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Der Sonntag am Ring

Der Sonntag am Ring

26. Juli 2009Nürburgring - Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre, fast durchgängig blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Am frühen Morgen erreichten die Temperaturen zwar kaum 10 Grad, doch die meisten Fans der insgesamt 177.000 bekamen davon kaum etwas mit. Schließlich hatte es am Vorabend das ja schon legendäre Feuerwerk gegeben, und vorher und nachher Live-Musik bis zum Abwinken, und das war erst sehr spät – exakter sehr früh am Morgen.
Nach dem unter diesen Umständen mit 8:30 Uhr extrem frühmorgendlichem Warm-Up brach dann im Zeittraining wieder der Ernst des Lebens über die Truckracer herein. Und es wurde wieder zu einer kleinen Nervenschlacht, denn erneut wurde die alte Truckracer-Weisheit, wer anfangs keine schnelle Runde erwischt, hat schon verspielt auf den Kopf gestellt. Polesetter David Vrsecky ebenso wie sein Buggyra-Teamkollege Markus Bösiger markierten ihre Spitzenzeiten erst gegen Ende der 20 Minuten. Am Ende trennten sie nicht einmal 3 Hundertstel. Hinter den beiden Buggyra-Freightlinern gab es dann eine MAN-Reihe mit Antonio Albacete und Jochen Hahn, bis einschließlich Platz 9 gab es sogar nur MAN, dann folgten zwei Renaults.
Der Start im anschließenden Rennen ging erneut ausgesprochen gesittet vonstatten. Vrsecky nutzte seine Pole und ging direkt in Führung, eine halbe Länge hinter ihm Bösiger, und dann folgten Albacete und Hahn Seite an Seite. Ausgangs der Mercedes-Arena war der Deutsche dann unter dem Jubel der vollbesetzten T4 und T4a am Spanier vorbei. Schnell hatte sich das Führungsquartett vom Verfolgerfeld gelöst. Nur wenige Meter auseinander liegend zog das Spitzenquartett seine Runden. Insbesondere Bösiger und Hahn kamen sich dabei immer wieder ins Gehege. Aber was der MAN-Pilot auch anstellte, an Bösigers grauem Buggyra kam er einfach nicht vorbei. Eine Sekunde hinter Sieger Vrsecky rasten die beiden Kampfhähne in der Schlussrunde aufs Ziel zu, am Ende hatte der Schweizer um gerade mal 3 Zehntel die Nase vorn.
In respektvollem Abstand lieferten sich die beiden MAN-ler Egon Allgäuer und Chris Levett ein Privatduell um den fünften Platz. Aber am österreichischen früheren Europameister haben sich in solchen Situationen schon erfahrenere Piloten die Zähne ausgebissen, und so musste sich der junge Brite am Ende auch um eine knappe Sekunde geschlagen geben. Um die 7. Position gab es wieder eine größere Nahkampftruppe mit insgesamt 5 Trucks, vier MAN und ein Renault, der von Markus Altenstrasser. Der Österreicher musste am Ende um nicht einmal 1 Sekunde dem Russen Alexander Lvov den Vortritt lassen, konnte aber die restliche MAN-Übermacht mit Stuart Oliver, Dominique Lacheze und Balazs Szobi hinter sich lassen. Dem Ungarn blieb dabei aber nur der undankbare 11. Platz, der erste ohne Punkte.
Im Abschlussrennen hatte Altenstrasser – als Achtplatzierter – die Pole, neben ihm lag Lvov. Die G 4 starteten von den Positionen fünf bis acht in der Reihenfolge Albacete, Hahn, Bösiger und Vrsecky. Der Start verlief einmal mehr ausgesprochen gentlemanlike, nur sanfte Berührungen, keine Behinderungen. Allerdings war noch nicht eine Runde vorüber, da krachte es ganz heftig im hinteren Feld. Erwin Kleinnagelvoort mit seinem Scania und Eduardo Rodrigues auf MAN fuhren Seite an Seite durch die NGK-Schikane. Der Portugiese geriet dabei immer weiter nach rechts, dem holländischen Scania ging ganz einfach der Asphalt aus, und da ist keine Auslaufzone, sondern eine Reifenbarriere. Dagegen krachte dann Kleinnagelvoorts Truck, stieg auf und kippte um: Rennabbruch. Zunächst wurde der Pilot durch die geborstene Frontscheibe aus dem stark beschädigten Führerhaus geborgen, und dann musste der Truck abgeschleppt werden. Mit etwa einer halben Stunde Verspätung erfolgte dann der Neustart.
Altenstrasser behielt sein Pole nur eine Runde, dann übernahm Hahn unter dem Jubel der Zuschauer die Führung. Wenige Runden später hatte sich Albacete auf den zweiten Platz durchgekämpft. Und auch Vrsecky und Bösiger waren letztendlich einfach zu schnell um nicht wieder auf die vorderen Plätze vorzufahren. So lagen am Ende mit Hahn, Albacete, Vrsecky und Bösiger erneut die G 4 vorn. Auch um den fünften Platz gab es wieder den Kampf aus dem vorherigen Rennen zwischen Allgäuer und Levett. Und auch hier hatte der Österreicher wieder knapp die Nase vorn – um gerade mal eine halbe Sekunde. Die restlichen Punkteränge holten sich Altenstrasser, Lvov, Stuart Oliver und Frankie Vojtisek.
Den Tagesabschluss brachte das zweite Rennen um den Mittelrhein-Cup. Hier setzten die Fans natürlich auf Heinz-Werner Lenz nebst seinen Teamkollegen Sascha Lenz und Uwe Nittel sowie auf den am Vortag siegreichen Hans-Joachim Stuck.
Doch sie hatten ihre Rechnung ohne Chris Levett gemacht. Er und sein Landsmann Stuart Oliver waren am Ring in beiden Wettbewerben am Start, da es im Mittelrhein-Cup ja auch Punkte für die englische Meisterschaft zu gewinnen gab. Im 1. Rennen hatten sich die beiden ja im Eifer des Gefechts eliminiert, und mussten so jetzt von ganz hinten starten. Und Levett fuhr das Rennen seines Lebens. Schon nach wenigen Runden hatte er sich ins Vorderfeld durchgekämpft, überholte schließlich Philippe Arlaud und knackte dann auch noch MAN-Markenkollegen und Spitzenreiter Stuck. Bei Sascha Lenz lief es nicht ganz so rund, nach 4 Runden musste er seinen Mercedes-Hauber auf dem Gras abstellen. Besser dagegen lief es bei seinem Vater Heinz-Werner und dem Lenz-Gastfahrer Uwe Nittel. Der frühere Rallyeweltmeister holte sich wie schon am Vortag den 7.Platz, Lenz senior lag in seinem am Ring erstmals eingesetzten Mercedes nur einen Platz dahinter.
Die Teamwertung ging in beiden Rennen an Buggyra (Vrsecky / Bösiger). Im ersten belegte Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) den zweiten Platz vor Team Birds-Bernau (Levett / Lacheze), im Abschlussrennen lag Team Frankie (Altenstrasser / Vojtisek) vor Team HahnOxxo.
Aber damit ist es beim TGP ja noch nicht getan. Jochen Hahn gewann die Abstimmung zum beliebtesten Fahrer beim TGP und Stuck wurde am Ende „Truck Master Germany“.
In der FIA-Gesamtwertung liegt Albacete weiter mit 291 Punkten in Führung vor Vrsecky (277), Bösiger(229) und Hahn (212).