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Der Sonntag in Barcelona

Der Sonntag in Barcelona

05. Juli 2009Barcelona - Das für den gestrigen Abend befürchtete Gewitter blieb Gott sei Dank aus. Und auch beim morgendlichen Warm-Up – bei bereits wieder hochsommerlichen Temperaturen – lief alles noch im grünen Bereich: Das Führungsquartett mit den beiden Buggyras – Markus Bösiger und David Vrsecky – und den zwei MAN – Antonio Albacete und Jochen Hahn – lag durch gerade mal zwei Zehntel getrennt wieder an der Spitze. Das entscheidende Zeittraining schien aber einmal mehr durch taktische Finessen geprägt. Es war ungemein schwer eine wirklich freie Runde fahren zu können. Ein besonders glückliches Händchen hatte dabei Albacete, der mit 1:29,835 gar die magische 1:30er-Marke knackte. Sehr unglücklich agierte Bösiger, der mit seinen ersten Runden gar nicht zufrieden war und minutenlang in der Boxengasse stand. Während die Mechaniker schraubten, markierte die Konkurrenz die Bestzeiten. Nicht sehr viel besser erging es dem Teamkollegen Vrsecky. Während sich beinahe alle Piloten verbesserten, erreichten die beiden Buggyras nicht mehr ihre Zeiten aus dem Warm-Up, sie mussten sich mit P5 (Vrsecky) und P7 (Bösiger) zufrieden geben. Hinter Albacete standen mit Jochen Hahn, Egon Allgäuer und Chris Levett drei weitere MAN-Piloten und auch zwischen Vrsecky und Bösiger stand mit Balazs Szobi wieder ein MAN. Das war eine Startaufstellung, die so wohl niemand erwartet hatte.
Mittlerweile war das Thermometer wieder bei knapp 33 Grad angelangt, und der Asphalt hatte sich gar auf über 48 Grad aufgeheizt. Trotzdem gingen die Piloten es beim ersten Tagesrennen relativ cool an. Bei einem Kopf-an-Kopf-Start hatte Albacete in der ersten Kurve knapp die Nase vorn. Allgäuer konnte sich gegen Levett durchsetzen, Vrsecky war auf der 5.Position, Szobi verlor gleich 7 bis 8 Plätze und Frankie Vojtisek hatte sich vor Bösiger setzen können. Nun rechneten alle wieder einmal mit einem Start-Ziel-Sieg des Spaniers – vor allem in Anbetracht seiner Überlegenheit im Zeittraining. Hahn dachte da aber ganz anders. Der Schwabe ließ seinen Markenkollegen keineswegs kampflos von dannen ziehen, ganz im Gegenteil. Zum Entsetzen der insgesamt 17.000 Zuschauer zog der Deutsche in der 5. Runde tatsächlich an dem roten Cepsa-MAN ihres Lokalmatadoren vorbei. Und von da an gewann Hahn auch immer mehr Abstand und fuhr schließlich mit 6 Sekunden Vorsprung einem überlegenen Sieg entgegen.
Währenddessen hatte sich Vrsecky an Levett und Allgäuer vorbeigekämpft, und dann setzte der Tscheche tatsächlich zur Verfolgung des schon leicht enteilten Albacete an. Trotz ständiger Attacken gelang es dem Buggyra-Piloten schließlich doch nicht, am Spanier vorbeizukommen. Mit gerade mal einer Zehntel Vorsprung rettete Albacete seinen 2.Platz schließlich ins Ziel. Nachdem Bösiger es in der 5. Runde endlich geschafft hatte, den Renault von Vojtisek zu überholen, schloss er schnell zu den beiden Kampfhähnen Allgäuer und Levett auf. Rundenlang fuhr man Stosstange an Stosstange. Im Zuge diverser Überrundungsmanöver gelang es Allgäuer sich etwas zu lösen, und in der 11. Runde konnte Bösiger schließlich auch Levett passieren. Wenig später hing der Schweizer schon am Heck Allgäuers. Doch schaffte er es in den Schlussrunden nicht mehr, den Österreicher auch noch zu überholen; um 3 Zehntel geschlagen musste er Allgäuer schließlich den 4. Rang überlassen. Hinter Levett setzte sich Vojtisek im teaminternen Duell gegen Markus Altenstrasser durch, der somit die Pole für das 2. Rennen innehatte. Die wohl spektakulärste Auseinandersetzung des Rennens gab es um den 9. Platz zwischen den vier MAN-Piloten Alexander Lvov, Dominique Lacheze, Stuart Oliver und Szobi, der beim Start ja weit zurückgefallen war. Und auch hier zog der Ungar den Kürzeren, am Ende musste er sich hinter Oliver mit Platz 12 zufrieden geben. Die letzten Punkteränge sicherten sich Lvov und Lacheze.
Zu Beginn des zweiten Rennens war der Asphalt schließlich gar 52 Grad heiß und genauso heiß ging es auch schon beim Start zu. Die erste Startreihe war mit Altenstrasser und Vojtisek voll in Renaulthand, dahinter folgten Levett und Bösiger vor Allgäuer, Vrsecky, Albacete und Hahn. Und schon in der ersten Kurve gerieten diverse Trucks aneinander. Allgäuer blieb mit Defekt liegen, Bösiger kam erst mit großem Abstand ins Rennen zurück. Plötzlich fand sich der Schweizer an der Spitze wieder – vor den beiden roten Renaults. Und dann krachte es erneut ganz heftig. Stark gezeichnet fielen Altenstrasser und Vojtisek immer weiter zurück, bis sie ganz ausfielen. Zwischenzeitlich hatte Vrsecky die Spitze übernommen, gefolgt von Bösiger, der allerdings eine Runde Rückstand hatte. Das Buggyra-Duo entfernte sich immer weiter von seinen Verfolgern und letztendlich fuhr Vrsecky einem ungefährdeten Sieg entgegen. Zwei Runden vor Schluss fuhr Bösiger dann in die Boxengasse, sodass auch rein optisch nun die richtige Reihenfolge hergestellt war. Albacete sah sich während der letzten Runden ständiger Attacken Hahns ausgesetzt, eine richtige Überholchance hatte der Deutsche aber eigentlich nicht. Letztendlich ging es auch nur um einen Punkt mehr oder weniger, kein Grund also, sich möglicherweise gegenseitig von der Strecke zu schießen. Levett fuhr am Ende auf der vierten Position ein vor Szobi, Lacheze, Anthony Janiec und Javier Mariezcurrena. Die beiden letzten Punkteränge holten sich Lvov und Jean-Pierre Blaise.
Im Nachhinein gab es noch reichlich Diskussionen um das Rennen und die Crashs. Bösiger wurde wegen Ignorierens der blauen Flaggen aus der Wertung genommen.
In der Meisterschaft liegt Albacete mit 249 Punkten weiterhin in Führung vor Vrsecky (227), Bösiger (187), Hahn (171), Allgäuer (106) und Levett (100).
Die Teamwertung ging im ersten Rennen wieder an Buggyra (Bösiger / Vrsecky) vor Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) und Bird`s-Bernau (Levett / Lacheze). Im zweiten Rennen ging der Sieg an Team HahnOxxo vor Bird`s-Bernau und Buggyra.