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Der Sonntag in Le Mans

20. September 2009Le Mans - Das war ein sehr langer und sehr lauter Abend gestern Abend, der für manche bis zum frühen Morgen dauerte. Entsprechend kurz war dann die Nacht. Der morgendliche Dunst und diesige Himmel –so blieb es dann auch fast während des ganzen restlichen Tages – kam dann auch denen sehr entgegen, die die Augen noch nicht richtig aufbekamen. Dazu gehörten aber sicherlich nicht die RaceTruck-Piloten, die mussten ja schließlich um 9:00 Uhr einsatzbereit sein – da begann nämlich das Warm Up. Und da gaben wieder einmal Markus Bösiger (Buggyra), Antonio Albacete (MAN), David Vrsecky (Buggyra) und Jochen Hahn (MAN) den Ton an. Gerade mal 5 Zehntel lagen die G4 am Ende auseinander, das ließ ein sehr enges Zeittraining erwarten. Und das wurde es vor insgesamt 48.000 Zuschauern dann auch, wenn auch nicht unbedingt was die Zeitabstände betraf.
Wieder einmal purzelten die Bestzeiten – eigentlich entgegen aller langjährigen Erfahrungen – erst gegen Ende der Trainingssession. Anfangs lag Bösiger noch vor Hahn, doch dann wurde der Asphalt immer griffiger. Die Reste der Nachtfeuchte trockneten ab, und schon gab es ständig neue schnellste Runden. Auch der Schweizer und der Deutsche legten noch einmal zu, doch an Albacetes und Vrseckys Zeiten kamen sie nicht mehr heran. Vor Hahn hatte sich schließlich gar noch sein britischer MAN-Markenkollege Chris Levett setzen können.
Im Rennen sah dann schon wieder alles ganz anders aus. Bereits beim Start hängte Vrsecky Polesetter Albacete ab und verschaffte sich einen unerwartet großen Vorsprung. Hahn schoss an Levett und Bösiger vorbei und auf den 3.Platz vor. Jedoch schon bald hing der Spanier am Heck von Vrseckys Buggyra, kurz später konnte sich der Tscheche aber wieder vom roten MAN lösen und einem letztendlich ungefährdeten Sieg entgegenfahren. Ähnlich verlief der Kampf um den dritten Platz. Auch hier hatte sich Hahn schon etwas von seinen Verfolgern absetzen können, bevor Bösiger und Levett wieder aufschlossen. Doch auch der Deutsche konnte anschließend wieder Abstand zum Verfolgerduo gewinnen, der 3.Platz war Hahn nicht mehr zu nehmen. Bösiger und Levett taten sich im Laufe des restlichen Rennens auch nicht mehr weh, und so konzentrierte sich das Augenmerk mehr auf zwei Nebenschauplätze. Die beiden MANler Egon Allgäuer (AUT) und Balazs Szobi (HUN) kämpften verbissen um die Punkte für den 6. Platz. Der Ungar lag zwar immer nur knapp hinter dem Österreicher, doch eigentlich war klar, dass der Szobi in der Situation gegen den erfahrenen Altmeister keine Chance besaß. Da ging es bei dem Dreikampf um die 8. Position, und damit auch um die Pole für das folgende Rennen – die acht Erstplazierten starten ja in umgekehrter Reihenfolge – schon ganz anders zur Sache. Der erfahrene Renault-Pilot Frankie Vojtisek (CZE) konnte seinen Platz aber gegen sämtliche Attacken von Alexander Lvov (RUS) und Stuart Oliver (GBR) verteidigen.
Im letzten Rennen des Wochenendes verteidigte der Tscheche zunächst auch sehr geschickt seine Pole vor Allgäuer, der ebenso wie Hahn den Markenkollegen Szobi gleich passieren konnte. Dahinter hatten sich Vrsecky und Bösiger vor Albacete eingereiht. Während man sich nun allseits auf ein ähnlich spektakuläres Hahn-Allgäuer-Duell wie zuletzt ja noch in Most einrichtete – und der führende Vojtisek spielte ja auch noch mit – bereitete der Deutsche schon in der zweiten Runde am Ende der langen Gegengeraden allen Spekulationen ein Ende. Beinahe mühelos zog er an seinen beiden Vorderleuten beim Anbremsen in die 90-Grad-Kurve vorbei.
Vrsecky hatte sich mittlerweile auf die 4.Position vorgekämpft, Bösiger lag weiter auf P6 hinter Szobi, aber vor Albacete. Doch die dritte Runde war die Problemrunde für den Schweizer, er verlor 5 Plätze. Anschließend kämpfte er sich noch einmal leicht nach vorn, musste dann aber wegen technischer Probleme schon in der 7.Runde das Rennen aufgeben.
Hahns Vorsprung hatte schon über 2 Sekunden betragen, und der Circuit Bugatti gehört ja zu den Lieblingsstrecken des Altensteigers. Doch er begann kurz zu schwächeln, während Vrsecky immer mehr Dampf machte. In einem wahren Sturmlauf schoss er erst an Vojtisek und dann an Allgäuer vorbei und schnappte sich in der 6. Runde auch noch den Deutschen.
Albacete lag mittlerweile hinter seinem Markenkollegen Allgäuer auf dem 4. Platz, und die beiden MANler lieferten sich ein Duell vom Feinsten. In der 7. Runde war der Spanier eingangs der Zielgeraden schon vorbei, hatte aber wohl etwas zu viel Schwung, geriet von der Strecke und hing dann wieder hinter dem Österreicher. Eine Runde später klappte dann das Überholmanöver des Cepsa-Piloten, er lag nun auf der dritten Position. Doch Vrsecky und Hahn waren schon so weit enteilt, da war für Albacete kein Rankommen mehr.
Vierter wurde Allgäuer, dem zum Schluss noch Levett ganz eng auf die Pelle rückte. Vojtisek war Mitte des Rennens weit zurückgefallen und kam am Ende über den 12.Platz nicht mehr hinaus. Szobi sicherte sich den 6. Rang vor dem französischen Renault-Piloten Anthony Janiec. Die restlichen Punkteplätze erkämpften sich Oliver, Lvov und Dominique Lacheze (FRA) auf MAN.
In der Championatswertung hat Vrsecky mit 441 Punkten nun 10 Zähler mehr auf dem Konto als Albacete (431). Und auch der dritte Platz wird erst im letzten Rennen in Jarama zwischen Hahn (319) und Bösiger (295) entschieden.
Die Teamwertung ging im ersten Rennen an Buggyra (Vrsecky / Bösiger) vor Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) und dem Team Birds-Bernau (Levett / Lacheze). Das letzte Rennen sah das Team HahnOxxo ganz oben auf dem Treppchen vor Birds-Bernau und Buggyra.
Der Hammer des Wochenendes folgte dann am Abend, als es hieß, FIA-Technik-Chef Fabien Calvet sei mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Eigentlich war es schon lange kein Geheimnis mehr, dass der frühere Rennfahrer amtsmüde war. In Le Mans soll es dazu noch Unstimmigkeiten bei der Untersuchung einer Overspeed-Meldung gegeben haben, sodass der Franzose sich zum sofortigen Rücktritt entschlossen haben soll.