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Veränderungen

Veränderungen

15. Oktober 2009In allen Sportarten gibt es zum Saisonwechsel eine normale Fluktuation, auch in der FIA European Truck Racing Championship. Wobei sich gerade hier eigentlich ja relativ wenig tut. Vieles entscheidet sich dann auch erst im Laufe der Winterpause, und öffentlich wird es dann meistens erst kurz bevor die Trucks wieder auf die Piste gehen. Doch diesmal gab es schon vorab einige Hinweise und auch Entscheidungen. Fabien Calvet, innerhalb der FIA offiziell für die Technik der RaceTrucks verantwortlich, tatsächlich stets aber erster Ansprechpartner für beinahe alle Belange im Truckracing, ließ schon während der Saison mehrfach durchblicken, dass er im nächsten Jahr für diesen Posten, den er nun vier Jahre lang inne gehabt hatte, nicht mehr zur Verfügung stehe.
Bei Markus Bösiger, dem Europameister des Jahres 2007 und Vize-Champion des letzten Jahres wurde vielfach gemutmaßt, dass er sich zum Saisonende aus dem Truckracing zurückziehen werde. Schließlich wusste man, dass der Schweizer Geschäftsmann mit neuen Projekten in seiner Heimat sehr eingespannt ist, und zudem war Bösiger über den Verlauf der vergangenen Saison alles andere als begeistert. Probleme mit Reifen und Set-Up ließen ihn einfach nicht weiter nach vorn kommen, wirklich verärgert zeigte er sich aber immer wieder über einige Entscheidungen der Offiziellen, gerade ihn betreffend. Anfang der Woche veröffentlichte Bösiger auf „truckrace.ch“ einen längeren, recht aufschlussreichen Artikel, in dem er noch einmal auf die Geschehnisse in der Saison und insbesondere auf die von Jarama eingeht. Dort macht der Schweizer aber auch noch einmal deutlich, dass die Übernahme des Teams von Egon Allgäuer inklusive der Liegenschaften in Österreich eigentlich schon beschlossene Sache gewesen sei. Doch insbesondere nach den Geschehnissen von Jarama glaube er kaum, dass er als Teameigner und Fahrer bei der derzeitigen Konstellation eine Chance habe. Vielleicht werde er aber wieder als Pilot antreten. Also von Rückzugsgedanken bei dem Schweizer keine Spur.
Anders scheint es bei Allgäuer auszusehen, der sich ja auch häufig kritisch mit Entscheidungen der FIA auseinandersetzte. Zudem machte der Österreicher auch kein Hehl daraus, dass er dem europäischen Truckracing gern den Rücken kehren würde. Sein besonderes Faible für Truckracing in Brasilien, wo er ja auch schon einige Male als Gastpilot am Start war, ist ja allgemein bekannt. Im Nachhinein sind die in letzter Zeit häufigeren Gespräche der beiden Truckracer also unter einem ganz neuen Aspekt zu sehen.
Für Allgäuer und sein Team wäre die Übernahme durch Bösiger sicherlich ideal gewesen. Nun muss erst einmal wieder ein potenter Interessent gefunden werden. Offizielle Verlautbarungen über die weiteren Pläne des Österreichers gibt es momentan nicht.
Offizielles gibt es auch noch nicht darüber, was Calvet nun in Angriff nehmen wird. Denn dass der Franzose künftig nicht mehr als Technik-Chef für die RaceTrucks tätig ist, heißt ja noch lange nicht, dass er sich komplett aus dem Truckracing zurückzieht. Calvet ist – wie eigentlich jeder im Truckracing – der Meinung, bezüglich der Vermarktung, der Außendarstellung der FIA European Truck racing Championship müsse endlich etwas geschehen. Tatsächlich besteht die Truck-EM ja eher aus neun bis zehn Einzelveranstaltungen, und am Ende werden dann die Punkte zusammengezählt. Eine einheitliche Organisation, eine Vertretung der Serie nach außen, wie bei den meisten anderen Motorsportserien üblich, gibt es hier nicht. Calvet, früher selbst erfolgreicher Truckracer, Journalist und Promoter und zuletzt eben auch Technischer Delegierter der FIA gilt als der dafür genau der richtige Mann.
In der letzten Woche hat er seine Pläne der FIA offiziell vorgestellt, sie sollen wohlwollend aufgenommen worden sein; jetzt heißt es, die richtigen Partner und Sponsoren ins Boot zu holen. Das wird wahrscheinlich dann aber auch die schwierigste Aufgabe.