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Der Samstag in Most

Der Samstag in Most

29. August 2009Most - Vorab müssen wir bei Zehntausenden von Truckracing-Fans Abbitte leisten, die am gestrigen Freitagabend n-tv eingeschaltet und sich auf den groß angekündigten Bericht vom Truck Grand Prix gefreut hatten. Stattdessen gab es ohne Info für die Zuschauer eine Sondersendung zu einem Entführungsfall aus den USA. Wesentlich erfreulicher war es dagegen am heutigen Morgen in Most, den Renault mit der Nr. 6 und Markus Altenstrasser im Cockpit beim Warm Up zusehen. Anschließend wurde noch einmal die Vorderachse gewechselt, und auch der Pilot begab sich zu einem ausgiebigen Check ins Hospital. Als Altenstrasser dann aber mit einer Halskrause zurückkam, hatten sich für den Österreicher die Hoffnungen erledigt, hier wieder starten zu können.
Über Nacht waren die Temperaturen um mehr als 15 Grad abgesunken, bei böigem Wind und ständig leicht bewölkten Himmel erreichte das Thermometer auch kaum mehr als 21 Grad. Nachdem in letzter Zeit einige Male die ungeschriebene Regel des Zeittrainings, dass man nur in den ersten Runden Bestzeiten fahren könne, weil danach die Reifen zu stark abbauen würden, durchbrochen worden war, wurden nun in Most beinahe wieder alle Bestzeiten in den ersten beiden Runden gefahren.
Lokalmatador David Vrsecky sicherte sich gleich in der allerersten Runde mit 2:02,192 Min. die Pole auf Buggyra-Freightliner vor den beiden MAN-Piloten Jochen Hahn (GER) und Antonio Albacete (ESP) sowie Vrseckys Teamkollegen Markus Bösiger aus der Schweiz.
Der Start des ersten Rennens endete dann für das durch Altenstrassers Ausfall eh schon arg gebeutelte Team Frankie schon beinahe katastrophal. Beim Heimrennen des tschechischen Renault-Teams, bei dem Renault-Trucks ja auch Hauptsponsor ist, kam Teamchef Frankie Vojtisek gerade mal wenige Hundert Meter weit. Noch vor der ersten Kurve hatte es eine heftige Kollision mit den beiden Allgäuer-MAN von Egon Allgäuer (AUT) und Alexander Lvov aus Russland gegeben. Danach dümpelte auch der Österreicher nur noch eine Runde mit einem Plattfuss über die Piste, und Lvov musste mit seinem stark mitgenommenen Truck nach drei Runden die Segel streichen.
Vorn war Vrsecky gleich in Führung gegangen, gefolgt von Hahn, Albacete und Bösiger. Der Tscheche konnte seine Führung ständig leicht ausbauen, während der Deutsche und der Spanier sich ein heftiges Duell um den zweiten Platz lieferten. Eigentlich hatte man sich schon mit der Platzverteilung abgefunden, als die beiden Kontrahenten drei Runden vor Schluss noch einmal hart aneinander gerieten. Hahn blieb zwar vorn, doch sein äußerer linker Hinterreifen war beschädigt. Wenige Hundert Meter weiter explodierte er dann auch mit einem heftigen Knall. Bösiger und der britische MAN-Pilot Chris Levett konnten noch am Hahn-Truck vorbeiziehen, sodass sich der Altensteiger am Ende mit dem 5. Platz zufrieden geben musste. Auf den weiteren Punkterängen folgten die MANler Balazs Szobi (HUN) und Stuart Oliver (GBR) vor dem Renault von Anthony Janiec (FRA) und zwei weiteren MAN mit Javier Mariezcurrena (ESP) und Pascal Robineau (FRA).
Im zweiten Tagesrennen starten die ersten Acht ja in umgekehrter Reihenfolge. So hatte Janiec nun vor Oliver die Pole inne, von der achten Position ging Sieger Vrsecky ins Rennen.
Den Start gewann der erfahrene Altmeister Oliver und auch Hahn zog schon bald an Janiec vorbei. Eine Runde später waren die Kräfteverhältnisse schon etwas klarer. Hahn lag in Führung vor Vrsecky, Oliver, Bösiger und Szobi, während Albacete sich noch mit der 6. Position abfinden musste. Dann aber kam der Spanier Runde für Runde weiter nach vorn. Oliver war mittlerweile auf den 7. Rang zurückgefallen, Janiec außerhalb der Punkteränge. Albacete attackierte den mit Reifenproblemen kämpfenden Bösiger und lag nun auf dem dritten Rang, hinter dem Schweizer hatte Levett seinen MAN auf P5 vorfahren können. An der Spitze hatte sich Hahn mittlerweile etwas absetzen können und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen. Albacete sah dann in der vorletzten Runde die Chance, Vrsecky, seinem derzeit ärgsten Widersacher in der Meisterschaft, noch einen Punkt abjagen zu können. Mit einer harten Attacke zog er noch kurz vor dem Ziel am Tschechen vorbei auf die 2. Position. Hinter Levett fuhr Szobi auf den 6. Platz, Allgäuer, Mariezcurrena, Lvov und Oliver holten sich die restlichen Punkte.
Doch nach der Siegerehrung begannen dann erst die beinahe unendlichen Diskussionen. Hahn, hieß es plötzlich, habe Overspeed und bekomme eine 10-Sekundenstrafe aufgebrummt. Das hätte geheißen, der Deutsche wäre auf den 4. Rang zurückgefallen, und Albacete hätte gewonnen. Tatsächlich kam es aber noch härter für das Hahn-Team. Plötzlich wurde auch angezweifelt, ob die neuen Rigdon-Reifen dem Reglement entsprechen würden. Das sind die Reifen, die Hahn zuvor auch schon gefahren war, und die – so wie es das Reglement verlangt – auch für jedermann käuflich zu erwerben sind. Statt als Sieger sah sich der Altensteiger kurzerhand sogar disqualifiziert.
Aber damit war das Ganze noch nicht zu Ende. Da war ja noch die Aktion Albacete gegen Vrsecky. Kurzfristig ging gar das Gerücht, beide würden bestraft, wodurch auch beide ihre Podiumsplätze verlieren würden. Schließlich erhielt der Spanier eine 2-Sekundenstrafe, Vrsecky wurde somit zum Sieger erklärt, der Spanier blieb Zweiter und alle anderen rückten durch Hahns Disqualifikation eine Position nach vorn. Der bis dahin elfplatzierte Janiec fiel dadurch der letzte Punkt zu.
Die Teamwertung war in beiden Rennen eine klare Sache für Buggyra (Vrsecky / Bösiger), im ersten Rennen holte sich Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) den zweiten Platz vor Team Birds-Bernau (Levett / Lacheze), im zweiten Rennen tauschten die beiden Teams die Plätze.
In der Meisterschaft liegt Albacete weiter mit 315 Punkten in Front vor Vrsecky (307), Bösiger (249) und Hahn (220).