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Der Sonntag in Nogaro

Der Sonntag in Nogaro

21. Juni 2009Nogaro - Leicht bewölkter Himmel, angenehme Temperaturen um die 25 Grad ließen insgesamt fast 26.000 Zuschauer an den Circuit Paul Armagnac strömen. Und die sahen schon am Morgen ein spannendes Zeittraining. Antonio Albacete, David Vrsecky und auch noch Markus Bösiger waren in ihrer ersten schnellen Runde etwas gehandicapt, da man sich im großen Hauptfeld beim Einfahren sehr viel Zeit ließ, und die ersten drei Trucks schon wieder aufliefen, bevor die letzten überhaupt richtig Gas gegeben hatten. Jochen Hahn, der an 4. Stelle ins Zeittraining gegangen war, war davon nicht betroffen, und so schaffte der Schwabe denn auch gleich mit 1:52.047 die schnellste Runde des Wochenendes. Kurz vor Schluss rückte Vrsecky mit seinem Buggyra Freightliner dem MAN-Piloten noch einmal bis auf 5 Hundertstel auf die Pelle, doch die Pole war Hahn nicht mehr zu nehmen. Albacete fuhr seinen roten MAN auf den dritten Startplatz, Bösiger holte sich mit seinem Freightliner die 4. Startposition. Die ersten Vier lagen wieder einmal nur wenige Zehntel auseinander.
Von den Aufregungen des Vorabends war nicht mehr viel zu spüren. Die 1-Sekundenstrafe für Bösiger wurde aufrechterhalten, was weder der Schweizer noch sein Teamchef Mario Kress verstehen konnten, Hahn wurde mit einer Verwarnung bedacht, weil er beim Überholen mit zwei Rädern übers Gras gesaust war.
Des ungeachtet nutzte der Deutsche im ersten Tagesrennen souverän seine Pole, übernahm gleich die Führung und verwies Vrsecky, Albacete und Bösiger auf die Verfolger-Plätze. Damit war das Rennen in der Spitze quasi auch schon entschieden. Vrsecky hing Hahn zwar ständig an der Stoßstange, hatte letztendlich aber nie eine Chance am schwarzen MAN vorbeizukommen. In jeweils sicherem Abstand folgten Albacete und Bösiger. Wesentlich härter ging es da beim Kampf um die weiteren Plätze zur Sache. Balazs Szobi geriet schon wie auch gestern mit seinen Nebenleuten in der ersten Kurve aneinander, und erneut bedeutete dies das Aus für den ungarischen MAN-Piloten. Egon Allgäuer sah sich auf der 5. Position dem permanenten Druck seines MAN-Markenkollegen Chris Levett ausgesetzt, doch mit der Abgeklärtheit des Altmeisters parierte der Ex-Europameister jede Attacke des englischen Youngsters. Hinter Levett fuhren Frankie Vojtisek (Renault) auf Platz sieben und Alexander Lvov (MAN) auf der achten Position ein – und damit holte sich der Russe erstmals in seiner noch jungen Truckracing-Karriere die Pole. Neunter wurde Markus Altenstrasser (Renault), und um den zehnten und letzten Punkterang lieferten sich Anthony Janiec und Javier Mariezcurrena (MAN) bis zur Ziellinie ein erbittertes, vom Publikum viel umjubeltes Duell, das der französische Renault-Pilot um gerade mal 2 Zehntel für sich entscheiden konnte.
Das ließ für das letzte Rennen also Spektakuläres erwarten, und die Zuschauer wurden auch nicht enttäuscht. Die Sonne hatte den Asphalt mittlerweile auf rund 44 Grad aufgeheizt, und genauso heiß ging es schon direkt nach dem Start zur Sache. Die beiden Leader Lvov und Vojtisek kamen sich im Scheitelpunkt der ersten Kurve ins Gehege. Der Tscheche lag leicht vorn, als der Russe ihn an der Seite erwischte. Vojtisek fiel etwas zurück, Lvov übernahm die Führung. Wenig später erwischte dann Allgäuer den roten Renault auf der anderen Seite, und das gab Vojtisek den Rest. Ziemlich gezeichnet schleppte er sich dann noch in die Boxengasse. Sekunden später waren es Mariezcurrena und Janiec, die sich in Fortsetzung ihres Zweikampfs vom vorherigen Rennen an beinahe derselben Stelle von der Piste beförderten – wie übrigens auch schon am Samstag. Einige Hundert Meter weiter blieb der französische Renault mit offensichtlich gebrochener Vorderachse im Kies stehen, Mariezcurrena kehrte mit Verspätung ins Rennen zurück. Eindeutige Gewinner dieses Tohuwabohus waren Allgäuer, der schon bald die Spitze übernahm, und Albacete, der von der 6. Position auf die 3. vorschoss.
Wenige Runden später hatte dann der Spanier dem Österreicher die Führung abgejagt und fuhr von nun an einem ungefährdeten Sieg entgegen. Seine stärksten Gegner im Kampf um den Titel, Vrsecky, Bösiger und Hahn rieben sich währenddessen in Duellen mit denen auf, die der Spanier schon längst hinter sich gelassen hatte – wobei sich gerade Bösiger mit dem Überholen des eindeutig langsameren Lvov schwer tat. Mitte des Rennens schloss dann das Verfolgertrio zu Allgäuer auf. Durch den Zweikampf mit dem Russen, hatte der Schweizer etwas den Anschluss verloren. Vrsecky und Hahn waren beinahe mühelos an Allgäuer vorbeigezogen, nachdem der Tscheche dem Österreicher etwas unsanft ins Heck gefahren war, und dann lag auch Bösiger hinter Allgäuer. Doch im Gegensatz zum Vortag verlief die Begegnung der beiden Alpenländler diesmal ohne nachhaltige Folgen. Vrsecky und Hahn waren da allerdings schon zu weit enteilt, als dass der Schweizer noch hätte aufschließen können.
In der vorletzten Runde dann gab es eine weitere heftige Berührung, danach lag jede Menge Plastik auf der Piste – Altenstrasser und Allgäuer waren aneinander geraten. Der Renault-Pilot schaffte es somit noch hinter dem Führungsquartett auf den fünften Platz vorzufahren. Hinter Allgäuer holte sich Szobi den 7.Platz. Der Ungar war ein tolles Rennen gefahren. Nach seinem unglücklichen Ausfall im ersten Rennen hatte er vom Ende des Feldes starten müssen und ließ insgesamt 15 Konkurrenten hinter sich. Dominique Lacheze sicherte sich mit dem 8.Platz seine ersten Punkte der Saison vor Lvov und Stuart Oliver, der wie Szobi ganz von hinten hatte ins Rennen gehen müssen.
Auch diesmal schaute sich die Rennkommission lange die TV-Aufzeichnungen an, bestellte einige Fahrer zum Rapport, doch am Ergebnis änderte sich nichts mehr.
Erneut war die Teammeisterschaft in beiden Rennen eine klare Angelegenheit für Buggyra (Vrsecky / Bösiger), vor Team HahnOxxo (Hahn / Szobi) und Team Frankie (Altenstrasser / Vojtisek).
In der Meisterschaftswertung liegt Albacete mit 203 Punkten weiter in Führung vor Vrsecky (177), der Bösiger (165) vom zweiten Platz hat verdrängen können. Vierter ist Hahn (119) vor Allgäuer (92), Altenstrasser (81) und Levett (77).