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Der Ring Drumherum

Der Ring Drumherum

02. August 2009Diesmal hat es nun etwas länger mit dem Drumherum-Report gedauert. Manch einer hat offensichtlich ungeduldig darauf gewartet, wenn man den Emails Glauben schenken darf. Aber auch wir brauchten erst einmal etwas Abstand von sechs arbeitsreichen Tagen – wir waren schließlich von Dienstagnachmittag bis Montagmittag am Ring. Zudem war durch die intensiven Vorarbeiten gerade auch für das Video Live Streaming viel Anderes liegen geblieben, das musste zunächst einmal aufgearbeitet werden. Und zu guter letzt, so richtige Aufreger, die einer dringenden Nachbetrachtung bedürften, gab es eigentlich nicht. Es war ein rundherum gelungenes Fest.
Aber da war doch noch was, was aber nicht den TGP und den Veranstalter ADAC Mittelrhein und auch nicht die FIA-Kommissare betraf, sondern die Nürburgring GmbH.
Viele Besucher hatten einfach gehofft, einmal mit der schnellsten Achterbahn der Welt ein paar Runden drehen zu können. Doch die steht immer noch still.
Nach dem, was an Gerüchten durchs Fahrerlager schwirrte, werden die Nachbearbeiten daran so langwierig, das würde dann in diesem Jahr wohl nichts mehr mit dieser Superattraktion. Da macht es dann auch nichts, dass der TGP eh die vorläufig letzte Veranstaltung am Ring mit solchem einem Massenzuspruch war.
Ernsthafter störte viele Besucher aber etwas, mit dem wir allerdings keine persönlichen Erfahrungen gemacht haben. So soll es ohne Ringcard, so eine Art Prepaidcard, nicht mehr möglich sein, am Ring ein Bier zu trinken oder ein Würstchen zu essen. Nicht weniger irritiert zeigten sich viele Fans, dass sie beim Besuch der in der Müllenbachschleife ausgestellten Korso-Trucks von oben bis unten abgetastet wurden, wobei beinahe jedwede Gegenstände verboten waren, mit aufs Gelände zu nehmen, auf dem ja gleichzeitig auch noch die Konzerte stattfanden. Das sind Maßnahmen, die man bisher bestenfalls vom Rock am Ring kannte, bei den Besuchern des TGP kam das gar nicht gut an.
Denn wie beim Truckracing gewohnt, ging nämlich wieder einmal alles ausgesprochen friedlich über die Bühne – trotz der insgesamt 177.000 Besucher. Denn die – ganz Lokalpatrioten – freuten sich nämlich viel mehr über die Erfolge von Jochen Hahn in den FIA-Läufen und Hans-Joachim Stuck im Mittelrhein-Cup, womit sich der Allround-Rennfahrer – gibt es eigentlich eine Rennserien, in der Stuck noch nicht gefahren ist? – auch den Titel des Truck Masters Germany sicherte.
Aber auch Hahn holte sich noch einen Ehrentitel, den des beliebtesten Truckpiloten am Ring.
Hart auf den Fersen war ihm dabei Heinz-Werner Lenz. Im Mittelrhein-Cup, wo der dreifache Europameister seinen gerade erst erworbenen Mercedes-Benz vorstellte, lief es dann nicht ganz so rund, auch nicht für Sohn Sascha mit dem Mercedes-Hauber. Beide haderten mit der Technik. So avancierte Gastpilot Uwe Nittel mit dem Iveco zum besten Fahrer im Lenz-Stall. Dafür funktionierten die Lenzens den Go-and-Stop Wettbewerb zu ihrer ureigensten Sache um. Schließlich schlug der Sohnemann den Papa um Bruchteile von Sekunden.
Aber nicht nur bei Lenz wurde kräftig gefeiert. Auch wenn es manchmal eine Nummer kleiner war als in den letzten Jahren, von Verdruss keine Spur. Das größte Teamzelt hatte sicherlich das Team Hahn Racing. Der Auftritt kam bei den Sponsoren und Unterstützern des Altensteiger Privatteams ausgesprochen gut an. Wesentlich weniger gut, wenn nicht gar enttäuschend fanden die Fans und die Trucker das Fernbleiben diverser großer Nutzfahrzeughersteller. So war die Zunft tatsächlich nur noch durch Renault und MAN vertreten. Beide vielleicht auch eine Idee kleiner als in den letzten Jahren, aber insbesondere MAN ausgesprochen imposant und repräsentativ. Das freute dann auch die Trucker.
Auf dem traditionellen Iveco-Platz hatte die Dekra einen Segway-Parcour aufgebaut, schließlich ist dieser zweirädrige Einachser nicht ganz einfach zu beherrschen, neuerdings aber bundesweit für den allgemeinen Straßenverkehr zugelassen.
Direkt daneben befand sich der Arbeitsbühnenkran der Firma Eisele. Jeden Mutigen hievte die Crew bis zu 103 Metern in die Höhe. Von dort oben genoss man ungeahnte Aussichten, nicht nur über die komplette Rennstrecke, sondern weit in die schöne Landschaft der Eifel hinein.
Der originellste Aussteller kam sicherlich aus Stuttgart. Seine Aufforderung zum Probesitzen taten viele Vorübergehende zunächst mit einem Lächeln ab, schließlich wollte man sich vor den Massen nicht zum Gespött der Leute machen. Der Schwabe bat nämlich, auf einem Not-WC Platz zu nehmen. Doch als das erste Eis gebrochen war, ging es Schlag auf Schlag. Das Not-WC besteht aus einem Eimer mit extrem stabilem Toilettendeckel, Einlagefolien und Toilettenpapier. Die Idee kam dem Kraftfahrer, als er wieder einmal auf einem Parkplatz seine Ruhepausen einhalten musste, weit und breit aber keine Toilette zu finden war. Insbesondere neue Pläne aus Brüssel, wo man das Nutzen der Freien Natur zur Erledigung der dringendsten Bedürfnisse künftig mit einer Geldstrafe ahnden will, werden diesem Projekt sicherlich kräftig auf die Sprünge helfen.
Kräftig auf die Sprünge helfen wollte auch eine Masseurin aus der Schweiz, die tagsüber den Besuchern und den wegen des ewigen Sitzens permanent unter Rückenscherzen leidenden Truckern Gutes tat. Abends hatte sie ihre Liege in einer Box aufgebaut. Mechaniker und Fahrer standen beinahe Schlange, um sich hier einmal richtig durchmassieren zu lassen. Entsprechende Sprüche der Herumstehenden blieben da natürlich nicht aus. Dennoch kamen sie wieder, es hatte ihnen offensichtlich gut getan.
Durch das Nichterscheinen einiger Etablierter war es dem Veranstalter der Industrieparks erst möglich, auch mal ganz etwas Neues vorzustellen. Vielleicht gehört das eine oder andere davon künftig dann auch schon zum „Establishment“.