussland-Belarus zu treffen, um von dort im begleiteten Konvoi die 600 km durch das Transitland und die dann noch rund 130 km in Russland bis zum Smolenskring gemeinsam zurückzulegen.
Die Truckracer werden froh sein, wenn sie obiges Hinweisschild – Smolenskring 25 km – im Original vor sich haben.
Vorher werden allerdings die Logistiker der Teams noch stark gefordert – allein schon wegen der unterschiedlichen Informationen zu den Zollvorschriften. Demnach würden beispielsweise massive Einschränkungen bei der Mitnahme von Lebensmitteln gelten. Die Catering-Chefs und Köche der einzelnen Teams, die bis zu 20 eigene Leute und bei jeder Veranstaltung auch Gäste in unterschiedlichster Größenordnung bewirten, wissen derzeit noch nicht, was tatsächlich auf sie zukommt. Üblicherweise wird vor Ort hauptsächlich Frisches eingekauft, wie Obst, Gemüse und Brot. Vieles wird schon zu Hause vorbereitet und dann gekühlt oder gar tiefgekühlt mit auf die Reise genommen.
Das betrifft aber nicht nur das leibliche Wohl der Teammitglieder, auch der Hauptdarsteller selbst, der RaceTruck, möchte mit seiner gewohnten Kost versorgt werden. Nach den vorliegenden Informationen darf nach Weißrussland-Belarus Kraftstoff in Reservekanistern bis zu 20 Litern eingeführt werden, bei der Einreise nach Russland selbst sind gefüllte Reservekanister gar nicht erlaubt.
Es liegen keine Informationen vor, inwieweit nun im Rahmen des Motorsports Ausnahmen gemacht werden. All das sind Rahmenbedingungen, über die sich die Truckracer bisher keine Gedanken machen mussten. Andererseits sind alle neugierig und heiß auf etwas Neues. Letztendlich könnte man im Truckracing-Lager auch ein bisschen stolz sein, wenn das erste FIA-Rennen auf russischem Boden ein Lauf zur Truck-EM wird, wodurch man die Tür für den Motorsport im Allgemeinen in Russland etwas öffnen könnte.
Doch noch steht auch die endgültige Abnahme der Strecke bevor. Der russische Kollege Sergey Bednaruk beobachtet intensiv die Entwicklung am Smolenskring und versorgt das WebPortal „truckracing.de / truckrace.info“ immer wieder mit Informationen. Demnach war vor einigen Wochen noch einmal eine FIA-Delegation unter Federführung der WTTC vor Ort und hat prinzipiell seine Zustimmung gegeben. In der letzten Woche war nun Permanent Race Director Tony Iddon nach Russland geflogen, um die Strecke aus der Sicht der Truckracer in Augenschein zu nehmen. Danach hieß es, noch sei nicht auf allen Streckenabschnitten der endgültige Asphalt aufgebracht, die letzte Entscheidung werde am 20. Juli getroffen.
Am Smolenskring rechnet man jedenfalls fest damit, dass der Tross der FIA European Truck Racing Championship Anfang August kommen wird.