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Der Samstag in Jarama

Der Samstag in Jarama

03. Oktober 2009Jarama - Nicht einmal 11 Grad zeigte das Thermometer am frühen Morgen. Umso heißer waren dann aber etwa zur gleichen Zeit die Diskussionen, um die seit dem Vortag verbotenen Rigdon-Reifen, hieß es doch, es gebe nicht ausreichend Ersatz von Goodyear, und davon hätten sich einige Teams schon vorab auch schon größere Kontingente gesichert. Tatsächlich wurden vor dem 1. Freien Training auch einzelne Fahrer wieder zurückgeschickt, weil sie auf der Hinterachse falsch bereift waren. Auch wenn einige der Piloten ihr Set-Up ja auf eine andere Bereifung ausgerichtet hatten, gaben erneut wieder die die Richtzeiten vor, die auch schon während der übrigen Saison immer ganz vorn mit dabei waren. Lokalmatador Antonio Albacete fuhr auf seinem MAN beide Male die schnellste Zeit. Markenkollege Jochen Hahn (GER) und die beiden Buggra-Piloten Markus Bösiger (SUI) und David Vrsecky (CZE) standen dem zwar kaum nach, dennoch kam das Ergebnis des 1. Zeittrainings etwas überraschend.
Erstmals wurde diese Qualifikation für das 1. Rennen in zwei Läufen ausgetragen. Im ersten starteten die 15 Erstplatzierten der Championatswertung, im anderen Lauf die übrigen Piloten inklusive der vielen spanischen Gastfahrer.
Und während alle Welt erwartete, dass Albacete hier nun erneut die Konkurrenz auf die Plätze verweisen würde, holte sich Bösiger mit 1:58,565 Min. bereits in der 2. Runde die Pole, vor Vrsecky, Albacete und Hahn. Der Spanier nutzte die 20 Minuten tatsächlich bis zur letzten Sekunde, legte 9 Runden auf die Piste und konnte seine Zeit am Ende auch verbessern, nicht aber seine Position. Nicht einmal 3 Hundertstel war er schließlich zu langsam, um doch noch in die 1. Startreihe vorzufahren. Da konnte noch niemand ahnend, wie beduetungsvoll das noch für den Rest des Tages werden sollte.
Chris Levett (GBR), Balazs Szobi (HUN) und Stuart Oliver (GBR), alle MAN, sowie der Renault-Pilot Anthony Janiec (FRA) vervollständigten die ersten 4 Reihen.
Den Start des 1. Rennens gewann Polesetter Bösiger. Leicht zurück neben ihm lag bei der Einfahrt in die erste Kurve, einer lang gezogenen fast 180 Grad Rechtskehre, Teamkollege Vrsecky, dahinter Hahn und hinter Bösiger machte Albacete heftig Druck. Beim Anbremsen fiel dann schon so etwas wie eine Vorentscheidung. Vrsecky und Hahn gingen außen vorbei, während der Spanier hinter Bösiger hing. Die Entscheidung fiel dann nur einige hundert Meter später, als in der Linkskurve der Spanier etwa eine halbe Wagenlänge hinter dem Schweizer auf der Innenbahn lag. Beim Anbremsen qualmten die stehenden Reifen, die beiden Trucks berührten sich und rasten gemeinsam ins Kiesbett. Der Buggyra schlug dabei mit solch einer Wucht in die Leitplanke ein, dass es fast schien, als könne die ihn kaum noch halten.
An der Spitze schloss Hahn schloss in den folgenden Runden zwar immer wieder einmal zu zum führenden Vrsecky auf, doch der Sieg war dem Tschechen letztendlich nicht zu nehmen. Ziemlich unbedrängt fuhr Levett auf dem 3. Podiumsplatz ein, während sich um die weiteren Positionen wahre Dramen abspielten. Szobi lag bis zur Mitte des Rennens mit beruhigendem Vorsprung auf dem 4. Platz – war damit nach dem Ausfall Janiecs eigentlich sicherer Anwärter für den Sieg im Sponsors-Challenge Cup – und erhielt dann ebenso wie Oliver eine Durchfahrtsstrafe, die beide weit zurückwarf. So holte sich schließlich der Österreicher Markus Altenstrasser (Renault) den 4.Platz vor seinem Landsmann Egon Allgäuer (MAN). Sechster wurde Renault-Pilot Frankie Vojtisek vor Jose Rodrigues (POR), Dominique Lacheze (FRA), Javier Mariezcurrena (ESP) und Alexander Lvov (RUS).
Bei der Einfahrt zum Parc Fermé schien dann auch noch der Mercedes-Benz des Spaniers Jose Bermejo in Flammen aufzugehen.Doch die Marshalls waren glücklicherweise gleich mit ausreichend vielen Feuerlöschern zur Stelle, sodass der Schaden am Truck des Madrilenen in Grenzen blieb, und er im letzten Rennen schon wieder starten konnte.
