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Der Samstag in Misano

Der Samstag in Misano

22. Mai 2010Misano - Strahlender Sonnenschein am Misano World Circuit und noch strahlendere Gesichter beim MKR-Renault-Team: Erstes Rennen, erster Sieg. Aber der Reihe nach. Bei mehr als 25 Grad war die Stimmung allgemein mehr als gut, und man war gespannt, wie sich das neue Reglement mit der Superpole bewähren würde. Zunächst standen aber die beiden Freien Trainings an. Und da lagen nicht nur die erklärten Favoriten der Saison, die beiden MAN-Piloten Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete (ESP) sowie der tschechische Titelverteidiger David Vrsecky auf Buggyra-Freightliner, innerhalb von weniger als einer Sekunde auch Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) auf den beiden MKR-Renault-Trucks lagen nur Zehntel-Bruchteile dahinter. Das versprach ein höchst spannendes Zeittraining. Andererseits gab es gleich Überlegungen, ob nun nicht einzelne Piloten anfangen könnten zu pokern, schließlich musste man ja „nur“ unter die ersten Zehn kommen.
Und so lag dann plötzlich Oestreich als Achter mehr als 4 Sekunden hinter dem Zeitschnellsten, Jochen Hahn. Doch bei der Superpole wurden die Karten tatsächlich neu gemischt. Da Öl auf der Strecke war, waren die Zeiten denn plötzlich auch um gut 2 Sekunden langsamer als eine knappe Viertelstunde zuvor. Am Ende hatte Hahn die Pole vor Bösiger, Oestreich, Albacete und Vrsecky.
Im anschließenden ersten Rennen der Saison verteidigte Hahn seine Führung zunächst einmal knapp, aber souverän vor Bösiger. Oestreich lag auf der 3. Position vor Albacete und Vrsecky. Bereits in der zweiten Runde ging aber der Schweizer an Hahn vorbei, und das Duo entfernte sich leicht von seinen Verfolgern. Hier setzte Albacete den zweiten Renault-Piloten Oestreich stark unter Druck, und in der 5. Runde zog der Spanier dann auch am Deutschen vorbei. Währenddessen hatte sich das Spitzenduo aber soweit abgesetzt, dass Albacete eigentlich keine echte Chance mehr hatte, beim Kampf um den Sieg noch ein Wörtchen mitzureden. Bösiger und Hahn dagegen lagen immer nur Hundertstel auseinander, sodass der Schweizer bis zum letzten Meter um seinen Sieg bangen musste. Umso größer dann die Freude im Ziel, denn Bösiger fuhr ja nicht nur auf einem völlig neuen Auto, sondern auch noch mit einem Mittelhandbruch an der rechten Hand. Dank der intensiven Unterstützung seines Arztes und seines Physiotherapeuten, die beide mit in Misano sind, konnte der Langenthaler hier beim Saisonstart erst an den Start gehen. Hinter Oestreich fuhr Vrsecky auf dem 5. Platz ein.
Um die weiteren Positionen wurde bis kurz vor Schluss hart gefightet. Adam Lacko (CZE), der nach vier Jahren zum Truckracing zurückgekehrt war, hatte auf seinem MAN einen Superstart und schob sich schon in der ersten Runde an seinen Markenkollegen Chris Levett (GBR) und Balazs Szobi (HUN) vorbei. In Folgezeit griff der Engländer den Tschechen zwar immer an, doch am Ende fiel Levett mit einem geplatzten Hinterreifen hinter Szobi und dem Russen Alexander Lvov (MAN) noch auf den neunten Platz zurück. Den letzten Punkterang holte sich mit Javier Mariezcurrena (ESP) ein weiterer MAN-Pilot.
Die Pole für das zweite Rennen, in dem die acht Erstplatzierten ja bekanntlich in umgekehrter Reihenfolge starten, hatte nun also Lvov vor Szobi, aus der vierten Reihe starteten Bösiger und Hahn. Der Start verlief völlig problemlos, doch nur wenige hundert Meter weiter, beim Anbremsen zur Curva de Rio, einer zweimal 90-Grad-Doppelkurve, war das Rennen im Prinzip schon zu Ende. Oestreich und Albacete waren aneinander geraten, der Spanier anschließend auf Vrsecky aufgefahren, der sich wiederum schließlich um die eigene Achse drehte. Das war die Ursache aber letztendlich nicht der Grund für den Rennabbruch. Alle in die Kollision verwickelten Trucks setzten zunächst das Rennen fort, doch der MAN des Spaniers war so stark mitgenommen, dass er nach einer weiteren halben Runde liegen blieb. Rote Flaggen wurden geschwenkt, und die Trucks stellten sich in der Boxengasse auf. 25 Minuten später, so hieß es dann, werde das Rennen erneut gestartet. Doch bei der Kollision war auch der Tank des Cepsa-MAN beschädigt worden, und die Strecke nun mit Diesel übersät. Die Säuberung des Asphalts nahm soviel Zeit in Anspruch, dass man das Rennen nicht mehr regelkonform hätte neu starten können. So gab es nun nach dem Sieg eines neuen Teams gleich im ersten Rennen ein weiteres Novum, einen Renntag mit nur einem einzigen Wertungsrennen.
Die Teamwertung war eine klare Sache für MKR-Technology (Bösiger / Oestreich) vor dem Team HahnOxxo Racing (Hahn / Szobi) und Truck Sport Bernau (Albacete / Levett).