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Der Freitag in Most

Der Freitag in Most

28. August 2009Most - Normalerweise ist der Freitag eines Truckracing-Weekends eher von gepflegter Langeweile geprägt, es findet eigentlich ja auch nichts statt. Das Rennen Most gehört zu den wenigen 3-Tage-Veranstaltungen in der FIA European Truck Racing Championship, aber auch dann gibt es am ersten Tag nur meist durchweg wenig ereignisreiche Freie Trainings. Heute aber war das ganz anders. Bei hochsommerlichen Temperaturen von um die 30 Grad und am Nachmittag teils recht heftigen Wind wurde es für die Truckracer pünktlich um 14:20 erstmals Ernst, als das 20-minütige 1.Freie Training begann. Rund 19 Minuten später wurden dann plötzlich rote Flagge geschwenkt – Trainingsabbruch. Nach dem Wendepunkt der Strecke ganz im Westen geht es leicht bergab in eine leichte Linkskurve, die voll mit Tempo 160 genommen wird, und weiter bergab in eine etwas schärfere Rechtskurve, für die man dann leicht auf die Bremse treten muss.
Und genau hier schoss Renault-Pilot Markus Altenstrasser einfach geradeaus – völlig ungebremst, wie Beobachter zunächst meinten. Tatsächlich fand sich auf dem Asphalt aber eine ziemlich lange, durchgehende Bremsspur – RaceTrucks haben kein ABS. Was auch passiert sein mochte, der fünfeinhalb Tonnen schwere rote Renntruck durchpflügte nicht nur das abbremsende Kiesbett, sondern krachte anschließend noch mit solch einer Wucht gegen die Reifenbarriere, das nicht nur die die Massen nicht halten konnten. Auch die direkt anschließende Leitplanke wurde niedergewalzt. Danach ging es einige Meter eine Böschung hinab, wo der RaceTruck schließlich zwischen Bäumen stand.
Altenstrasser wurde schnellstens offenbar unversehrt geborgen und ins Hospital zur weiteren gründlichen Untersuchung gebracht, doch die Bergung des Trucks bereitete massive Schwierigkeiten. Auf dem Kiesbett hatten weder die Abschlepper und auch nicht der schnell herbeigerufene Kranwagen einen optimalen Stand. Äußerst vorsichtig hob man den mittlerweile mit kräftigen Tauen und Bändern versehenen Havaristen mit dem Kran an und bugsierte ihn über die Barrieren. Langsam wurde der Havarist dann anschließend ins Renaultzelt geschleppt, wo sich die Mechaniker direkt an die Reparatur begaben.
Der Zeitplan war danach natürlich nicht mehr einzuhalten, schließlich waren ja auch noch an den Leitplanken einige Reparaturmaßnahmen vorzunehmen. Mit fast zweistündiger Verspätung gingen die Truckracer erst um 18:00 ins 2. Freie Training. Erwartungsgemäß gaben erneut die den Ton an, die auch die bisherige Saison beherrschten. Im ersten Training hatte Lokalmatador David Vrsecky vor dem deutschen MAN-Piloten Jochen Hahn die Nase vorn, gefolgt von Markus Bösiger aus der Schweiz und dem Spanier Antonio Albacete. Die schnellste Runde im 2. Freien Training legte dann der MAN-Pilot aus Madrid auf die Piste. Zweiter wurde erneut Hahn vor den beiden Buggyra-Freightliner-Piloten Bösiger und Vrsecky. Nicht einmal 4 Zehntel trennten die G4 am Ende. Ihnen am nächsten kamen MAN-Pilot Chris Levett (GBR), Local-Hero Frankie Vojtisek (Renault), der Osterreicher Egon Allgäuer und der Ungar Balazs Szobi (beide MAN).
Erst am Abend trafen sich die Piloten zum bisher wohl spätesten Driver’s Briefing. Teamchef Vojtisek und Team-Manager Radek Mencel bestätigten noch einmal, dass Markus Altenstrasser den spektakulären Unfall unbeschadet überstanden habe.