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Vorbericht Barcelona

Vorbericht Barcelona

30. Juni 2009Mit Grauen erinnern sich die Truckracer an das Rennwochenende von Barcelona im letzten Jahr. Drei Tage Regen und so mancher Pilot mag sich gewünscht haben, am Steuer eines Amphicars zu sitzen statt an dem eines RaceTrucks. Erstmals trifft sich die Truckracing-Gemeinde nun auch im Hochsommer am Circuit de Catalunya, bisher war man hier immer anfangs der Saison. Und so sind denn auch die Wetteraussichten wesentlich besser. Täglich 30 Grad und mehr, vielleicht verhindert ja die angekündigte leichte Wolkendecke, dass es noch heißer wird. Nur mit den Wetter-Prognosen ist das so eine Sache. Im letzten Jahr war noch Wasserknappheit vorhergesagt worden, und die Stadt Barcelona hatte schon die ersten Wasser-Tankschiffe angeheuert, um die Wasserversorgung für die Bewohner sicherzustellen.
Wie immer es werden wird, die Truckracer sind in großer Zahl vertreten, 30 Renntrucks sind gemeldet. Neben den 21 FIA-Piloten noch acht spanische Fahrer – der Lauf zählt auch zur spanischen Meisterschaft – und Dominique Lacheze, der hier durchaus wieder dem einen oder anderen Etablierten ein paar Pünktchen wegschnappen könnte.
Wie in Spanien üblich wird sich letztendlich alles wieder auf Antonio Albacete konzentrieren. Traditionell ist bei den drei Rennen auf der iberischen Halbinsel Albacetes Sponsor „Cepsa“ ja auch besonders aktiv. Aber der kleine Spanier ist schon zu lange dabei, als dass er mit dem Trubel und dem hohen Erwartungsdruck nicht fertig werden könnte. Die Buggyras mit Markus Bösiger und David Vrsecky sind weiter erste Verfolger. Bisher hatten die beiden Freightliner-Piloten in Barcelona immer besonders gut ausgesehen, und so werden sie alles daran setzen, hier verlorenes Terrain wieder wettzumachen.
Einen Strich durch die Rechnung machen könnte ihnen dabei aber Jochen Hahn. Denn der Deutsche bekundet – nachdem in Nogaro seine Pechsträhne mit Turboplatzern nun offensichtlich endlich ein Ende gefunden hat – auch ein großes Nachholbedürfnis an Punkten. Beim letzten Rennwochenende konnte er Albacete zumindest schon einmal vom Thron des besten MAN-Piloten stoßen. Nicht zu vergessen, Chris Levett auf einem weiteren Bernau-MAN, an dessen Steuer im letzten Jahr noch Albacete gesessen hat. In den letzten Zeittrainings zeigte der Engländer immer wieder, dass er von der Performance her dem Spitzenquartett kaum nachsteht, es fehlt einfach noch ein bisschen an Konstanz für ein ganzes Rennen. Nicht minder gefährlich für die Spitze ist Altmeister Egon Allgäuer. Dessen RaceTruck ist vielleicht nicht ganz so schnell wie die anderen, doch der Österreicher besitzt eine ungeheure Routine, und gerade in den zweiten Tagesrennen, bei denen er in der Startaufstellung infolge des neuen Reglements meistens weiter vorn lag, hat sich schon so manch vermeintlich Schnellerer an dem gelben MAN die Zähne ausgebissen. Ähnliches gilt auch für die beiden Renaults von Markus Altenstrasser und Frankie Vojtisek, ebenso wie für deren französischen Markenkollegen Anthony Janiec. Dem fehlt es aber manchmal noch etwas an Hartnäckigkeit und Routine, um den Attacken der Konkurrenz so richtig Paroli bieten zu können. Das gilt auch für den Ungarn Balazs Szobi, der in Nogaro seinen MAN nach harten Start-Duellen zweimal schon in der ersten Runde abstellen musste. Wesentlich abgeklärter ist da der Champion von 2004, Stuart Oliver. Materialmäßig hinkt der Brite derzeit zwar etwas hinterher, doch für die nächste Saison will er mit einem neuen Truck wieder ganz vorn mitmischen, wenn die Sponsoren mitspielen.
All diese Gedanken plagen die, die hier als Gastfahrer Punkte für die spanische Meisterschaft einheimsen wollen, sehr viel weniger. Während es bei den EM-Piloten um Zehntel und Hundertstel geht, geht es bei den Gebrüdern Vilas und Co. hauptsächlich um den Spaß. Das heißt nicht, dass nicht auch hier bis aufs Äußerste gekämpft wird, aber man sieht das alles nicht so verbissen. Für diese Piloten scheinen die Rennen mehr eine Vorbereitung für ihren großen Auftritt am Sonntagnachmittag, wenn der sportliche Teil vorbei ist. Dann drehen sie vor ihren begeisterten Fans mit qualmenden Reifen ihre Pirouetten – genannt Donuts – und lassen sich feiern. Wenn die Streckenleitung sie denn angesichts der hohen Temperaturen und der damit verbundenen besonderen Anfälligkeit des Asphalts auch drehen lässt.