Für das 2. Rennen, in dem ja die acht Erstplatzierten in umgekehrter Reihenfolge starten, hatte Lacheze nun die Pole inne, Vrsecky startete von der 8. Position aus, Albacete und Bösiger von den Plätzen 29. und 30 – eigentlich. Denn als es in die Startaufstellung ging, stand der Freightliner des Schweizers weiterhin im Buggyra-Zelt, Bösiger war kurzerhand von der Rennleitung für dieses Rennen disqualifiziert worden – eigentlich. Dem hat das Buggyra-Team gleich widersprochen und als man den Schweizer dann doch zum Rennen zuließ, war die Boxengasse schon geschlossen. Den Schweizer ließ man ebenso wie noch zwei andere Piloten, die später gekommen waren, nicht mehr in die Startaufstellung. Das bedeutete, dass sie aus der Boxengasse ins Rennen hätten gehen müssen – eigentlich.
Denn in der Einführungsrunde hatte Szobi Probleme, fiel weit zurück und so sah sich die Rennleitung gezwungen, eine weitere Einführungsrunde hinter dem Pace-Truck fahren zu lassen. Zu dieser Einführungsrunde ließ man da aber auch die auf die Strecke, die eigentlich hätten aus der Boxengasse starten müssen. Konfusion herrschte allerorten, insbesondere bei denen, die den spanischen Streckenkommentar nicht verstehen konnten. Dann aber ging es endlich los. Altmeister Allgäuer spielte all seine Routine aus, hatte schon bald die Führung übernommen und mit Levett im Nacken setzte er sich etwas von den Verfolgern ab. Lacheze, Rodrigues, Vojtisek und Altenstrasser mussten sich bald auch der Überlegenheit von Hahn und Vrsecky beugen. Nach zwei Drittel des Rennens hatte Hahn auch Levett geknackt und hing nun hinter Allgäuer. Die Saison ist voller Geschichten von Piloten, die vergeblich versuchten, den Österreicher zu überholen, und den Deutschen verbinden mit solchen Versuchen auch noch schmerzliche Erinnerungen. Somit verzichtete Hahn auch auf jede Gewaltaktion und gab sich schließlich mit dem 2. Platz zufrieden, ebenso wie Vrsecky jedes Risiko mied. Der 4. Platz hinter Levett war für ihn der sichere Meistertitel – solange ihn Albacete ihn nicht doch noch überholen würde. Und der Spanier fuhr mit einem außerordentlichen Elan ebenso wahrscheinlich wie mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch auch tatsächlich vom Ende des Feldes auf den 5.Platz vor, aber das reichte eben nicht. Vrsecky hatte nun 31 Punkte Vorsprung und damit heute schon seinen EM-Titel verteidigt. Nicht minder rasant umkurvte Bösiger die langsameren Fahrzeuge und passierte schließlich an 7. Position die Ziellinie. Hinter dem Schweizer sicherten sich Vojtisek, Altenstrasser und MAN-Pilot Javier Mariezcurrena (ESP) die restlichen Punkteränge. Aber das war noch längst nicht alles an Konfusion. Denn anschließend zog Buggyra den Widerspruch zurück, so etwas ist mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden, wenn die FIA in letzter Instanz anderer Meinung sein sollte.
So war der 7. Platz für Bösiger plötzlich doch wieder nur Makulatur und der Schweizer anschließend wegen „dangerous and anti-sportive behaviour“ nicht nur für dieses eine Rennen, sondern gar für das komplette Wochenende gesperrt.
In der Teamwertung holte sich im ersten Rennen Buggyra (Vrsecky / Bösiger) den Sieg vor Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) und Team Bird’s-Bernau (Levett / Lacheze). Im zweiten Rennen lag das Team Bird’s-Bernau vor Buggyra und Team HahnOxxo.
Den erfreulichen Tagesabschluss bildete dann schließlich die Preisverleihung im Rahmen des Sponsor’s Challenge Cup, und dabei gab es wirklich nur strahlende Gesichter. An diesem Cup können all die teilnehmen, die im letzten Jahr nicht unter den ersten Zehn des FIA-Gesamtklassements waren. Die unterstützende Industrie hatte Sach- und Geldpreise zur Verfügung gestellt. Wie schon im Rennbericht erwähnt ging es am Ende ganz knapp zu. Anthony Janiec gewann den Cup mit 588 zu 585 Punkten vor Balazs Szobi, der auch im letzten Jahr bereits Zweiter war. Der Vorjahresdritte, der schwedische Scania-Pilot Mikael Johansson musste diesmal mit Jean-Pierre Blaise (Belgien) und Javier Mariezcurrena noch zwei MAN-Piloten den Vortritt lassen.